[English]Vor Monaten musste Redmond seine erste Version seiner Windows AI-Lösung Recall wegen heftiger Kritik zurückziehen. Microsoft hat nun zum 22. November 2024 seine seit Monaten arg umstrittene AI-Funktion Recall in überarbeiteter Version zum Testen freigegeben. Die AI-Lösung steht für Windows Insider, allerdings nur auf Copilot+PCs, zum Ausprobieren bereit.
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Ich beginne mal mit einem "gesprungenen Kalauer": Im Beitrag Windows 11: Recall kommt doch später … hatte ich geunkt, dass mir die Gänseblümchen ausgehen, weil ich da immer Blätter zupfe "Recall kommt, Recall kommt nicht, Recall kommt, Recall …". Nun, wir haben mittlerweile Winter auf der Nordhalbkugel, es hat geschneit und Gänseblümchen sind passé. Braucht es auch nicht mehr, wir haben "Recall wieder".
Recall im Rückblick
Recall kann unter Windows, ständig Screenshots vom Bildschirm des Benutzers anfertigen und diese in einem generativen KI-Modell verwenden, um die Daten zu verarbeiten und sie durchsuchbar zu machen. Das Versprechen Microsofts war, dass der Nutzer nur ein Stichwort eintippen muss, um herauszufinden, wenn er wohl was gemacht hat oder wo die Dokumente mit diesem Stichwort auf seinem Rechner zu finden sind.
Sicherheitsforscher hatten das Konzept zerrissen und Microsoft sah sich gezwungen, Recall zurückzuziehen und grundsätzlich zu überarbeiten. Ich hatte das Ganze im Beitrag Copilot+AI: Recall-Sicherheitsdesaster- KI-gestützter Diebstahl aufgegriffen. Recall wurde zurückgezogen und sollte später kommen – ursprünglich war die Freigabe von Recall in Windows 11 24H2 für Oktober 2024 geplant. Anfang September 2024 kam Recall per Update in Windows 11 24H2 (siehe Windows 11 24H2: Update KB5041865 bringt Recall), und wurde doch wieder im letzten Augenblick zurück gezogen. Im Beitrag Windows 11: Recall kommt doch später … hieß es, dass Recall so im Dezember 2024 auf Copilot Plus PCs als Vorschau für Windows Insider verfügbar sein werde.
Recall-Vorschau auf Copilot+PCs für Windows Insider
Zum 22. November 2024 hat Microsoft im Windows-Blog den Beitrag Previewing Recall with Click to Do on Copilot+ PCs with Windows Insiders in the Dev Channel veröffentlicht. In diesem wird die Preview-Version von Recall im Dev-Channel (Entwickler-Kanal) für Windows Insider angekündigt.
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Interessierte Nutzer sollen dort Recall Und Click to Do ausprobieren können, wobei diese Preview aber nur Windows Insidern auf Copilot+PCs angeboten wird. Copilot+PCs sind Rechner auf Qualcomm Snapdragon-CPU-Basis, ausgestattet mit speziellen AI-Chips.
Im Windows-Blog wird die Windows 11 Insider Preview Build 26120.2415 (KB5046723) genannt, die für Windows Insider im Dev Channel auf Snapdragon-betriebenen Copilot+ PCs angeboten wird. Wer sich mit einer entsprechenden Maschine in diesem Channel als Insider anmeldet, bekommt die Recall (Preview) mit Click to Do (Preview) zum testen über Windows Update heruntergeladen.
Recall muss aktiviert werden
Nach der Installation dieses Builds beginnen die Modelle für Recall und Click to Do im Hintergrund mit dem Download. Tester sollen den Download-Status über Einstellungen > Windows Update überprüfen können.
Um Recall zu öffnen, gibt es im Startmenü in der Liste Alle Apps einen Eintrag. Mit den KI-Fähigkeiten von Copilot+ PCs soll es jetzt per Recall möglich sein, jede App, Website, jedes Bild oder Dokument, welches man unter Windows benutzt oder angesehen hat, schnell zu finden und wieder aufzurufen, indem man einfach den Inhalt beschreibt.
Recall sei eine völlig neue Art, sicher nach Dingen zu suchen, die Nutzer auf dem PC gesehen oder getan haben. Weil es in früheren Versionen von Recall harsche Kritik von Sicherheitsforschern gab, spricht Microsoft denen ihren Dank aus und lädt diese ein, die neue Funktion ausgiebig zu testen und Feedback zu liefern.
Im Blog-Beitrag Previewing Recall with Click to Do on Copilot+ PCs with Windows Insiders in the Dev Channel geht Microsoft noch etwas auf die Details ein. Wenn der Nutzer Recall öffnet, wird der Anwender in einem ersten Durchlauf aufgefordert, sich für das Speichern von Schnappschüssen zu entscheiden. Weiterhin ist eine Anmeldung bei Windows Hello erforderlich, um die Anwesenheit des Benutzers zu bestätigen (nur dieser darf die Recall-Aufzeichnungen durchsuchen). Zudem müssen BitLocker und Secure Boot aktiviert sein, um Recall verwenden zu können. Ohne explizierte Aktivierung speichert Recall keine Snapshots der Aktivitäten.
Spezielle Recall-Funktionen
Im Blog-Beitrag wird im Abschnitt "Find it" erläutert, dass der Nutzer über Recall jederzeit Informationen aus der Masse seiner Aktivitäten wiederfinden könne. Er muss lediglich mit Windows Hello authentifizieren, um in Texten oder Dokumenten nach Begriffen oder visuellen Elementen (Bilder, Diagramme, etc.) zu suchen.
Versprochen wird die volle Kontrolle: Mit Recall haben Nutzer die Kontrolle darüber, welche Schnappschüsse gespeichert werden und wann Recalls sie speichert. Ein neues Symbol in der Taskleiste zeigt den Status an und bietet einen schnellen Zugriff auf Recall-Aktionen. Ein aktiviertes Recall wird durch ein Recall-Symbol signalisiert (ob das hilft, sei mal dahin gestellt). Recall erinnert den Nutzer laut Microsoft mit visuellen Hinweisen daran, wann Schnappschüsse analysiert und gespeichert werden.
Nutzer können durch Klicken auf ein Symbol die Speicherung von Snapshots unterbrechen oder weitere Statusinformationen anzeigen. Bei unterbrochener Speicherung das Symbol durch einen Schrägstrich dargestellt. Auch sollen sich Schnappschüsse löschen und Anwendungen bzw. Webseiten als zukünftig zu ignorieren markieren lassen.
So ganz spontan geht mir "viel Schlangenöl" bei diesen Ausführungen durch den Kopf. Microsoft möchte Sicherheit suggerieren, bürdet dem Nutzer aber die Kontrolle darüber auf, was er wann mit Copilot aufzeichnet. Ist das praxisgerecht, dass ein Nutzer ständig kontrolliert und prüft, was Recall tut und hinterfragt, wenn er "sensitive Inhalte" bearbeitet, die besser nicht mit Recall erfasst werden?
Im Blog-Beitrag verwendet Microsoft viele Worte darauf, zu betonen, dass die (verschlüsselten) Daten wirklich dem Benutzer gehören und nicht an Microsoft oder in die Cloud übertragen werden. Auch wurde Recall aktualisiert, um sensible Informationen wie Kreditkartendaten, Kennwörter und persönliche Identifikationsnummern zu erkennen und von einer Speicherung auszunehmen.
Click to Do (Vorschau) mit Recall
Neu eingeführt wurde auch eine Click to Do bezeichnete Funktion in Recall. Diese soll "die Produktivität und Kreativität steigern", wer kann sich dem schon verschließen? Click to Do erkennt Text und Bilder in Schnappschüssen und bietet dem Benutzer KI-gestützte Aktionen an.
So soll man Zeit sparen, indem Aufgaben inline erledigt werden und/oder schnell zu der App gesprungen wird, mit der sich die Aufgabe am besten erledigen lässt. Als Beispiele werden das Kopieren von Text in die Zwischenablage, das Öffnen eines ausgewählten Texts in der bevorzugten Anwendung, das Suchen im Internet, das Senden einer E-Mail an die auf dem Bildschirm erkannte E-Mail-Adresse in der bevorzugten E-Mail-App genannt. Ähnliches soll für Bilder und visuelle Elemente gelten.
Im Blog-Beitrag zeichnet Microsoft "ein Feuerwerk an ausgedachten Möglichkeiten" nach, wie Recall die "Erlebniswelt auf Arbeit" eines Nutzers eines Copilot+PCs künftig bereichern soll. Details lassen sich dem Beitrag entnehmen – angesichts der spärlichen Ausstattung mit geeigneter Hardware dürfte der Testerkreis für die Preview begrenzt sein. Spannend wird es sein, zu verfolgen, wie Sicherheitsforscher das Konzept bewerten und wie das Ganze in der Praxis später aussieht. Sind wirklich alle Windows-Nutzer täglich am "optimieren und ihre Produktivität am steigern"? Sind die Vorstellungen Microsofts mit den Bedürfnissen der Unternehmen im Einklang? Oder wird hier ein großer Luftballon aufgeblasen, der irgendwann platzt? Ich kann es nicht beantworten, aber die Zukunft wird es zeigen.
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Die Windows Fans mögen es testen und die Sicherheitsleute bitte auseinander Nehmen und dann sehen wir mal, was man damit eventuell mal machen kann.
Aber hat MS dann nicht schon alle Daten, die freiwillig gegeben wurden?
Die totale Überwachung, nichts anderes.
Alleine schon die Authentifizierung per Hello zeigt doch, das sich Microsoft nicht im klaren ist, was Sicherheit bedeutet.
Windows Hello, wie z.B. die Gesichtserkennung, lässt sich mit einem einfachen Foto überlisten.
Fingerabdrucksensoren lassen sich ähnlich leicht überlisten.
Die Sicherheit von Windows Hello ist also in der Praxis sehr deutlich niedriger als das klassische Passwort.
Das Foto sehe ich mir an.
Foto? Hast Du das schon getestet?
Ich schon. Klappt nicht (egal wie hochauflösend das Foto ist).
" in der Praxis" ist vieles doch etwas anders, als die 1-Satz-Pauschaliserungen im Form.
So bringt dir auch das beste PW wenig Sicherheit, wenn du dies beispielsweise (ständig) in der Öffentlichkeit eingibst und welche Passwörter viele Nutzer wählen (unsicher und gleiche PW für mehrere Dienste) ist auch bekannt. Von gar kein PW & Autologin überall noch gar nicht gesprochen…
Ich habe bei Youtupe die korrekte Schreibweise für Recall gesehen:
REC – ALL (Record all)
Verschwörung on
Meine Vermutung warum MS Recall einführt. Um die Datenbasis für Ihre KI zu vergrößern. Erst wird Recall eingeführt und irgendwann mit einem Update/Upgrade werden die AGB angepasst, das MS die Daten nutzen kann. Bis das dann von Gerichten als illigal erklärt wird, dauert es Jahre und MS kann nicht mehr die Datenbasis zerteilen, da diese nicht gekennzeichnet wurde, woher die Daten kommen.
Amerika first usw. und die Daten werden dann an zahlungskräftigen Firmen verkauft.
Verschwörung off
So oder ähnlich wird es kommen.
Frank
Statt Gänseblümchen würde ich – zeitgebunden – auf Weihnachtstanne umsteigen und Nadeln ziehen … ;-)
Mein Rechner Windows 11 Pro Prozessor i3 (kein Copilot-PC, keine Insiderversion) wurde von mir auf Windows 11 Pro 24H2 upgegradet. In der Powershell konnte ich feststellen, dass RECALL aktiviert ist. In der Gruppenrichtlinie-App war die Windows-KI Richtlinie schlicht und einfach nicht vorhanden.
Es gab keinen medialen Aufschrei.