[English]Immer mehr VMware-Kunden sehen sich nach der Übernahme von VMware durch Broadcom, wegen der Steigerung der Lizenzkosten, nach Alternativen um. Aber der Abschied gestaltet sich für manchen VMware-Nutzer schwierig, und soll auch teuer sein. Andererseits hat Rackspace damit begonnen, Alternativen zu testen. Hier ein Überblick über die Lage.
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Seit über einem Jahr hat Broadcom ja das Sagen beim Virtualisierungsspezialisten VMware. Seitdem wurden Perpetual Lizenzen (und Produkte, siehe Broadcom beerdigt VMware-Produkte mit Perpetual-Lizenzen – Ende des kostenlosen ESXi-Servers?) zugunsten von Abo-Modellen eingestellt. Für Kunden bedeutet dies, dass Lizenzverlängerungen mitunter extrem teuer werden (siehe Der Fluch der neuen Broadcom/VMware VCF-Lizenzierung in der Praxis). Das führt dazu, dass sich viele Kunden nach einer Alternative für die Virtualisierung umsehen.
Rackspace testet Ablösung von 40.000 VMs
Kürzlich hatte ich im Beitrag Österreichischer Cloud Provider Anexia kickt VMware wegen Kosten ein Projekt erwähnt, wo ein Provider von VMware weg gegangen ist. Jetzt steht der nächste Großkunde, Rackspace, möglicherweise vor dem Exit.
Rackspace ist ein US IT-Services-Provider mit Hauptsitz in San Antonio, Texas. Das Unternehmen zählt mit Kunden wie beispielsweise GitHub, Vodafone und Mazda zu den größten Vertretern seiner Branche. Und dieser IT-Service-Provider stöhnt unter den hoch Lizenzkosten, die es für die Broadcom VMware-Virtualisierungslösungen zahlen muss.
Vorige Woche (5. Feb. 2025) hat The Register im Beitrag Rackspace moving some of its own workloads off VMware to address bigger Broadcom bills berichtet, dass der Anbieter sich mit der Migration von VMware auf die Plattform Private Cloud Director (PCD) des Cloud-Infrastrukturanbieter Platform9 befasst.
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Private-Cloud-Director (PCD) bietet laut eigener Aussage die wichtigen Unternehmensfunktionen von VMware, einschließlich VM HA, Cluster-Rebalancing, VM-Live-Migration, verteilte virtuelle Switches, SDN und Integration mit bestehenden Rechen-, Netzwerk- und Drittanbieterspeichern an.
PCD wurde 2024 eingeführt und zielt darauf ab, die meisten Funktionen des VMware-Stacks zu replizieren. Platform9 hat auch ein Tool namens vJailbreak entwickelt, das VMware-Implementierungen auf OpenStack migriert.
Rackspace hat in einem Test rund 50 VMs, auf denen Datenbanken, Anwendungsserver und Softwaresysteme von Drittanbietern laufen, in den Private Cloud Director (PCD) von Platform9 verlagert.
The Register zitiert Justin Kuss, VP, Product and Architect for Application and Platform Modernization bei Rackspace mit der Aussage: "Wir sind uns der Änderungen bei der Lizenzierung bewusst und wissen, was das für uns bedeutet". Wegen der gestiegenen Softwarekosten durch die Lizenzänderungen von Broadcom sieht das Unternehmen sich nach kostengünstigeren Alternativen um.
Justin Kuss von Rackspace zeigt sich laut The Register beeindruckt von vJailbreak, das nach seinen Angaben VMs innerhalb einer Stunde umziehen kann. Er sagte, dass Rackspace etwa 3.000 VMs hat, die er jetzt als Kandidaten für die Migration zu PCD betrachtet. Das Tool soll den Umzug deutlich günstiger machen, als die 300 bis 3.000 US-Dollar pro VM, die von Gartner genannt werden (siehe folgende Ausführungen).
Madhura Maskasky, Mitbegründerin und VP of Product von Platform9, war Teil des VMware-Teams, das vCloud Director entwickelt hat. Dieses Produkt ist ein Vorläufer des Broadcom Cloud Foundation Private Cloud Stacks. Platform9 habe PCD so entwickelt, dass es die VMware-Migrationen stark erleichtert, so Maskashy.
Um die Migrationslösung in diesen Zustand zu bringen, musste Platform9 einen Großteil seiner bestehenden Plattform umschreiben, eine neue Benutzeroberfläche hinzufügen und Kubernetes für die Bereitstellung einiger Schlüsselkomponenten verwenden. PCD verwendet den Open-Source-Hypervisor KVM, OpenStack und Kubernetes, um VMs und Container zu hosten, virtuelle Netzwerke bereitzustellen und sowohl softwaredefinierte als auch Speicher von Drittanbietern verwalten zu können.
Abschied von VMware zäh und teuer?
Obwohl es viele Alternativen zu den Broadcom VMware-Lösungen gibt, scheint sich der Wechsel von Broadcom VMware-Lösungen zu diesen Alternativen zäh zu gestalten. Das ist jedenfalls der Tenor des The Register-Kommentars Fear of the unknown keeps Broadcom's VMware herd captive. Don't be cowed von Ende Januar 2025.
Der Kommentar stellt auf eine Analyse der Unternehmensberatung Gartner von Mitte Januar 25 ab, dass die Migration zeitintensiv, teuer und riskant sei. The Register hatte dies zum 21. Januar 2025 im Beitrag VMware migrations will be long, expensive, risky, Gartner warns angesprochen.
Das Problem ist wohl auch, dass der viele Kunden erst herausfinden müssen, was sie wirklich von VMware an Produkten verwenden und lizenziert haben. Das kostet mitunter viele Mannmonate, bevor überhaupt über eine Migration nachgedacht werden könne, so Gartner.
In einer Bewertung von Gartner wurden die Kosten für die Migration von VMware für eine Organisation mit 2.000 oder mehr virtuellen Maschinen und mindestens 100 Servern für deren Betrieb modelliert. Dabei wurde festgestellt, dass die Projekte zur Migration 18 bis 48 Monate dauern werden. Jede virtuelle Maschine wird in der Migration zwischen 300 und 3.000 US-Dollar kosten, wenn externe Dienstleister beauftragen, benennt Gartner den finanziellen Aufwand.
Laut Gartner werden für die anfängliche Analyse sieben bis zehn Mannmonate veranschlagt. Für die technische Bewertung potenzieller VMware-Ersatzlösungen werden weitere sechs Mitarbeiter für bis zu neun Monate gebunden. Der Planungs- und Testaufwand vor einer Migration hängt von der Komplexität der Anwendungen und Infrastruktur ab.
Unter diesen Vorzeichen ist es kein Wunder, dass große VMware-Kunden sich mit der Ablösung der Virtualisierungslösungen schwer tun. Wie sieht die Situation bei euch in der Leserschaft aus?
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Erfahrungen mit Hypervisor XCP-NG als VMWare Alternative
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Wir stehen aktuell genau vor dem Problem, da der Lizenzvertrag ausläuft. Ich habe nur zwei Hosts mit insg. 20 Maschinen. Aber alleine die VMWare Vertragsnummer herauszufinden, um ein Angebot zu erhalten, gestaltet sich schwierig. Die Migration vom VMWare Portal zu Broadcom habe ich vor einiger Zeit erfolgreich durchgeführt. Alle Lizenzen etc waren im neuen Portal vorhanden. Aktuell ist gar nichts mehr da.
Im Moment dreht sich also alles um den Preis, den ich noch nicht kenne. Sollte es zu teuer werden, ist die Frage was dann kommen soll. Hyper-V will ich nicht wirklich. Aber das ist mehr ein subjektives Ding. Dann steht Nutanix oder Proxmox im Raum. Erfahrung habe ich weder mit dem einen, noch mit dem anderen und kenne auch niemanden mit Erfahrung in den Produkten.
Mit großer "Unsicherheit" lässt sich mein Gefühl aktuell sehr gut umschreiben.
Schau dir auch mal XCP-ng an, finde ich sehr interessant.
Stehen auch noch vor der Entscheidung auf welches System wir migrieren sollen (ungefähr gleiche Anzahl VMs + Hosts) und tendiere aktuell zu XCP-ng. Mit Proxmox werde ich irgendwie nicht richtig warm.
@Jens Ich würde das gerne auch wieder mit einem Partner zusammen machen. Da kann man Fragen auch mal an einem Ticket vorbei stellen. Daher bin ich auch auf die Kompetenz des Partners, mit dem ich seit über 12 Jahren zusammenarbeite angewiesen.
Danke aber auf jeden Fall für den Tipp! ich schau es mir auch gerne mal an!
Nachtrag: Eben habe ich das Angebot bekommen. Ein Jahr Verlängerung kostet in meinem Fall (abhängig der Hosts/CPUs/Kerne) ca. 3.500€. Es gibt keine Multi-Year SKU. Der Preis ist also um jedes Jahr Verlängerung der gleiche.
Eine Verlängerung verzögert das Problem nur um den bezahlten Zeitraum aber löst es nicht.
Gerade für Proxmox gibt es viele Servicepartner. Da einfach die Partner Liste mal durchsehen und sich an jemanden in der näheren Umgebung wenden. Alleine würde ich auch keine kritische Struktur umstellen wollen. Haftung etc. pp.
Da lieber einige EUs ausgeben und die Sache auf vernünftige Beine stellen. Dann noch bei Proxmox einen Servicevertrag abschließen und fertig. Als Firma sollte das schon drin sein.
Ich habe auch schon einige Migrationen gemacht. Das waren alles auch keine kritischen Systeme und einfach gestrickt. Es gibt da doch so einige Fallstricke, welche man wissen muss. Aber so ohne Vorkenntnisse, gleicht das einem Himmelfahrtskommando. Das Risiko, wenn dann doch was schief geht, wäre mir zu viel.
> Alleine würde ich auch keine kritische Struktur umstellen wollen. Haftung etc. pp.
Was ist das bitte für ein Humbug? Die Gesamtverantwortung bzw. Haftung wird Dir kein externer Dienstleister abnehmen.
> Da lieber einige EUs ausgeben und die Sache auf vernünftige Beine stellen. Dann noch bei Proxmox einen Servicevertrag abschließen und fertig. Als Firma sollte das schon drin sein.
Das kann ich zu 100% befürworten. Aber bitte nicht mit dem Humbug weiter oben begründen!
Unsere Strategie hatte ich ja vor langer Zeit schon mal in mehreren Kommentaren skizziert: Kein Umtausch der Perpetual in Laufzeitlizenzen, Support solange er vor der Migration bezahlt wurde (wir hatten bei HPE 3 Jahre beauftragt), danach ggf. unsupporteter Betrieb bis entweder die Hardware nicht mehr betreibbar ist oder andere Zwänge (z.B. Nichtunterstützung neuer Gastbetriebssysteme).
Für Windows (bis Server 22 und auch 11 24H2) und aktuelle Linux-Versionen (Debian, SuSE) haben wir eine Lösung mit Proxmox und neu gemachte Systeme werden auch konsequent darauf migriert.
Ein bisher wenig beachteter, oben aber angesprochener Aspekt sind tatsächlich VMs, für die externer Support zwingend ist und die als Blackbox zur Verfügung gestellt werden. Bei uns sind das ein paar kaufmännische (z.B. das revisionssichere DMS), aber auch technische. Etwa die Service-Appliance für das genutzte 3par Storage oder der Quorum Witness dazu werden tatsächlich nur für bestimmte Versionen von VMware und Hyper-V als (signierte) Appliance bereitgestellt und sind mangels integrierter Helperfunktionen auch nur unter Proxmox betreibbar, indem man (unter Verlust des Supportanspruches – zumindest formal) bestimmte Treiber und Helper injeziert. Weiter geht es bei virtuellen Firewalls oder WLAN-Controllern und damit ist die Liste bestimmt noch nicht abgeschlossen.
Das sind dann Punkte, die man nur in einer langfristigen Strategie abarbeiten kann (von Sophos etwa müssen wir aus anderen Gründen weg, die UTM ist EOS), aber nicht in einer Hauruck-Aktion. bei Rackspace kommt noch dazu, daß die Virtualisierung kommerziell vermieten und oft gar nicht genau wissen, welche Systeme mit welchen Supportzwängen (technisch oder auch nur formal) ihre Kunden eigentlich einsetzen.
Prozessoren getauscht. Von 64-Kernern EPYC 2 auf 32-Kerner EPYC 3. Es war vorher genug Luft drin, es ist immer noch genug Luft drin. Halbiert die Kosten bei Broadcom, dafür kriegte AMD etwas Geld.
Der Abschluss bei Broadcom war ein ziemlich schwieriges Spektakel.
Muss man die Entscheidung verstehen: Wechseln von einem proprietären Anbieter A, der sein Kunden übervorteilt, zum anderen proprietären Anbieter B, der das noch nicht gemacht hat und niemand (inkl. B selbst) es weiß, ob das in Zukunft nicht doch noch passieren wird.
Anexia hat das eigentliche Problem erkannt und erfolgreich auf Open Source gesetzt.
Ich setze schon immer bevorzugt auf OpenSource Produkte und war zu keinem Zeitpunkt glücklicher über die Entscheidung.
Meine Befürchtung: Bei proprietärer Software ist das Ende des Gier-Wahns noch nicht abzusehen.
Heute E-Mail weitergeleitet bekommen: Actian Datenbank (ehemals Pervasive ehemals Btrieve) wurde 2023 von HCL übernommen.
Preise für neue Lizenzen vervielfacht.
Hersteller von Branchensoftware, die seit 30 Jahren mit dem Anbieter zusammenarbeiten sind aus allen Wolken gefallen, haben Hals über Kopf auf PostgreSQL umgestellt, weil sie ihre eigenen Produkte nicht mehr verkaufen können.
Und auch hier: Vertrieb kurzzeitig eingestellt, langfristige Verträge trotz Preisbindung gekündigt und dann neue Verträge mit vervielfachten Preisen mit friss oder stirb reingedrückt.
Ein Taxiunternehmen setzt ein Tourenplanungsprogramm ein. Auf MSSQL Basis. Nebenbei in den Klauseln versteckt, dass man aufgrund der hohen Datenmenge nicht mit der 10 GB limitierten Express Variante arbeiten kann. Microsoft möchte jährlich 1.800 € Listenpreis für den SQL Server und die Kompatibilität mit anderen Datenbanken ist nicht gegeben.
Die schlechte Nachricht überbringt dann der IT-Dienstleister, weil der Branchensoftwarevertreter diesen Fakt leider "übersehen" hat.
Bin seit grob 30 Jahren in der IT und alle Anlagen die ich mit gestalten konnten haben bis heute weder ernsthafte Trojaner-Attacken, Update-Desaster oder erfolgreiche Erpressungen durch Hersteller gesehen.
Ja, kleiner und mittlerer Mittelstand aber alle Unternehmen kompetent und mit der Einstellung der maximalen Eigenkontrolle und Verantwortung geführt.
Spoiler: Windows nur da wo nicht zu vermeiden, sauber gehärtet und in eigenen Netzwerkzonen doppelt & dreifach gesichert eingesetzt.
VMs zwar lange auf ESXi aber da keine super properitären Lösungen genutzt werden alles mittlerweile umgezogen.
Es macht aber alles mittlerweile keinen Spaß mehr.
Gruß