[English]Das Thema VMware-Übernahme durch Broadcom ist ein dankbares Thema für Blogger, da geht der Stoff kaum aus. Ich hatte ja vor zwei Tagen im Beitrag Hat die User Portal-Migration von VMware zu Broadcom bei euch geklappt? die Erfahrungen abgefragt – Echo war "läuft holprig". Nun noch ein Nachtrag: Laut einem Hinweis von Lenovo vertreibt Dell keine VMware-Produkte mehr (die waren mal Besitzer von VMware). Und VMware by Broadcom hat einen Deal mit Microsoft zwecks Lizenzierung seiner Produkte abgeschlossen.
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VMware by Broadcom
Nur mal kurz als Rückblick: VMware ist 1998 gegründetes US-Unternehmen, welches im Bereich der Virtualisierung unterwegs ist. Das Unternehmen hatte fast 34.00 Mitarbeiter, bei einem Umsatz von rund 11,8 Milliarden US-Dollar. In meinem Hinterkopf war immer verankert, dass der Computerhersteller Dell mal Besitzer von VMware war, diesen jedoch 2021 "in die Unabhängigkeit" entlassen hat. Konkret war es wohl so, dass Michael Dell um die 40 % der VMware-Aktien hielt.
Dann wurde VMware von Broadcom übernommen (siehe Broadcom kauft den Anbieter VMware für 61 Milliarden US-Dollar), und seit Ende 2023 befindet sich das ganze Konstrukt in "heftigem Fahrwasser". Die zahlreichen Blog-Beiträge, die ich am Ende dieses Texts verlinkt habe, singen ein Lied, was die letzten Monate an Dramen passiert ist.
Als Dell VMware 2021 in die Selbständigkeit entließ, wurde zwischen Dell und VMware ein Vertrag geschlossen, der Dell ermöglichte, die VMware-Virtualisierungsprodukte eigenständig weiter zu vertreiben. Im Beitrag VMware-Nachlese: PAC funktioniert wieder; Dell macht den Exit hatte ich bereits im Februar 2024 thematisiert, dass Dell diesen Vertrag auf Grund der Broadcom-Übernahme zum 25. Januar 2024 gekündigt habe, wie auch dieser Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht hervorgeht.
Lenovo sagt "Dell ist bei VMware raus"
Bei den Kollegen von The Register las ich Ende Mai 2024, dass die Trennung von Dell und VMware by Broadcom so tiefgreifend sei, dass Dell nicht mal mehr in der Lage sei, gemeinsam mit dem Virtualisierungsspezialisten entwickelte System zu verkaufen. Von Dell gab es VxRail – eine gemeinsam mit VMware entwickelte hyperkonvergente Infrastruktur. Eine Virtualisierungslösung von VMware auf einsatzbereiter Dell-Hardware sollte mittelständischen Kunden und größeren Unternehmen eine skalierbare Infrastruktur in diesem Segment ermöglichen.
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The Register bezieht sich auf Lenovo-Quellen, die an VMwares hyperkonvergentem Softwarestack gearbeitet haben. Diese behaupteten, dass Dell bei VMware by Broadcom aus zwei Gründen "aus dem Spiel sei".
- Dell habe keine keine neue Vereinbarung mit Broadcom unterzeichnet, kann also keine VMware-Software im Paket mit VxRail-Appliances verkaufen bzw. lizenzieren.
- Weiterhin verlange Broadcom zur Installation in hyperkonvergenten Systemen Änderungen am Orchestrierungscode, was Dell aktuell nicht erfüllen könne.
Während der erstgenannte Punkt mit der oben erwähnten Vertragskündigung durch Dell konform geht, weiß ich nicht, was ich von der zweiten Aussage halten soll. Die Aussage stammt von Lenovo, die aber zum 27. Februar 2024 aus der Lizenzierung ausgestiegen sind (siehe VMware Produktportfolio: Interna der Lizenzierung; und Lenovo ist seit 27. Feb. 2024 raus). Und jetzt heißt es bei The Register, dass Lenovo-Leute an einem VMware-Virtualiserungsstack arbeiten und natürlich die VMware by Broadcom-Anforderungen erfüllen würden.
Bei einer Anfrage an Dell erhielt The Register nur eine allgemeine Antwort, dass Broadcom ein wichtiger und geschätzter Partner von Dell Technologies sei, und man werde Kunden und Partnern, die sich für Broadcom- und VMware-Lösungen entscheiden, weiterhin einen Mehrwert bieten. Diese Aussage gab es aber gegenüber The Register auch bereits bei der Kündigung des Vertriebsvertrag mit Broadcom.
Broadcom hat auf die Anfrage von The Register, ob es einen Deal mit Dell gebe und ob die Anforderungen für hyperkonvergente Geräte sich geändert haben, nur die Auskunft gegeben, dass es in "diesem Stadium nichts Neues mitzuteilen gebe". The Register thematisiert im Artikel, dass Nutanix von dieser Entwicklung profitieren könnte, da VxRail wohl mal als Gegengewicht zum Nutanix-Virtualisierungsstack von Dell und VMware entwickelt wurde. Gibt es jemand aus der Blog-Leserschaft, der hier mehr Informationen hat und was dazu sagen kann?
Update: Alles in die andere Richtung – siehe VMware by Broadcom: Kommando zurück, Dell ist wieder drin.
VMware-Deal mit Microsoft
Auf der anderen Seite hat VMware by Broadcom ein Abkommen mit Microsoft abgeschossen, dass es Abonnenten der VMware Cloud Foundation Suite (VCF) erlaubt, diese Lizenzen (Berechtigungen) auf Microsofts Azure VMware Solution zu nutzen. Das Ganze wurde zum 30. Mai 2024 im Beitrag Microsoft and Broadcom to support license portability for VMware Cloud Foundation on Azure VMware Solution durch VMware mit mehr Details bekannt gegeben.
The Register hat diesen Thema hier aufgegriffen und merkt an, dass VMware-Nutzer ihre VCF-Lizenzen entweder vom Anbieter selbst oder von Microsoft erwerben können, wenn sie sich für Azure VMware Solution entscheiden. Damit ist nach Google auch Microsoft als Cloud-Anbieter verfügbar, um die VCF-Lizenz transferieren zu können. Nur AWS ist nicht von der Partie.
Aktuell könnte der Deal zwischen VMware und Microsoft aber für Kunden noch ungeplante Bremsspuren aufweisen. Ich hatte ja darauf hingewiesen, dass die Ende April 2024 angestoßene Migration der Kunden aus dem VMware-Portal zum neuen Broadcom-Kundenportal arg holprig abläuft. Im Blog-Beitrag Hat die User Portal-Migration von VMware zu Broadcom bei euch geklappt? wurde offensichtlich, dass viele VMware-Kunden zur Zeit schlicht nicht an ihre Lizenzen und VMware-Daten herankommen. Dann ist ein Wechsel zur Azure VMware Solution unter Mitnahme der bestehenden VCF-Lizenz ein Problem.
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Ob die Aussage stimmt, dass VxRail als Gegengewicht zu Nutanix entwickelt wurde, schwer zu belegen. Als ich 2018 den HCI Markt durch kämmt hatte. War auch Dell mit VxRail mal vor Ort. Zu dem Zeitpunkt hatte VMware noch nicht die automatischen Updates, die VxRail ausmachten zu dem Zeitpunkt. Gerade, das Treiber-Fummel war früher mit VMware schon immer aufwändig. Die dortigen Aussagen waren eher, dass die Kleinkunden / Edge nicht immer Spezialisten in allen Bereichen haben. Knopf drücken und die Upates rollen selber durch die 3 oder 5 Node Cluster.
Das System hätte uns auch angesprochen, wenn da der Preis nicht gewesen wäre. Nutanix hätte uns auch angesprochen, wenn da nicht die Supportkette der Softwarelieferanten in die Suppe gespuckt hätte. Die haben alle abgewunken, als Nutanix gefallen ist. Ein Teil, wieso der Virtualisierungsmarkt so "kaputt" ist. Hat auch Schuld von Softwareherstellern, die nur VMware und vielleicht noch Hyper-V unterstützen. Da hat man es sich sehr einfach gemacht und tut es immer noch. Ich virtualisiere seit dem Jahr 2003 Systeme, das sind jetzt gut 21 Jahre. Ich hatte bis jetzt noch nie ein Problem, was auf die Virtualisierung zurückzuführen war. Der Fehler im Programm trat immer auf, egal ob virtuell oder direkt auf Blech.
Bis Ende April muss zwischen Dell und VMware noch ein Vertrag gegolten haben. Wir konnten Mitte April noch Enterprise Plus Lizenzen (kein VCF o. ä.) für unsere VxRails direkt bei Dell kaufen (wenn auch nur mit 3 Jahren Support). Im Dezember/Januar war sich das Accounting Team von Dell noch unsicher was gilt. Ausnahme für Großkunden war das vermutlich nicht da wir nur 12 VxRails haben.
Mal schauen wie es bezüglich Support und Produktentwicklung weitergeht. Support ist bei mir primär Dell und erst nachgelagert VMware. Damit hatte ich bisher immer gute Erfahrung.
Ah, MS macht es den Nutzern fremder Daten jetzt noch leichter. War doch immer noch nicht ganz klar, wie und ob immer noch die Wolke von MS fremd genutzt wird. Generalschlüsse und so und wenn jetzt noch Vm-Ware in die Wolke kommt, müssen das d0ch super Leckerbissen sein.
Dell ist nicht raus mit VxRail. Da ich nicht mehr sagen darf nur soviel, es wird in näherer Zukunft wieder VxRail mit VMware Lizenzen geben und bring your own License. Zeitrahmen ca. 6 Wochem.
Siehe meinen verlinkten Post im Text am Ende des VxRail-Abschnitts – ist ja offiziell seit einigen Tagen bestätigt. Danke für den Kommentar.