Fast verpasst: Es sind 30 Jahre her, seit Marc Andreesen am 13.12.1994 seinen Netscape Navigator 1.0 als Browser vorstellte. Habe ich so am Rande mit erlebt – und heute ist mir ein Thema vor die Füße gefallen, dessen Grundlagen ich vor 40 Jahren gelegt habe. Das sind dann so Tage, wo Du dich irgendwie alt fühlst.
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Ende 1994, es gibt einen Browser – bitte was?
Mir ist das Ganze am heutigen Montag-Morgen über nachfolgenden Tweet vor die Augen gespült worden. Dort wird erinnert, dass vor 30 Jahren der Netscape Navigator 1.0 veröffentlicht wurde. Das Datum 15. Dezember 1994 stimmt wohl nicht, denn laut Wikipedia wurde der Netscape Navigator 1.0 bereits am 13. Dezember 1994 veröffentlicht.
Marc Andreessen war auch der vormalige Entwickler des NCSA Mosaic Browsers. Das Wort "Browser" sagte den normalen Menschen damals so gar nichts – es gab höchstens die Assoziation, dass das irgendwie etwas mit einer Dusche zu tun habe – so ein neumodischer amerikanischer Name für den Duschkopf.
Aber hey, ich wusste es besser. So Anfang 1994 bin ich "als Jung-Autor" bei Addison Wesley – entweder im damaligen Verlag in Bonn oder auf der Buchmesse gewesen. Addison Wesley-Mitarbeiter Gerd Mieske, inzwischen leider längst verstorben, drückte mir ein Exemplar des "The Mosaic Handbook" des O'Reilly Verlags mit den Worten "das nächste heiße Thema, mal anschauen" in die Hand.
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Der Codename für die Entwicklung dieser Software war "Mozilla", ein Kofferwort für "Mosaic Killer" und "Godzilla". Der Netscape Navigator lizenzierte teilweise Code des grafischen Browsers Mosaic. Die Veröffentlichung erfolgte im Oktober 1994 noch unter dem Namen Mosaic Netscape 0.9. Als wesentliche Neuerung brachte der Netscape-Browser unter anderem die Unterstützung von HTML-Frames mit.
Wir werden Milliardär und machen alles platt
Bis etwa 1996 war Netscape Navigator der führende Webbrowser für die 16-Bit-Betriebssysteme von Microsoft (bis Windows 95) und Mac OS von Apple Computer. So 1996 kam ein Lektor von Addison Wesley dann auf mich zu und meinte "Schreib ein Buch zu HTML 2.0" – es dauerte bis 1997, bis das kleine Booklet von 72 Seiten fertig war. Der Titel "Publizieren im Internet und Intranet 2.0/3.2" stellte seinerzeit alle HTML-Tags für die Versionen 2.0 und 3.2, samt der Unterstützung des Netscape Navigators (2.0) und des recht neuen Internet Explorer 2.0 gegenüber. Für die beiliegende CD mit der in HTML verfassten HTML-Referenz hatte der Verlag sogar eine lizenzierte Fassung des damals brandneuen Netscape Navigator 3.0 organisiert.
Die weitere Geschichte ist bekannt: Born wurde mit dem HTML-Buch zum HTML-King und Milliardär, und Marc Andreessen konnte mit dem Netscape Navigator alles, was da sonst kreuchte und fleuchte platt machen.
Ok, ich habe jetzt schamlos gelogen, mit dem Milliardär hat nicht geklappt erinnerungsmäßig brachte mir das Booklet einen mittleren vierstelligen DM-Betrag an Tantiemen ein – gab nicht so viele Leute, die was mit HTML anfangen konnten – und im Baumarkt konnte ich mit dem Begriff Browser auch nicht so wirklich punkten.
Mit dem "alles platt machen" ist auch geflunkert. Microsoft hatte mit dem Internet Explorer irgendwann den sogenannten Browser-Krieg gewonnen. Später kam von Google dann der Chrome-Browser heraus. Bekanntlich ist der Google Chrome der Browser mit dem größten Marktanteil – den Netscape Navigator gibt es so nicht mehr – aus dem Mozilla-Projekt ging der Firefox als Browser hervor. Den Internet Explorer gibt es so auch nicht mehr. Kaum zu glauben, dass dieses Ereignis schon 30 Jahre her ist.
Und vor 40 Jahren …
Da wir gerade beim sehr alt fühlen sind. Sonntag erhielt ich die Information dass ein früherer Kollege und Mitarbeiter verstorben ist. Als ich dann nach den Namen weiterer, ehemaliger Mitarbeiter, die ich benachrichtigen wollte, recherchierte, stieß ich auf eine Firmenfestschrift aus dem Jahr 2003 mit folgender Anzeige.
Da klingelte was beim Namen MESSDAS, war ein SCADA-System, welches ich so um das Jahr 1985 für meinen damaligen Arbeitgeber konzipierte und mit einigen Software-Entwicklern implementierte. Das Teil hat mich später (vor meinem Exit ins Schriftstellerleben) sogar nach Japan und Thailand geführt, wo die Software in Projekten eingesetzt wurde. Ich wusste, dass das Produkt bei der Zerschlagung meines ehemaligen Arbeitgebers an eine externe Firma verkauft worden war – hab das Ganze aber nicht mehr wirklich verfolgt – war ein Leben vor der Freiberuflichkeit, die mich in gänzlich andere Gefilde führte.
Heute rief ein Ex-Mitarbeiter, der seinerzeit maßgeblich für die Implementierung meiner Ideen und Konzepte verantwortlich war, dann wegen des Sterbefalls an – und im Gespräch kam heraus, dass er auch heute (inzwischen in Rente, aber noch freiberuflich tätig) noch an dieser Software entwickelt. Sind dann so 40 Jahre her, seit die Grundlagen für das System von mir gelegt wurden. Ist zwar alles Schnee von gestern und eine andere Welt, vor meinem Leben in den letzten 31 Jahren als IT-Autor. Aber ein bisschen stolz war ich da schon – speziell, wenn man bedenkt, wie kurzlebig Software heute geworden ist.
So richtig viel falsch scheinen wir damals nicht gemacht zu haben. Ok, ich gehe nicht noch 10 Jahre zurück – denn dann wäre ich bei Bill Gates, der damals auf (heute uralten) PDP-8-Rechnern programmiert hat, während ich kurz davor war, mit Lochkarten meine ersten FORTRAN-Programme zu schreiben und irgendwie auf "Abwege mit Computern" geriet, statt ein anständiger Ingenieur im Bereich Elektrotechnik, gepaart mit Einsprengseln aus dem Maschinenbau und der Feinwerktechnik zu werden. Das wären dann "Geschichten aus dem Kartoffelkrieg" – die erzähle ich meinen Enkeln in ein paar Jahren am Lagerfeuer, wenn ich mal alt bin.
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Der NN, was für ein tolles Programm damals. Halt nur blöd gewesen, damals Microsoft am Telefon so übel zu behandeln und abzuweisen. Microsoft wollte den Machern eine Zusammenarbeit anbieten und deren Programm in Windows integrieren. Wurde pöbelnd abgelehnt. Microsofts Stolz verletzt, holte es zum Gegenschlag aus. Der Rest ist Geschichte. Leider kann ich heute keine Quellen vorweisen.
Hach – habe ich letzte Woche erst in meiner WfW311-VM spaßeshalber gestartet, war aber mangels geeigneter Zielseiten kein Spaß mehr …
Ich kenne Leute, die nennen den Firefox immer noch Netscape :-D
> "Browser" sagte den normalen Menschen … Name für den Duschkopf.
Das ist schon jetzt eine recht arg enge, austrogermanozentrische Sichtweise.
Arnie (Schwarzenegger) hat das Brausen salonfähig gemacht
Und ja spannend den Netscape Navigator kenne ich noch von WFW 3.11 (Windows for Workgroups 3.11) wurde damals als 10-Stunden Paket mit Diskette vom Provider mit der Post versendet. Einwahl mit Modem – 14.400 Baud mit ZyXxel ein Wahnsinn, gegen 9k6.
In Pension (Rente heißt das in DE) bin ich noch lange nicht und schön war's.
War eigentlich der Hype nach Compuserve – die Kommunikationsplattform für IT'ler. Denn zuvor gab es entweder Diskettenversand (für neue Treiber) vom Distributor, oder Maximus BBS mit Z- und X-Modem
Maximus unter OS/2 Warp 3, das war auch mein Ding, habe beruflich damals ein BBS für Hardwaretreiber, BIOS und Co für meinen damaligen Arbeitgeber betrieben, die BBS war eigentlich fast immer belegt, trotz 2 Modems. Gelegentlich brauchte ich aber eins der Modems dann aber auch mal selbst für erste Ausflüge/Recherchen ins WWW (world wide warten), auch mit OS/2 mit Mosaic während auf der 2. Leitung noch Maximus lief, den Netscape entdeckte ich erst etwas später, der Download dauerte ewig. Die Zugangsdaten zum WWW über einen frankfurter Provider (aus dem heraus müsste sich der Denic entwickelt haben, Namen hab ich vergessen) musste ich mir mit einem Kollegen aus dem Marketing teilen, gleichzeitig ging nicht. Das BBS lief 3 oder 4 Jahre, bis dann die Abrufzahlen deutlich unter die Seitenaufrufe der inzwischen eingerichteten Webseite fielen. Die könnte durchaus unter Zuhilfenahme von diesem Born-Buch entstanden sein, ich müsste wissen, wie das aussah. Selfhtml war aber auch gut.
Ja, daran kann ich mich gut erinnern.
Mein Einstieg war mit dem Netscape 3.04.
Danach nur Netscape genutzt und dann der Sprung von NC 7 zum Mozilla 2.0
Es gab sehr kurze Exkursionen zu Opera und Safari, aber ich bin dann schnell wieder zurück zum Mozilla.
Damals mit 14.400er Modem online gegangen, DSL gabs noch nicht.
Dann gabs ISDN, immerhin 64.000er Geschwindigkeit. Damit war man damals der König! Und mit Kanalbündelung zum doppelten Preis waren sogar 128.000 kbit/s drin.
Damals gabs noch keine Flatrates, 300-500,- DM im Monat ging da immer an Telefongebühren fürs Online sein drauf.
Ohweh, was für Gebühren… Wenn ich größere Sachen brauchte, hab ich mich immer mit meinem Nachbarn an der Uni getroffen, Zip-Laufwerk und ein paar Medien im Rucksack. Das reichte aber für ISOs auch nicht, die musste man dann noch Splitten und wartete noch ne Stunde, bis alle Teile über 6 bis 7 Disks verteilt endlich gesichert waren. Und dann die vielen Buffer-Underruns und verbrannte Medien, bis die ISO endlich erfolgreich gebrannt war. Was eine Zeit! Der erste eigene 1 MBit DSL-Zugang war eine Erlösung, mit fli4l auch noch illegalerweise auf zwei PCs (meiner und der meiner damals noch nicht-Frau) geteilt.