Smart TV-Geräte sind angeblich Alleskönner und aus vielen Wohnstuben nicht mehr weg zu denken. Aber Smart TV-Gerätes stehen auch im Ruf, den Benutzer auszuspionieren. Eine neue Studie diverser Universitäten zeigt, wie diese Geräte die TV-Konsumgewohnheiten der Besitzer tracken. Und dies ist unabhängig davon, ob es sich um lineares Fernsehen, Streaming-Inhalte oder Inhalte von über HDMI angeschlossenen externen Geräten handelt. Weiterhin gibt es in den USA einen Bericht des Center for Digital Democracy (CDD) über das Ausspionieren der Nutzer von Smart TVs und Streaming-Anbietern, der an die US-FTC geschickt wurde.
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Die alte Kiste in meinem Wohnzimmer ist alles andere als smart und kennt nur den SAT-Receiver. Als ich vor zwei Jahren auf die Schnelle ein TV-Gerät für die Tochter besorgen musste, gab es in einem Elektronikmarkt noch genau ein Modell, was nicht mit "Smart" oder "Android-TV" daherkam. Und in der WG der jungen Dame wogt die Diskussion um Netflix und Disney+. Die typischen Smart-TVs sind also online, um Streming-Inhalt sehen zu können.
Studie zum Smart TV-Tracking
Teams von Wissenschaftlern des University College London, der Universidad Carlos III de Madrid und der University of California, Davis, haben sich Smart TVs vorgenommen und untersucht, was die Geräte so in Bezug auf Nutzergewohnheiten tracken.
Automatic Content Recognition (ACR)
Der Hintergrund ist, dass Smart TVs einen Tracking-Ansatz namens Automatic Content Recognition (ACR) verwenden, um ein Profil der Sehaktivitäten ihrer Nutzer zu erstellen. Die "Automatische Inhaltserkennung", wie das Ganze auf Deutsch heißt, ist eine Technologie zur Identifizierung von Inhalten, die auf einem Mediengerät abgespielt oder in einer Mediendatei dargestellt werden.
Geräte mit ACR können Informationen über den Konsum von Inhalten automatisch auf dem Bildschirm oder auf der Lautsprecherebene erfassen, ohne dass der Benutzer Eingaben oder Suchvorgänge vornehmen muss.
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Dazu werden die auf dem Bildschirm eines Fernsehers angezeigten Inhalte in regelmäßigen Abständen erfasst und mit einer Inhaltsbibliothek abgeglichen, um zu erkennen, welche Inhalte zu einem bestimmten Zeitpunkt angezeigt werden. Diese Informationen können für Zwecke wie personalisierte Werbung, Inhaltsempfehlungen oder den Verkauf an Kundendaten-Aggregatoren gesammelt werden. Das Fraunhofer Institut hat hier eine deutschsprachige Erklärung dazu veröffentlicht.
Neue Erkenntnisse zum Tracking
In früheren Forschungsarbeiten wurde zwar das Tracking von Drittanbietern im Smart-TV-Ökosystem untersucht. Bisher war aber das ACR-Tracking von Drittanbietern, das direkt von der Smart-TV-Plattform durchgeführt wird nicht untersucht.
In einer Forschungsarbeit haben die Teams der oben genannten Universitäten eine Blackbox-Überprüfung des ACR Netzwerkverkehrs zwischen ACR-Clients auf dem Smart-TV und ACR Servern durchgeführt. Mit diesem Prüfungsansatz wurde systematisch untersucht, ob ) die ACR-Verfolgung unabhängig davon ist, wie ein Nutzer fernsieht
(z. B. linear vs. Streaming vs. HDMI), ob die von Smart-TVs angebotenen
Auswirkungen auf das ACR-Tracking haben, und ob es Unterschiede
Unterschiede beim ACR-Tracking zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA gibt,
Die Forscher haben eine Reihe von Experimenten mit zwei großen Smart-TV-Plattformen
Samsung und LG durchgeführt. Die in dieser Studie veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass ACR auch dann funktioniert, wenn der Smart-TV als "dummes" externes Display für DVD-Player oder andere Geräte verwendet wird. Ein Opt-out stoppt aber am Smart TV den Netzwerkverkehr zu den ACR-Servern der Hersteller. Zudem gibt Unterschiedle, wie ACR in den USA und in Großbritannien funktioniert.
Die Studie, die als PDF-Dokument abrufbar ist, untersucht leider nicht die ACR-Funktionalität in der europäischen Union. Security Online hat das Ganze im Artikel Your Smart TV is Watching You: New Research Reveals the Extent of ACR Tracking aufgegriffen.
Nutzer-Überwachungssystem der Industrie
Das Thema liegt aber scheinbar in der Luft – mir ist gerade nachfolgender Tweet untergekommen. Arstechnica hat das Ganze im Artikel Smart TVs are like "a digital Trojan Horse" in people's homes angesprochen. Dort heißt es, dass die Unternehmen, die hinter der Streaming-Industrie stehen (darunter Hersteller von Smart-TVs und Streaming-Sticks sowie Anbieter von Streaming-Diensten) ein "Überwachungssystem" entwickelt haben, das "seit langem die Privatsphäre und den Verbraucherschutz untergräbt".
Der Arstechnica-Beitrag bezieht sich allerdings auf einen gerade veröffentlichten Bericht des Center for Digital Democracy (CDD), der an die amerikanische Federal Trade Commission (FTC) geschickt wurde. Im Bericht heißt es, dass noch nie dagewesene Tracking-Techniken, die darauf abzielen, Werbetreibende zufrieden zu stellen, haben dazu geführt, dass Connected TVs (CTVs) ein "Alptraum für die Privatsphäre" seien. Jeffrey Chester, Mitverfasser des Berichts und CDD-Exekutivdirektor, erhebt die Forderung nach einer stärkeren Regulierung dieses Bereichs.
Chester argumentiert auch: "CTV sei nicht nur für die Verbraucher in seiner Arbeitsweise unfair (weil getrackt wird), sondern gefährde auch die Nutzer und ihre Familien, indem es sensible Daten über Gesundheit, Kinder, Ethnie und politische Interessen sammelt und verwendet werden können".
Die weit verbreiteten technologischen und geschäftlichen Entwicklungen der letzten fünf Jahre hätten ein vernetztes Medien- und Marketingsystem geschaffen, das beispiellose Möglichkeiten der Überwachung und Manipulation biete, heißt es in dem Bericht.
Der Bericht konstatiert "irreführende" Datenschutzrichtlinien, die nur minimale Informationen über die Methoden der Datenerfassung und -verfolgung enthalten. Kritisiert wird auch der Einsatz von Marketingtaktiken wie die Verwendungen von Cookie-losen IDs und Identitätsgraphen, die das Versprechen, keine persönlichen Daten zu erfassen oder weiterzugeben, "bedeutungslos" machen.
Wäre jetzt mal spannend, wie das in der europäischen Union ausschaut. Ich postuliere mal, es ist hier, trotz DSGVO, nicht viel anders.
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Unter https://raw.githubusercontent.com/hkamran80/blocklists/main/smart-tv.txt gibt es für PiHole etc. eine extra für SmartTVs angepasste Blockliste.
Wenn ich bei mir auf die Query-Liste schaue taucht hier im 5-Minutentakt firebaselogging.googleapis.com sowie androidtvchannels-pa.googleapis.com auf, jeweils vom AVR, Fernseher und DVD-HD-Recorder – natürlich jeweils bei den geblockten Anfragen.
Einfach monitor kaufen und fertig.
Smart heist heut zu tage Spion so einfach ist es
Einfach die Smartfunktionen nicht nutzen und den TV nicht mit dem Netzwerk verbinden, weder per LAN noch per WLAN.
Die normalen TV-Funktionen gehen auch ohne Netzwerkanschluß.
Aber den meisten Leuten ist das Spionageverhalten egal.
Die holen sich ja sogar freiwillig Wanzen ins Haus (nennt sich z.B. Alexa).
Und in modernen Autos dürfte es genauso aussehen.
Das sind ja rollende Wanzen.
Kam auch heute:
https://www.kuketz-blog.de/android-tv-nvidia-shield-datenschutzfreundlich-nutzen/
Ansonsten empfehle ich wie
David Xanatos statt eines
Smart-TVs einfach einen
mittelprächtigen Monitor mit
Sat-Receiver für ca. 50 €
einzusetzen, habe selber so ein
XORO-Teil, bin sehr zufrieden
damit, weil man u.a. einstellen
kann, daß die Sender ( TV und
Radio) alphabetisch gelistet
werden können (auch Favoriten),
bei der Menge doch komfortabler,
als hunderte Sender einzeln
zu verschieben. Habe Astra 1,
Astra 2 ( brit.), Hotbird ( Schweiz,
Italien) mit einer 65 cm- Balkon-
ständer-Schüssel.
Leute, die mit ca. 20 Programmen
( ör ) zufrieden sind schließen halt
eine DVB-T2-Set-Top-Box ( auch
ca. 50 € ) an den Monitor an,
ist auch Spitzenqualität in Bild u.
Ton. Nachbarländer wie Belgien
u. Niederlande übertragen auch
ihre ör-Radiosender damit.
DVB-T2 eignet sich besonders
für Leute, die häufig umziehen
und dabei den Aufwand der
Installation einer Satellitenanlage
scheuen ( etwa Studenten ).