Blog-Leser Uwe hat mich darüber informiert, dass die Digades GmbH insolvent ist (danke für die Information). Das hat zur Folge, dass Dienste, die Digades betrieben hat, abgeschaltet wurden. Das betrifft die Dienste DGUARD und DFREEZE die von namhaften Autoherstellern für Fernbedienungen sowie als Notrufsystem für Biker genutzt werden.
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Wer ist Digades, was machen die Dienste?
Die Digades GmbH war ein Funkspezialist für die Elektronikentwicklung und -fertigung von Hochleistungs-Funkfernbediensystemen, Bedienelementen mit Sonderfunktionen, etc. Die in Zittau angesiedelte Firma war wohl vor allem durch Fernbedienungen für Standheizungen bei luxuriösen Fahrzeugen der Marken Audi, Bentley, Porsche, Mercedes-Benz, BMW aber auch VW gut im Geschäft.
Bei DFREEZE handelt es sich um eine Lösung, bei dem Besitzer einer Standheizung im Auto die Scheiben per App von Eis und Beschlag befreien lassen konnten. Motorradfahrer kennen Digades-Lösungen (Head-Up-Lösungen, das Notrufsystem DGUARD) über den Anbieter Tilsberk.
Digades ist insolvent
Autoland Sachsen berichtet im September 2024 in diesem Artikel, dass die Digades GmbH den Einbruch bei Funkfernbedienungen für Standheizungen nicht kompensieren konnte. Das Unternehmen sei in Insolvenz in Eigenverwaltung gegangen. Dem Artikel entnehme ich, dass es gute Chancen gibt, dass das Unternehmen vielleicht weiter existiert.
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Dienste abgeschaltet
Wo es weniger schön ausschaut, ist bei den Benutzern, die auf die Dienste, die Digades angeboten hat, angewiesen sind. Sowohl die Notruflösung DGUARD für Biker, als auch der Dienst DFREEZE zum Auftauen von Scheiben per App sind abgeschaltet.
Bike & Business schreibt in diesem Artikel, dass alle Kunden des DGUARD-Systems am 28. Oktober 2024 per Mail vom Sachwalter RA Andreas Hiecke aus Dresden darüber informiert wurden, dass das Unternehmen gezwungen sei, ihre Produkte DGUARD und DFREEZE (Standheizungssteuerung per Smartphone für Autos) sowie die damit verbundenen Dienstleistungen einzustellen. "Die Systeme sind ab sofort nicht mehr nutzbar, und eine Reaktivierung ist nicht vorgesehen." Von dem Motorrad-Notrufsystem DGUARD habe das Unternehmen zu wenig verkaufen können, heißt es weiter.
Da ist es wieder, das böse Wort von der Insolvenz – und die Konsequenz, dass dann Dienste, auf die bestimmte Produkte angewiesen sind, plötzlich abgeschaltet werden. Ich hatte in anderem Kontext schon mal drauf hingewiesen, dass die allseits beliebt gebuchten Abo-Lösungen, z.B. bei Microsoft-Produkten, genau diese Falle beinhalten. Werden die monatlichen Abo-Raten nicht mehr bezahlt – ein Insolvenzverwalter ist dazu verpflichtet, alle Gläubiger gleich zu behandeln, gehen in den betreffenden Firmen die "Software-Lichter" aus. Wer beispielsweise Windows 10/11 Enterprise über Software-Assurance gebucht hat, dessen Maschinen dürften bei Nichtzahlung lizenzmäßig und funktionell auf Windows Pro herabgestuft werden (dieses wird m.W. ja als Basis-Lizenz für Enterprise gefordert).
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naja wenn eine Firma pleite geht ist das eben so, viel schlimmer finde ich da die Software Falle wo der Hersteller einfach entschließt so etwas abzustellen weil es im nicht mehr genug Umsatz bringt. Da ist der Gesetzgeber gefragt.
Wer schlau ist meidet solche Abos sowieso und legt schon beim Kauf darauf wert das alles von eigenen Servern aus gesteuert werden kann.
Naja, wenn man sowas eingestellt wird weil es keinen Umsatz bringt, dann beugt man ja einer Insolvenz vor und verhindert, dass es evtl. noch andere Produkte runterzieht. Nebenbei kann man die Sache evtl. auch ordentlich abwickeln und stellt es nicht von heute auf morgen ab.
Ich habe auch erst einen Datenlogger für die Zimmertemperatur gesucht, versuch mal was ohne App oder Cloud zu finden. Ich hab jetzt ein USB-Gerät mit Software für Windows. Das Ding geht in 20 Jahren noch, wenn es nicht kaputt geht. Größte Problem wird dann ggf. Windows sein.
Selbst wenn die Geräte nicht abhängig von irgendeiner Cloud/Server,Konto, App sind, wenn ein Akku verbaut ist, dann ist auch irgendwann Schluss bzw. man muss auch noch auf die ordentliche Lagerung achten.
Wer schlau ist, meidet Produkte, die auf externe Dienste angewiesen sind.
Die medial in die nahezu totale Kritiklosigkeit erzogene Masse ist aber nicht (mehr) schlau.
Nicht Zwickau. Digades kommt aus Zittau. Da liegen ein paar Kilometer dazwischen ;)
Danke für den Hinweis – ich Ignorant – dabei sah es so aus, als ob alle Buchstaben passten.
Der Cloud-Hype ist eine Falle, die uns noch oft beschäftigen wird. Ob Überwachungskameras, Schließsysteme, Smarthome oder Solaranlagen, fast nichts lässt sich mehr lokal (bzw im lokalen Netz) bedienen. Wenn der Verkaufsboom abebbt und nur noch die Kosten für den Betrieb der Cloud bleiben, dann ist irgendwann Schluss und der Wechselrichter z.B. Schrott…
Mein SmartHome läuft lokal in der FritzBox, den Rest brauche ich bisher nicht.
Meine Hausverwaltung arbeitet mit der Cloud, aber wenn ich nicht mitmache, senden sie auch Schneckenpost. Allerdings sind mir die PDFs schon lieber. Eine Datensicherungs-Festplatte ist kleiner als Akten-Ordner.
Nicht vergessen – auch alle Banken und die imaginären Zahlen auf Deinem Konto sind auch nur Cloud.
Na aber diese "imaginären Zahlen" kann ich im allgemeinen problemlos von einem Konto zum anderen transferieren.
Deshalb gibt es für Banken eine ausgesprochen hohe Regulierung und den Einlagensicherungsfonds. Sowas in der art müsste man sich für Cloud-Produkte eigentlich auch überlegen. Naja, wahrscheinlich zu kompliziert….
Ich habe mal so was vor vielen vielen vielen Jahren im Fernsehen gesehen. Da war es einfach eine Fernbedienung die wie ein Schlüsselanhänger aussah. Nichts mit App oder Cloud. Vermutlich, weil es das damals einfach nicht gab. Man macht alles komplizierter.
Licht einschalten mit App
Waschmaschine mit App bedienen
Wasserkocher/Kaffeemaschine mit App bedienen
Trägt die App auch die Wäsche in den Keller und füllt Waschmittel ein?
Schüttet die App auch Wasser und Kaffee in die Kaffeemaschine?
Bringt die App mir den Kaffee an den Tisch, räumt ab und spült?
Gibt es auch eine App, die für mich aufs Klo geht, wenn der Kaffee wieder raus will?
https://www.gutefrage.net/frage/werden-die-menschen-irgendwann-wie-bei-wall-e-leben
Das ist die selbe Falle, die alle Opelfahrer auch haben – OnStar wurde von den Franzosen nach der Übernahme von Opel einfach abgeschaltet. Damit sind die ganzen Dienste rund um das Opel-Assistenzsystem Elektronikschrott.
Und eine weitere Frage treibt mich um: Die ganzen Systeme (Home-, Car-, Sonstwasautomatisierung via Clouddienste) haben ja nicht nur das Risiko, das sie irgendwann nicht mehr funktionieren, wenn die zugehörige Cloud abgeschaltet wird. Sie stellen auch ein Sicherheitsrisiko da, wenn sie gehackt werden. Was bei einer Waschmaschine vielleicht zu zerstörter Wäsche führen könnte, kann bei einem Fahrzeug ganz andere Auswirkungen haben. Dass das KBA Autos mit Onlinezugang überhaupt zulässt, ist in meinen Augen schon ein Skandal für sich.