Heute erneut ein kleiner Rundblick auf den Komplex " VMware by Broadcom" samt dem Thema "wieviel Ärger denn noch". In Japan untersucht deren Wettbewerbsbehörde das Geschäftsgebaren von VMware im Hinblick auf Verstöße gegen japanische Antimonopol-Gesetze. Und der US-Gigant AT&T verklagt VMware wegen des Bruchs eines Vertrags zur Support-Verlängerung. In beiden Fällen geht es darum, dass VMware by Broadcom versucht hat, einseitig Vertragsdetails zum Nachteil des Kunden durchzusetzen.
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Japans Wettbewerbsbehörde ermittelt
In Japans hat die Fair Trade Commission (JFTC), die Wettbehörde des Landes, eine Untersuchung über die Software-Lizenzierungspraktiken von VMware eingeleitet. Auf NHK findet sich dieser Artikel, in dem berichtet wird, dass die Fair Trade Commission eine Untersuchung gegen VMware-Japan eingeleitet habe. The Register hat das Ganze in English in diesem Artikel aufgegriffen.
Es geht um den Verdachts des Verstoßes gegen das japanische Antimonopolgesetz. Die japanische Broadcom Tochtergesellschaft soll zwischen Januar und März 2024 Lizenzen für Software, die ursprünglich nicht erforderlich war, an große japanische Unternehmen, die im Cloud-Computing-Geschäft tätig sind, verkauft haben und dazu einseitig die Verträge geändert haben.
Die Pakete von Broadcom umfassen neuerdings Software- und Support-Abonnements. Kunden und Analysten geben an, dass das Bundling die Preise um das Zehnfache oder mehr erhöht habe.
AT&T verklagt Broadcom wegen Vertragsbruch
Auch in den USA bekommt Broadcom juristischen Ärger. Die Telefongesellschaft AT&T wirft Broadcom in einer beim Supreme Court des Staates New York eingereichten Klage Vertragsbruch vor. Es geht auch dort um die VMware-Supportverlängerung, wo VMware by Broadcom versucht hat, AT&T zum Kauf von Software zu zwingen, die das Unternehmen weder will noch braucht. Selbstredend beinhaltete der geänderte Vertrag eine enorme Preissteigerung, schreibt The Register hier.
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AT&T gibt an, unbefristete Lizenzen (Perpetual Licences) für VMware-Software im Rahmen eines Vertrages zu besitzen, und für Supportleistungen bezahlt zu haben. Dieser Vertrag endet zwar am 8. September 2024. AT&T argumentiert aber in der Klage, dass man laut Vertrag die Option habe, den Supportvertrag um zwei Jahre zu verlängern – vorausgesetzt, die Option werde vor Ablauf des aktuellen Vertrags aktiviert.
Diese Option sei laut AT&T ausgeübt worden. Aber Broadcom weigert sich, diesen Vertrag zu erfüllen. Stattdessen soll Broadcom AT&T mitgeteilt haben, dass es weiterhin Support leisten werde, wenn der Kunde "zustimmt, zahlreiche Abonnementdienste und Software zu kaufen", was natürlich teurer wird (im Gespräch sind "Hunderte Millionen Dollar").
AT&T hat die VMware-Software auf etwa 8.600 AT&T-Servern (ca. 75.000 VMs) installiert und argumentiert, dass durch die "Erpressung" Broadcoms, keinen Support mehr zu liefern, wenn man nicht auf das neue Angebot eingeht, Millionen Kunden bei Ausfällen betroffen seien. Die Bereitstellung der Software-Supportdienste, die tägliche Wartung-, Sicherheitspatches, Upgrades und Fehlerbehebung umfassen, sei unerlässlich, um die Funktionsfähigkeit der VMware-Software sicherzustellen, heißt es in der Klage.
In der Klage fährt AT&T großes Geschütz auf und argumentiert, dass der Broadcom-Support beispielsweise entscheidend zur Bereitstellung von Kommunikationsdiensten für Notfälle (Polizei, Feuerwehr, Rettungssanitätern, Rettungskräfte und Mitglieder von US-Notfallteams), auf die sich die US-Regierung und die Sicherheitsdienste verlassen, sei.
The Register schreibt, dass der Verweis in der Klage auf "neue Software", die von VMware by Broadcom als Bedingung für den Support angegeben wurde, mit ziemlicher Sicherheit VMware Cloud Foundation sei. Der Verkauf der Produkte für Perpetual Lizenzen (VMware ESXi-Sever) sind ja eingestellt und VMware by Broadcom vertreibt nur noch ein integriertes Paket, welches VMware-Produkte für die Rechen-, Speicher- und Netzwerkvirtualisierung sowie die dazugehörigen Verwaltungstools und Support umfasst. Kunden, die die alten Lizenzen für eine Übergangszeit weiter nutzen möchten, stören da nur. Es bleibt spannend, wie die beiden Verfahren ausgehen – hier drohen einige Risiken für Broadcom.
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ich weiß wer gewinnen wird!
Die Anwälte, bei diesen Summen.
hoffentlich kriegt broadcom endlich ein auf dem deckel… die abzocker des jahres
alle grossen firmen sollten mal mitmachen….
Nicht falsch verstehen! Alle BigTechs machen mit und ziehen wie Broadcom die Zügel bei Preisen und Lizenzbedingungen und Nebenbedingungen an, nur halt nicht so blöde und offen wie Broadcom.
Wer Investitionsschutz und (GNU) Freiheiten sucht, sollte auf freie Lizenzen zurückgreifen. GNU/Linux und Proxmox zum Beispiel in diesem Fall.
OSS hat seit Einzug der CoC-Seuche viel an Zuverlässigkeit und Zukunftssicherheit verloren. Seit da jeder mitbasteln darf und Kritik sehr schnell *istisch ist ist die Qualität gesunken.
Für mich ist ein CoC eher ein Ausschlusskriterium (ich verlasse mich gern auf Software von Könnern, nicht von Inkludierten und Diplomaten).
Spannend.
Ich denke nicht, daß die perpetual Lizenzen zurückkommen werden. Das ist nicht der Branchentrend (siehe Microsoft) und auch nicht Ziel der Klage.
Aber es gibt schon länger das Hörensagen, daß Broadcom auch bestehende Vereinbarungen einseitig und vorfristig aufkündigen und eben bestehende Lizenzen in das neue Modell umwandeln will.
Hörensagen ist sicherlich kein guter Ratgeber, aber die Klage belegt ja nun, daß AT&T in 1:1-Gesprächen genau diese Ansage bekommen hat.
Von den Richtern erhoffe ich mir nun eine Klarstellung, wie mit bestehenden Verträgen aus der Zeit vor der Übernahme umzugehen ist und welche Grenzen Broadcom dort gesetzt werden.
Dann kann man auch der Schar der winzigen Whitelabel-Zwischenhändler, die im Moment die Kundenlisten abtelefonieren und betteln, man möchte doch seine Lizenzen tauschen, weil "Ihr müßt ja sowieso" eine klarere Absage erteilen.
Wir haben kurz nach Corona unsere Umgebung komplett neu gemacht und haben nicht nur perpetual Lizenzen (OEM HP) sondern auch 5-Jahres-Supportverträge bis weit in 2027 hinein und es ist uns auch wichtig, daß diese eingehalten werden (siehe z.B. gerade eben das Update zum VCenter 8 mit CVSS-Score 9.8).
Auch das Thema Gebrauchtlizenzen (die es aufgrund allfälliger Firmenpleiten im Moment reichlich gibt und zu denen die deutsche Rechtssprechung eigentlich klar ist) wird dann wieder deutlich interessanter.
Wer das bezahlen wird? Ich traue Broadcom zu, die Geschäftsbereiche soweit von einander getrennt zu haben, daß das Kerngeschäft nicht betroffen sein wird. Zahlen werden es sicherlich die (neuen) VMware-Kunden, die Broadcom gewinnt – und die Aktionäre.