Oracles Java-Preise: Abonnenten wechseln auf OpenJDK

[English]Hat Oracle sich bei der Preisgestaltung von JAVA-Lizenzen schlicht verzockt? Für Abonnenten wird es bitter, wenn Oracle eine Rechnung für die Lizenzierung von JAVA stellt. Dort wird ja auf einer "per User"-Basis kalkuliert. Für mich unverständlich: Erst jetzt weichen Betroffene auf OpenJDK aus. Hier nochmals ein Blick auf diesen Sachverhalt, abgeleitet von einer aktuellen Nutzerumfrage.


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User-basierende Oracle Java SE-Lizenzen

JAVA von Sun war ja mal eine kostenlose Programmiersprache. Aber seit der Übernahme durch Oracle wurde die JAVA-Lizenz ab einer bestimmten Version für Unternehmen kostenpflichtig. Bei der Uni Stuttgart habe ich im Februar 2019 die Information gefunden, dass sich sich die Lizenzbedingungen von Oracle Java dahingehend geändert, dass diese Lizenzen nun auch für Bildungseinrichtungen kostenpflichtig sind. Betraf damals Java 8 ab dem Update-Release 211 und alle Versionen ab Java 11. Auf der JAVA-Seite findet sich diese Information zu den Oracle JAVA-Lizenzen.

Am 13.09.2021 gab es wohl eine Ankündigung für das neue Java LTS-Release 17, welches wieder kostenfrei genutzt werden könne (siehe). Nach dem Download von Oracle Java 17 LTS und Annahme der "No Fee Terms and Conditions"-Agreements (NFTC) bekommt der Nutzer kostenfreie Updates bis September 2024. Für die meisten kommerziellen Nutzer hieß es aber seit Jahren, dass die Verwendung von JAVA SE kostenpflichtig sei.

Inzwischen gibt es aber ein weiteres Problem, dass ich 2023 im Artikel Am Lizenzhaken: 3 fach höhere Lizenzkosten für MS SQL-Server, User-basierende Oracle Java SE-Lizenzen angesprochen hatte. Ein neues Preismodell basiert nun nicht mehr auf der Anzahl der verwendeten JAVA-Einsätze sondern auf der Anzahl der Mitarbeiter. Es gibt zwar verschiedene Preisstufen für unterschiedliche Mitarbeiterzahlen, aber es führt dazu, dass jeder Mitarbeiter im Unternehmen für die Lizenzierung gezählt wird, auch wenn er keine Java-Software verwendet.

Dies hat zur Folge, dass Unternehmen, die Java SE einsetzen, von erheblichen Preissteigerungen betroffen sind. Ich hatte im Juni 2024 im Beitrag Oracle spielt die JAVA-Lizenzkarte; Audits in Firmen; Jagd auf nicht lizenzierte Nutzer berichtet, dass Oracle nun Jagd auf nicht lizenzierte Nutzer macht und in Firmen Audits durchführt. Das endet oft in gepfefferten Rechnungen für Lizenzkosten durch die Nutzung von JAVA SE. Im Beitrag hatte ich thematisiert, dass Unternehmen, die durch Oracle per Brief zu ihrer JAVA-Verwendung befragt werden, nicht zu viel verraten würden.


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Abwanderung der Kunden

Für mich unverständlich war, dass Firmen nicht längst auf kostenfreie JAVA SE-Alternativen wie Amazons Corretto ausgewichen sind. Habe ich beispielsweise seit Jahren bei mir im Einsatz, um die Android Entwicklungsumgebung sporadisch einsetzen zu können. Die Tage bin ich bei The Register auf diesen Artikel gestoßen, der sich mit dem bitteren Beigeschmack der JAVA-Lizenzierung durch Oracle befasst. Die Konsequenz, die viele Firmen ziehen, ist der Wechsel zu OpenJDK.

Das Marktforschungsunternehmens Dimensional Research hat 663 Personen zu JAVA und dem seit Januar 2023 geltenden Oracle Preismodell einer Nutzer-basierenden Lizenzierung befragt und eine Studie mit den Ergebnissen veröffentlicht.

  • Nur 14 Prozent der Oracle Java-Abonnenten planen, bei der Laufzeitumgebung dieses Herstellers zu bleiben, so das Ergebnis der nach der Einführung eines mitarbeiterbasierten Abonnementmodells erstellten Studie.
  • Bereits 36 Prozent der befragten Java-Nutzer gaben an, dass sie bereits auf das im Januar 2023 eingeführte mitarbeiterbasierte Preismodell umgestiegen sind. Sie bekommen die Wirkung des neuen Lizenzmodells also zu spüren.
  • Bei der Befragung gaben 86 Prozent ab, die Oracle Java SE nutzen und derzeit alle oder einen Teil ihrer Java-Anwendungen aus Oracle-Umgebungen auslagern zu wollen bzw. dies konkret planen. Der Grund: Die Oracle-Umgebung wird schlicht zu teuer. Siebenundvierzig
  • Bei 47 Prozent der Befragten wurde als Grund für den Umzug die Bevorzugung von Open Source genannt. Aber 38 Prozent der Befragten ziehen den Wechsel aufgrund der Unsicherheiten, die durch die ständigen Änderungen von Oracle bei Preisen, Lizenzierung und Support entstehen, in Betracht.

Es ist also das eingetreten, vor dem Experten kurz nach der Einführung des neuen Oracle JAVA-Lizenz- und Preismodells prognostiziert hatten. Es ist zu einem erheblichen Preisanstieg für die Nutzer gekommen, die sich für das neue Oracle-Modell entschieden haben. Gartner hatte bereits 2023 prognostiziert, dass die Kosten für das neue Abo-Paket zwei- bis fünfmal so hoch wie für das bisherige nutzungsbasierte Modell sein würden.

Die Untersuchung wurde von Azul, einem Unternehmen, das Unterstützung für Open-Source-Java-Plattformen anbietet, gesponsert. Deren CEO Scott Sellers sagte The Register, dass ein starker Trend, weg von Oracle Java SE, hin zu OpenJDK-Alternativen zu beobachten sei. Scott Sellers dazu: "Einer der Hauptgründe, der von den Befragten genannt wurde, warum die Nutzer von Oracle Java abgewandert sind, waren die Kosten. Es ist also ziemlich wahrscheinlich, dass die neue Preisgestaltung diese Bedenken noch verstärkt hat. Einer der Hauptgründe, der von den Befragten genannt wurde, warum die Nutzer von Oracle Java abgewandert sind, waren die Kosten. Es ist also ziemlich wahrscheinlich, dass die neue Preisgestaltung diese Bedenken noch verstärkt hat."

Laut des Artikels von The Register wählten 46 Prozent der Befragten eine kostenpflichtige Plattform wie Bellsoft Liberica, IBM Semeru oder Azul Platform Core, um OpenJDK-Anwendungen in der Produktion zu unterstützen. Aber 45 Prozent setzen auf eine kostenlose, unterstützte Plattform wie Amazon Corretto oder Microsoft Build of OpenJDK; und 37 Prozent wählten eine kostenlose, nicht unterstützte Plattform.

Von den Anwendern, die bereits auf OpenJDK umgestiegen sind, gaben 25 Prozent an, dass Oracle deutlich teurer war, während 41 Prozent sagten, dass die Lizenzierung von Big Red es etwas teurer gemacht hat als die Alternative, heißt es bei The Register. Mir scheint es, dass Oracle sich bei diesem Schritt am Ende des Tages verzockt haben könnte.

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10 Antworten zu Oracles Java-Preise: Abonnenten wechseln auf OpenJDK

  1. Sebastian sagt:

    https://developer.ibm.com/languages/java/semeru-runtimes/downloads/

    Kann ich als Alternative besonders im Terminal-Server Betrieb nur wärmstens empfehlen! Updates sind auch extrem zeitnah verfügbar!

  2. 1ST1 sagt:

    Java lizenziert anhand der Benutzerzahlen im Unternehmen, ob sie es nutzen oder nicht, kommt mir bekannt vor, Oracle Datenbank lizenziert nach Anzahl von CPUs in den Hosts in den Virtualisierungsservern, Parkplatzgebühr für ein Auto berechnet nach Anzahl Parkplätze im Parkhaus, denn es könnte ja überall im Parkhaus parken. Das ist Oracle. Wer da noch nicht auf andere Produkte gewechselt hat, der muss echt ein Migrationsproblem haben, oder die Kosten sind schlicht egal.

    Übrigens, Hinweis, Oracle-Java findet sich auch teils uninventarisiert in diversen anderen Softwarepaketen. Die Oracle-Auditoren kennen da ihre Schäfchen, für die sie dann überaschenderweise noch Lizenzgebühren fordern werden. Also, alle Systeme nach java.exe usw. durchsuchen und schauen, ob das von Oracle ist, oder nicht, und dann die entsprechenden Softwarehersteller ansprechen, dass sie es durch Corretto oder Open ersetzen, oder dass man das selbst tun kann (und bei jedem Update immer wieder!).

  3. Ralf M. sagt:

    Man sollte hier nur aufpassen das man nicht unnötig JDK und JRE vermischt. Es ergibt überhaupt keinen Sinn von der Oracle JRE auf eine OpenJDK zu wechseln, wenn keine native Runtime angeboten wird, sonst hat man sich gleich das nächste mögliche Sicherheitsloch auf das System geholt. 99% der Anwendung sind mit einer JRE zufrieden, gerade im Enduserbereich. Nur Entwickler benötigen i.a. eine JDK.

    Den Umstieg von Oracle weg zu einer freien Variante wird leider oft durch unfähige Programmierer erschwert, die hardcodierte Versionsabfragen integriert haben, weil sie sich das Leben einfacher machen wollten. Hat dann zu so skurrilen Fehlermeldungen geführt, das nach einem Update von einer Release 8u91 auf 8u106 die Software eine Meldung ausgab, die JRE wäre zu alt.

  4. Hans sagt:

    Wir installieren aktuell noch jre-8u*-windows-x64.exe um diverse Java-basierte Endanwender-Software den Start zu ermöglichen. Ist das dann JNLP? Java Web Start?

    Was wäre denn hier die empfohlene freie Alternative, die sich auch problemlos verteilen lässt?

  5. Hannes sagt:

    Ich würde Eclipse Temurin auf jeden Fall gegenüber Corretto bevorzugen. Temurin hat mitllerweile ja auch Zugriff auf das TCK und kann entsprechend getestete Builds bereitstellen.

  6. Andy (007 aus Wien) sagt:

    Ich habe mir Amazon Coretto 21 auf meinem Windows 10 Pro Rechner installiert. Während des Installationsprozesses waren die Lizenzbestimmungen nicht einsehbar. Das Programm Aamzon Coretto 21 scheint in der App Liste nicht auf. Installiert ist es, weil LibreOffice Base funktioniert. Weiß wer mehr?

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