Spannende Sache, was da gerade bei Google läuft. Heute wurde es angekündigt: Man kann bestimmte Google Chrome Apps direkt auf dem Windows-Desktop ausführen. Google attackiert damit direkt Microsoft, und Apples OS X soll folgen.
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Google hat es wohl am 6.9. bekannt gegeben: Im Chrome Web Store finden Sie jetzt auch Apps, die Sie auf Ihrem Desktop ausführen können. Konkret ist es ja so, dass sich im Google Chrome-Browser Chrome-Apps aus dem Chrome Web Store herunterladen und ausführen lassen. Und Google hat bereits seit längerem einen App-Launcher für Chrome im Programm (ich hatte im Juli hier darüber berichtet).
Nun kann man aber Google Chrome Apps direkt als Verknüpfung auf dem Desktop ablegen und quasi wie eine Windows-Anwendungen ausführen lassen. Die Geschichte deutete sich schon länger an. In diesem Beitrag berichtete Blogger Caschy, dass Google die Foto-App für Chrome als Einzelanwendung freigeschaltet habe. Ich habe es seinerzeit angetestet – funktionierte unter Windows aber nicht. Erst auf meinen Kommentareintrag bei Caschy gab es eine ziemlich trickreiche Lösung für den Chrome Browser, die wohl auch funktionierte. Ich habe das Ganze aber nach einem Test wieder gelöscht.
Nun ist das Ganze offiziell angekündigt und wird wohl auf Windows und später auf Mac OS X sowie Linux Einzug halten. Man kann die Chrome Apps herunterladen und ausführen. Die Chrome Apps verwenden zwar Chrome als Browser, funktionieren aber auch offline. Da sie als Packaged Apps vorliegen, können Verknüpfungen auf dem Desktop angelegt und Windows-Funktionen durch die App genutzt werden. Bei mobiflip.de findet sich eine Erklärung. The Verge sieht es gar als trojanisches Pferd, welches Windows übernimmt, und hat einen ausführlichen Artikel zu verfasst.
NaCl und DrawBridge
Für mich spannend: Hier scheint die von Google vor langem vorgestellte NaCl-Technologie, bei der native Anwendungen im Browser ablaufen sollen, Einzug gehalten zu haben. Und noch spannender: Da wird Microsoft so richtig eins ausgewischt – denn die Redmonder setzen ab Windows 8 auf die recht unbeliebten Metro-Apps. Google bringt seine Chrome Apps dagegen auf den Windows-Desktop. Außerdem: Scheinbar hat Microsoft mal wieder gepennt – denn die haben mit DrawBridge eine ähnliche Technologie in den Forschungslabors. Meine Hoffnung war, dass Microsoft auf den ARM-Plattformen mit MinWin und DrawBridge die Ausführung nativer X86er-Anwendungen ermöglicht. War aber nicht der Fall. Zweite Hoffnung war, dass man einen MinWin-Container bereitstellt, in dem man alte Windows 9.x- und Windows XP-Anwendungen laden und ausführen kann. Aber auch hier gilt "Satz mit X, wahr wohl nix". Bleibt abzuwarten, ob Google mit Chrome-Apps den Redmonder die "Butter vom Brot" holen kann.
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Microsoft kriegt noch andere Probleme
Es passt irgendwie schon etwas zum Thema. Diese Woche hat Microsoft ja den Kauf der Mobilfunkgerätesparte von Nokia bekannt gegeben. So weit, so schlecht. Nachdem Microsoft aber erklärtermaßen ins Hardwaregeschäft einsteigen will, steht man den Drittherstellern im Weg oder auf den Füßen. Acers Chef J. T. Wang hatte ja bereits öffentlich Krach geschlagen, als Microsoft mit der Produktion des Surface Tablet PCs begann.
Wenn Microsoft also Geräte baut und anbietet, sehen die anderen Hersteller die Redmonder als Konkurrenz und beäugen das Ganze misstrauisch. Nachdem nun Microsoft Konkurrent im Mobilfunkmarkt werden wird (Windows Phone könnte sich als dritte Kraft hinter Apple und Android im Markt etablieren. In diesem Artikel findet sich bei Golem.de nun der Hinweis, dass Hardwarehersteller sich von Windows 8 ab und Google ChromeOS zuwenden. Denn spätestens, wenn Microsoft erfolgreich eigene Tablet PCs an den Kunden bringt, ist beim Wettbewerb Schluss mit lustig. Bleibt also spannend, abzuwarten, wie die ganze Sache weiter geht.
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