KI-Rechenzentren: Hardware-Wechsel verhindert Wirtschaftlichkeit

Aktuell bauen diverse Anbieter "wie blöde" Rechenzentren auf der grünen Wiese, um Cloud- und AI-Funktionen bereitstellen zu können. Die Frage ist aber, ob diese Investitionen je wirtschaftlich werden? Der IBM-Chef Arvind Krishna sagt, durch den 5-jährigen Hardware-Wechsel-Zyklus werden diese Investitionen nie wirtschaftlich.

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Gerade habe ich noch eine Meldung der eco Allianz (Verband der Internetwirtschaft in Europa) auf den Schreibtisch bekommen. Eine IW-Studie sagt, dass Rechenzentren Frankfurts Wirtschaftswachstum hochtreiben. Jeder Euro, der in Rechenzentren erwirtschaftet wird, stoße weitere 51 Cent an wirtschaftlicher Leistung an – 24 Cent davon direkt in der Region. Hinzu kommen Steuereinnahmen – ein gigantischer Wachstumsmotor, wenn da nicht gewissen Hürden wären.

Genannt werden Hürden wie: Kurzfristig verfügbare zusätzliche Stromkapazitäten in großem Maßstab, hohe Energiekosten, lange Genehmigungswege, regulatorische Unsicherheit und Flächenknappheit für den Bau neuer Rechenzentren. Der Schluss: Die Problem lägen klar auf der Hand, nun brauche es konkrete Lösungswege. Dies gelingt nur im engen Schulterschluss zwischen Betreibern, Politik und Kommunen.

IBM-Chef: Fehlende Wirtschaftlichkeit von KI-Rechenzentren

KI-Unternehmen geben Milliarden für Rechenzentren aus, um im Wettlauf um die allgemeine künstliche Intelligenz (AGI) die Nase vorn zu haben. Arvind Krishna, CEO von IBM, hat sich im Podcast "Decoder" mit Moderator Nilay Patel auch über das Thema "Wirtschaftlichkeit der Investitionen in KI-Rechenzentren" unterhalten.

Der CEO von IBM, hegt ziemliche Bedenken zur finanziellen Tragfähigkeit des globalen Ausbaus der KI. Sein Argument ist, dass der Umfang der für Rechenzentren der nächsten Generation erforderlichen Investitionen jede realistische Rendite bei weitem übersteigt. Das Data Center Magazine hat u.a. die betreffenden Aussagen in diesem Artikel herausgezogen. Ein deutschsprachiger Artikel ist bei Golem erschienen.

Arvind Krishna erwähnt Berechnungen, wonach die weltweiten Investitionen in KI-Rechenzentren rund 100 GW Strom benötigen und Kosten von etwa 8 Billionen US-Dollar verursachen. Arvind Krishna argumentiert: "Meiner Meinung nach ist es unmöglich, damit eine Rendite zu erzielen. Denn bei Investitionen in Höhe von acht Billionen Dollar benötigt man allein für die Zinsen einen Gewinn von rund 800 Milliarden Dollar."

Das Ganze bezieht sich auf die aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten von Rechenzentren (was künftig passiert, ist offen). Aktuell gehen Berechnungen davon aus, dass die Ausstattung eines 1-GW-Rechenzentrums Kosten von etwa 80 Milliarden US-Dollar verursacht.

Der Großteil der Kosten wird durch den schnellen Abschreibungszyklus von KI-Chips verursacht. Laut Arvind Krishna muss die Hardware alle fünf Jahre im Rechenzentrum ausgetauscht werden. Hochverdichtete GPU-Systeme und die erforderlichen, fortschrittlichen Kühlungsarchitekturen bilden die Grundlage dieser Einrichtungen, treiben aber sowohl die Investitions- als auch die Erneuerungskosten höher als bei herkömmlichen Cloud-Konstruktionen, so die Aussage.

Insgesamt wirft der IBM CEO die Frage nach der fehlenden Wirtschaftlichkeit der KI-Investitionen in Rechenzentren auf. Er bezweifelt auch, dass die derzeit existierenden Technologien überhaupt zu einer AGI ((Artificial General Intelligence) führen.

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22 Antworten zu KI-Rechenzentren: Hardware-Wechsel verhindert Wirtschaftlichkeit

  1. GüntherW sagt:

    Ich würde ja gerne mal wissen wie so eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ausschaut. Das mag jetzt naiv klingen. Keine Ahnung, ob die Mega-Unternehmen da wirklich nachdenken und gut rechnen…

    Bei der Goohle-Suche versteh ich es nicht was man sich da vorstellt bzw. wo der Gewinn herkommt. Man startet eine Suchanfrage, teilweise kommt eine KI-Antwort und teilweise nicht. Man kann zwar sicher abschätzen/berechnen wie oft das passiert, ist aber auch nicht so trivial. Ebenfalls der Aufwand für die Abfrage, auch definitiv nicht trivial da einen Wert zu bekommen.

    Von den Nutzern wird die KI Antwort auch oft ignoriert, Aufwand mehr oder weniger für die Tonne. Was ich vermuten würde, dass die gesponserten Einträge (teilweise) in die Suche mit einfließen. Wobei es da schon wieder komisch wird:

    Wenn ich nach "Hotel in XY" suche, dann zeigt Google mir gesponserte Links an und keine KI-Antwort.

    Wenn ich die Suchanfrage in "Was kostet Hotel in XY" ändere, dann gibt es eine KI Antwort und es werden in den Quellen Hotels verlinkt, die aber nicht als "gesponsert" gekennzeichnet sind.

    Ist jetzt die Frage, ob die Unternehmen da noch irgendwie bezahlen. Wenn das der Fall wäre, dann würde es aber wieder die Qualität der Suche beeinflussen. Da ist schon wieder die Frage wie sich das auswirkt… Ich habe persönlich Eindruck, dass die teilweise gar keinen Plan haben was die machen. Ich kann auch aus Erfahrungen mit anderen Firmen sagen, die Leute die wirklich "durchdacht rechnen" und komplexe Sachverhalte erfassen können sind auch wirklich rar sind.

    • Luzifer sagt:

      Naja die Gewinne sollen durch die bezahlten Zugänge kommen… die Free Zugänge sind nix anderes als der erste Schuss Heroin bei deinem Dealer! der ist auch umsonst! Danach kostet es. Ohne Probe lassen sich die Leute halt schlecht anfixen.

      • Luzifer sagt:

        /edit/ würde man da klar denkned rechnen, müsste die Politik diese Energieverschwendung per Gesetz verbieten. Diskussionen dazu waren ja schon da… aber die "Lobbykofferträger" haben das schon geregelt.

  2. Christopher sagt:

    Kurz und bündig, absolut richtig.

  3. TBR sagt:

    Der Hardwarewechsel könnte auf 6 Jahre herausgezogen werden. Wir tauschen auch erst nach ca. 6 Jahren unsere Hardware aus. Hosts und Storage-Systeme.

    • Tim B. sagt:

      Bei 6 Jahren Wartezeit beim Hardwarewechsel in Sachen KI wird man vermutlich nicht mehr wahr- und als Konkurrent ernst genommen. Selbst 5 Jahre scheinen da ziemlich viel zu sein, schaut man sich die Sprünge in der KI-bezogenen Hardwareentwicklung an.

  4. Sven Fischer sagt:

    KI/AI ist nun mal der letzte heiße Sch… in der IT und jeder von den BigPlayern, will da mitspielen. Keiner möchte dem zurückstehen, imho auch nur um sagen zu können, "Wir sind auch dabei.". Ganz gleich, was es kostet, oder ob es irgendwann später zum Erfolg führt.

    Bei den Summen, welche da im Umlauf sind, ist doch für uns gar nicht mehr erfassbar. Da braucht man nur die Marktkapitalisierung anzusehen.
    Link – DJ:
    https://companiesmarketcap.com/dow-jones/largest-companies-by-market-cap/
    #
    Link – DAX40:
    https://companiesmarketcap.com/dax/largest-companies-by-market-cap/

  5. R.S. sagt:

    Wenn sich ein Rechenzentrum nie wirtschaftlich betreiben lässt, dann ist dessen Pleite schon vorprogrammiert.
    Denn Investoren werden da nicht ewig Geld rein stecken.

    Und was den Flächenbedarf angeht:
    Die meisten Rechenzentren werden doch als 1-stöckige Gebäude errichtet.
    Da ist der Flächenbedarf dann wirklich sehr hoch.
    Warum baut man die nicht als mehrstöckiges Gebäude?
    Damit würde der Flächenbedarf sehr deutlich sinken.

    Und um den Strombedarf ein klein wenig abzumildern würde ich gesetzlich vorschreiben, das die Unternehmen regenerative Energien installieren müssen.
    Z.B. Photovoltaik auf dem Dach.
    Und die Abwärme der Rechenzentren könnte man auch als Fernwärme Privathaushalten zur Verfügung stellen.
    Das würde dann auch ein paar Euro Ennahmen generieren.

    • aus dem Rhein-Main Gebiet sagt:

      @R.S.
      > Und was den Flächenbedarf angeht:
      > Die meisten Rechenzentren werden doch als 1-stöckige Gebäude errichtet.
      > Da ist der Flächenbedarf dann wirklich sehr hoch.
      > Warum baut man die nicht als mehrstöckiges Gebäude?
      > Damit würde der Flächenbedarf sehr deutlich sinken.
      Das stimmt pauschal so nicht. Es kommt auf die vorhandene Fläche in. In Hanau baut Data4 eines der leistungsstärksten Rechenzentren Deutschlands. So zu lesen in verschiedenen Presseberichten. Zum Beispiel:
      h**ps://www.hessenschau.de/wirtschaft/data4-legt-grundstein-in-hanau-entsteht-ein-mega-rechenzentrum-v2,grundsteinlegung-rechenzentrum-campus-hanau-100.html
      In dem Video ist auch ein mehrstöckiges Gebäude zu sehen. Zudem entstehen in Hauau zwei weitere Rechenzentren.

      • Anonym sagt:

        Der jährliche Stromverbrauch der neuen Anlage könnte laut Data4 bei voller Auslastung einmal ungefähr so hoch sein wie derjenige der rund 100.000 Einwohner zählenden Stadt Hanau.

        Der pure Wahnsinn.

        • Peter Vorstatt sagt:

          Wieso? Soviel Nutzen können 100.000 Hanauer dem Rest der Republik gar nicht stiften, um ihren Stromverbrauch zu rechtfertigen. Von diesem Data4 Rechenzentrum haben wir definitv mehr!

      • Froschkönig sagt:

        In Frankfurt Hanauer Landstraße die Rechenzentren sind alle 3-5 stöckig. Gerade wird die alte Neckermann-Zentrale, das hat 7 Stockwerke, in ein Rechenzentrum umgewandelt. Da das Eiermann-Gebäude unter Denkmalschutz steht, wird es äußerlich nicht verändert und bleibt auch so hoch. Bei den Grundstückspreisen wäre ein einstöckiger Bau auch wirtschaftlich noch unsinniger.

        Meine Firma sucht in Frankfurt gerade ein neues Bürogebäude, wegen Homeoffice verkleinern… Wir schauen uns seit Monaten welche an, aber die Neueren, die wir uns angeschaut haben, haben kaum noch Server-Räume, sieht so aus, als ob wir unsere Racks auch in so einem RZ unterstellen müssen, ganz ohne KI-Server zu haben.

  6. KT sagt:

    Wenn ich da an die derzeitige RAM-Preisexplosion denke, frage ich mich, wie lange das so weitergehen kann. Alle 3 Speicherproduzenten konzentrieren sich nur noch auf den Verkauf an Rechenzentren. RAM und SSDs (NVMe) werden rapide teurer. Ein Paar 48 GB-RAM-Sticks sprang in 1,5 Monaten von 250 € auf 850 €.

    Selbst wenn die Betreiber der Rechenzentren mit den großen Kosten klar kommen, brauchen die immer noch Kunden, die Geräte mit genügend RAM haben, um einen Nutzen aus dem KI-Boom zu ziehen. Sei es Computer in der Firma oder Smartphones oder Server. Wenn man die vom Rechenzentrum bereit gestellte KI-Leistung nicht abholen kann, braucht man die auch nicht zu kaufen.

  7. xx sagt:

    Das Spiel nennt sich Durchhalten. Und ist das gleiche wie vor ein paar Jahren bei den Fernsehern. Alle Produzenten machen Minus bis sich ein paar zurück ziehen müssen.

    Bei KI ist die Wette einfach.. wer zuerst ein gutes Modell hat.

    Ich Wette hier auf die Anbieter sie auch selbst Chips entwicklen. Also Google, Amazon, Nvidia, Huawei, ..

  8. Anonym sagt:

    Die bezahlen 10% Zinsen? Dann ist das Risiko für den Ausfall (des Kredits) aber bei den Geldgebern schon deutlich sichtbar…

  9. Compeff-Blog.cf2.de sagt:

    Ich finde den Ansatz "Decentralized Compute" deutlich zielführend. Für AI-Rechenleistung optimierte Prozessoren in Handys und Desktops könnten dezentrale Rechenzentren werden.
    (Otoy, nvidia etc). Quasi P2P Rechenleistung. Siehe auch Seti@home.

    • R.S. sagt:

      Nennt man dann auch Kostenabwälzung.
      Denn Handys und Desktops brauchen auch Strom und den zahlt dann nicht das Rechenzentrum, sondern der Handy- und Desktopbesitzer.
      Und bei Handys geht das dann auch auf die Akkulaufzeit.

  10. Tomas Jakobs sagt:

    Vor Jahren (so um 2019) hatte ich mal einen Audit/Wirtschaftlichkeitsberechnung für einen KMU-Kunden durchgeführt, der vor der Frage stand, ob er sein Docuware DMS in der Cloud (im RZ des Anbieters) ausführt oder bei sich selbst. Das Ergebnis auf 10 Jahre hochskaliert war eindeutig: Es war günstiger und sicherer, selbst zu hosten.

    Sogar mit Berücksichtigung der 25K teuren SQL-Server Lizenz, der neuen Hardware, der Stromkosten und der Kalkulation einer komplett neuen Hardware nach 7 Jahren waren die Kosten immer noch deutlich günstiger als die Full-Managed-Cloud Lösung.

    Und beim Cloud-Anbieter habe ich eine minimale Preissteigerung von max. Inflationsausgleich angenommen. In der Regel liegt diese deutlich höher.

    Haupt-Preistreiber waren übrigens der takt-/volumenmäßig berechnete Traffic und begrenzte Storagerahmen. Als ernüchternd fand ich damals, dass der Cloud Betreiber keine rechtssichere Garantie für die Datensicherungen abgeben wollte. Ein nicht gerade geringer Anteil des Traffics war der täglichen Datensicherung geschuldet, die notwendig wurde. Denn die Original-Dokumente wurden nach dem Scan nach wenigen Tagen vernichtet.

    • Tob sagt:

      Genau das fällt mir schon lange (schon immer) auf.

      Egal ob Software aus der Cloud oder Hardware, selbst Telefonanlagen.
      Die Cloud-Lösung kostet ein Vielfaches der lokalen Lösung.
      Wenn es nicht einen unbedingt benötigten Mehrwert gibt, verstehe ich nicht, wie man wirtschaftlich in die Richtung gehen kann.
      Man ist in der IT von vielem abhängig, aber für alles auch noch zusätzlich unbedingt die Internetverbindung zu benötigen. Selbst bei Zweitleitung und LTE-Backup.

  11. Logan sagt:

    Ja Ja, Mathe war schon in der Schule ein schwieriges Fach. Da haben unsere Manager/Entscheidungsträger wohl nicht richtig hingehört. Dazu kommt noch das anscheinent nur noch in Quartalszahlen, also kurzfristig, gedacht oder gehandelt wird. Langfristige Kosten und Abhängigkeiten, plus Preissteigerungen, werden anscheinent komlpett ausgeblendet.

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