Mindfactory-Insolvenz bestätigt; Kundenvertrauen sinkt bei Cyberport

ParagraphDas Rätselraten über einen Insolvenzantrag des Elektronik-Versenders Mindfactory ist beendet. Das Unternehmen hat ein "Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung" zur Sanierung bestätigt. Derweil mehren sich Klagen von Cyberport-Kunden über schlechten Kundensupport und das Vertrauen schwindet wohl. Hier könnten Sanierungen bei der Muttergesellschaft Hubert Burda Medien die Ursache sein.


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Mindfactory-Insolvenz in Eigenverantwortung

Die Mindfactory GmbH ist ein Online-Versandhandel für Unterhaltungselektronik mit einem Ladengeschäft am Sitz in Wilhelmshaven. Auf der Webseite des Unternehmens lassen sich Computerbauteile, aber auch Notebooks, PCs, Monitore etc. online ordern. Das Unternehmen wird in der Liste der 100 umsatzstärksten Online-Shops Deutschlands geführt.

Mindfactory

Im Blog-Beitrag Mindfactory in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, Insolvenz beantragt? hatte ich vorige Woche (20. März 2025) Berichte zitiert, die von wirtschaftlichen Schwierigkeiten beim Online-Versender für Elektronik (Notebooks, Rechnerbauteile etc.) ausgingen.

Gerüchte über wirtschaftliche Probleme

Gerüchte über wirtschaftliche Probleme gab es ja länger, da Kunden oft sehr lange auf Gutschriften aus Retouren oder Reklamationen beklagten. Dann fiel auf, dass im Shop plötzlich bestimmte Waren beworben aber nicht mehr bestellbar waren. Schlussendlich wurde der Shop im März 2025 zurückgesetzt und Kunden mussten sich neu registrieren.


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Schließlich gab es die Information von PCGH, dass Mindfactory Ende Februar 2025 einen Insolvenzantrag gestellt habe. PCGH bezog sich auf einen Registerauszug der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Eine Meldung eines zuständigen Insolvenzgerichts über einen Insolvenzantrag gab es aber nicht.

Um der Leserschaft mal einen Eindruck zu geben, mit welchen Idioten du es als Blogger zu tun hast, eine kurze Episode. Im Kommentarbereich schlug ein Text ein, wo jemand sich als "Vertreter einer Anwaltskanzlei" ausgab, das Ganze als Fake-Story betitelte, die Löschung forderte und mit 10.000 Euro Abmahnung drohte. Durch meine Filter landete der Kommentar in der Moderation und ich habe diesen nach kurzer Prüfung als "abgesetzt von einem ziemlich armen Würstchen, der sich mal wichtig machen und Angst schüren wollte" schlicht gelöscht (es passte zu vieles bei diesem Kommentar nicht). Natürlich prüft man in solchen Augenblicken seinen Text, ob der juristisch angreifbar ist – was ich verneinen konnte. Dass hinter dem Blog-Beitrag insofern Substanz war, versteht sich von selbst. Ich konnten den geschwärzten Creditreform-Auszug einsehen.

Daher wurde gerätselt, was bei Mindfactory los sei – zumal der Online-Shop nach dem Neustart wieder Ware anbietet. Meine letzte Information, die sich auch in meinem oben verlinkten Blog-Beitrag befindet, lautete, dass möglicherweise die Wortmann AG als Investor mit eingestiegen sei.

Mindfactory bestätigt Insolvenzverfahren

Nun hat das Unternehmen selbst die Einleitung eines "Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung" zur Sanierung bestätigt. Es gibt eine Pressemitteilung einer "Mindfactory AG", die aber in der Pressebox nicht allgemein freigegeben wurde. Es heißt dort, dass die Wilhelmshavener Mindfactory GmbH Ende Februar ein sogenanntes Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet habe, um ihre Finanzierung neu zu ordnen. Offenbar hat das Unternehmen einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Insolvenzgericht eingereicht und die Genehmigung für ein Eigenverwaltungsverfahren wurde erteilt.

Eigenverwaltungsverfahren (nach § 270a InsO) ist ein Insolvenzverfahren, bei dem der Geschäftsführer unter der Aufsicht eines Sachwalters letztlich die Aufgaben eines Insolvenzverwalters übernimmt und damit selbst den Sanierungskurs unter Berücksichtigung der Gläubigerinteressen bestimmt.

Mindfactory schreibt, dass man als Unternehmen einige Tage benötigt, um die erforderlichen organisatorischen Maßnahmen umzusetzen, was nun abgeschlossen sei. Die Lieferanten von Mindfactory haben, so die Aussagen, die Lieferungen wieder aufgenommen, und das ohne Vorkasse. Die Lieferanten gewähren Mindfactory sogar einen Preisnachlass, um die eingeleitete Sanierung zu unterstützen.

Das Unternehmen sieht sich auf dem Weg der "Rückkehr zur Normalität" – der Online-Shop ist wie gewohnt geöffnet, die Kunden könnten zunehmend aus dem vollen Sortiment schöpfen. PC Games Hardware (PCGH) hatte die Pressemitteilung von Mindfactory gestern in diesem Artikel veröffentlicht.

Kundenvertrauen schwindet bei Cyberport

Neben Mindfactory ist auch Cyberport ein großer Online-Anbieter von Elektronikkomponenten und Rechnersystemen. Bei Golem las ich im Beitrag Cyberport hat offenbar auch Probleme, dass die Unzufriedenheit von Kunden des genannten Anbieters wohl zu nimmt. Es heißt, dass bestellte Ware nicht kommt, Produkte defekt ausgeliefert werden.

Cyberport auf Geizhals

Die Käuferbewertung von Cyberport auf Geizhals ist in den letzten Monaten extrem gesunken und liegt nur noch bei 2.1 von 5. Golem verweist auf einen Beitrag im Manager Magazin (Paywall), der auf Sanierungsversuche der Muttergesellschaft Hubert Burda Medien als Ursache verweist.

Insider gehen von einem unter eine Milliarde Euro gesunkenen Umsatz bei Cyberport aus. Es wird kolportiert, dass "Warenbestand und Logistik in Schieflage geraten seien und dann die Kundenbasis erodiere". Im Artikel des Manager Magazins heißt es, dass der Burda-Vorstand Marc Al-Hames, ein ehemaliger McKinsey-Berater, den Onlinehändler Cyberport sanieren soll.

Doch der Ex-McKinsey-Mann vergraule, durch starke Sparmaßnahmen, die Kunden und gefährde seine eigene Karriere. In der IT sei ein Team mit 50 Personen zur Betreuung des neuen Cyberport Warenwirtschaftssystems aufgelöst worden. Das schlägt wohl in der Organisation durch, wo Cyberport-Angestellte nun die Daten im WaWi-System pflegen sollen. Das führe zu chaotischen Verhältnissen, da Warenbestand und Online-Shop nicht mehr zuverlässig verknüpft seien. Bestellte Waren sind wohl nicht vorhanden, so dass Kunden warten müssen. Hoffnung auf schnelle Besserung ist nicht in Sicht – die IT-Probleme sollen "bis Weihnachten" (2025) anhalten.


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11 Antworten zu Mindfactory-Insolvenz bestätigt; Kundenvertrauen sinkt bei Cyberport

  1. Luzifer sagt:

    Tja unsere Wirtschaft wankt… ist nicht die erste Firma die pleite geht und wird nicht die letzte Firma sein… *** . . ;-P

    GB: Ich habe den mit *** gekennzeichneten Kommentar gelöscht – wir brauchen hier im Blog keine erweiterten Darwin-Theorien oder Jäger-Latein – im Übrigen ist Insolvenz nicht "Pleite gehen". Danke für das Verständnis

  2. Gast sagt:

    Mindfactory:
    "Aufgrund einer Datenbankumstellung können bereits bestehende Kundenkonten zurzeit bedauerlicherweise nicht mehr eingesehen werden. Dieses tut uns sehr leid. Daher müssen wir dich leider bitten, ein neues Kundenkonto zu erstellen."

    Kommt mir irgendwie seltsam vor im Zusammenhang mit der "Insolvenz".

    Cyberport (und Computeruniverse) ist Burda? Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

  3. Schelm sagt:

    Auch die Eigenverwaltung bedarf bei entsprechendem Eröffnungsbeschluss einer Mitteilung unter Insolvenzbekanntmachung.de.
    Findet man aber weder zu AG noch zur GmbH.

  4. Micha sagt:

    Meine letzte Bestellung bei Cyberport hat problemlos funktioniert. Das war vor 2 Monaten. Das Be Quiet Dark Power 13 mit 1000W lag wie angegeben im Zentrallager in Siebenlehn/Großschirma. Ich konnte es am nächsten Tag wie angegeben abholen.
    ——————
    Bei Mindfactory habe ich genau 1x eine R9 280X von MSI bestellt. Das war 2014. Danach habe ich nie wieder was bestellt, da der Kundenservice sehr schlecht war.

    – Die erste Karte Zeigte Pixelfehler und flackernde Texturen. (Kann ja mal passieren, Tahiti XT ist anfällig dafür)
    – Die Austauschkarte war direkt nach dem auspacken verstaubt. Nach einem kurzen Test mit Diablo IV stellte sich heraus das der Kühler nicht richtig sitzt. Notabschaltung in unter einer Minute.
    – Die dritte hat dann mehre Jahre funktioniert.

    Der ganze Vorgang hat gut 2 Monate gedauert. Jeweils ungefähr 4 Wochen pro Karte. Für einen Fehler, der innerhalb des ersten haben Jahres auftritt, ist das extrem langsam.
    ——————–
    Cyberport hat aber auch schon seit mehreren Jahren ein Defizit im Kundenservice.

    Mitte 2015 wollte ich ein Defektes ASUS M5A99X EVO R2.0 Motherboard nach 2,5 Jahren zur Reparatur einschicken lassen. (Laut Beschreibung hat das Motherboard 3 Jahre Garantie.) Habe es also im Store Dresden Waldschlösschen samt einer Kopie der Garantiebedingungen abgegeben. 3 Wochen Später wurde mir das Motherboard per Post zurückgeschickt. Eine Reparatur fand nicht statt.

    Nach einem erneuten Kontakt mit ASUS habe ich eine RMA Nummer bekommen. Das Board habe ich dann in die Tschechische Republik zum ASUS Kundendienst eingeschickt. Wenige Wochen Später habe ich das Ersatz Motherboard erhalten. (Das funktioniert bis heute einwandfrei)

    ASUS teilte mir ebenfalls noch mit, dass Händler einen kostenfreien Retourenschein von ASUS erhalten kann. Somit wären Cyberport nahezu keine weiteren Kosten entstanden.

  5. Anonymous sagt:

    Es bleibt mMn zu Hoffen, dass Mindfactory sich über das Insolvenzverfahren erfolgreich sanieren und wieder auf wirtschaftlich stabilen Beinen stehen kann, denn allzu viele auf Hardware spezialisierte mit umfangreichen Sortiment und halbwegs seriösen Geschäftsgebaren gibt es in Deutschland nicht mehr: Alternate, Reichelt, Jacob, vielleicht noch Arlt, dann hört's bei mir aber auch auf.

    "Gemischtwarenläden" wie Amazon sind kein adäquater Ersatz, ganz besonders im Reklamationsfall und / oder Kompatibilitätsproblemen ist man dort oftmals verloren.

    • Luzifer sagt:

      Naja da gehört aber Mindfactory nicht gerade zu den "Guten" die man möchte… Service bescheiden; Warenrückläufer als Neu verkaufen (und auch noch ohne zu prüfen)…Sorry aber da verzichte ich doch dannn freiwillig!

      Bei Amazon hab ich wenigstens keine Problem mit Reklamationen und schnell wieder mein Geld zurück…hatte da noch nie Probleme bei berechtigter Reklamation: sehr schnell Ersatz oder Geld zurück. Teilweise wollten die nichtmal die reklamierte Ware zurück.

      Hätte sich Mindfactory da mal ne Scheibe abgeschnitten wären sie nicht in der Insolvenz!

    • M.D. sagt:

      Bei mehreren der von Dir seriös genannten habe ich auch schon das eine oder andere Ärgernis erlebt, insbesondere hinsichtlich der tatsächlichen Verfügbarkeit der bestellten Ware. Auf die Angaben im Onlineshop kann und darf man sich keinesfalls verlassen, trotz Digitalisierung und WWS.

      Und als Geschäftskunde und vom Fach bekommt man bei Kompatibilitätsproblemen auch bei denen so seine Schwierigkeiten, wenn man nicht funktionierende Komponenten zurückgeben oder tauschen möchte.

      Aktuell erlebe ich das Cyberport-Problem persönlich. Eine Bestellung ursprünglich bei "Computeruniverse" wird mittlerweile von "Cyberport" selber abgewickelt …

      • Luzifer sagt:

        Naja also Verfügbarkeit ist halt so ne Sache: 3 Stück noch auf Lager zeitgleich bestellen aber 5 Leute, dann haben eben 2 Pech. Dann wartet man eben etwas länegr oder bekommt sein Geld zurück (wenn per Vorkasse bezahlt)… das ist jetzt wirklich kein Problem!

        • Sebastian sagt:

          Ein modernes Shopsystem sollte den Bestand eines Artikels automatisch um 1 dekrementieren, sobald jemand diesen Artikel in den Warenkorb legt. Solange die Zahlen im Shop also mit denen der Ware im Lager deckungsgleich sind, wird automatisch nicht mehr verkauft, als man vorrätig hat.

          Sollte heutzutage kein Problem sein, dies technisch und logistisch so umzusetzen.

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