Nachdem Sie in Teil 5 gesehen haben, wie man Android mittels kostenfreier Apps zum AirPlay-Empfang überreden kann, werfe ich in Teil 6 einen Blick auf die kostenpflichtige Android-App AirReceiver Pro und beschreibe, was diese kann und was eventuell nicht geht. Zudem skizziere ich, wie man ein Android-Smartphone oder –Tablet mit dieser App zum AirPlay-Empfänger für das heimische TV-Gerät aufrüsten kann.
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In Teil 5 (Android als AirPlay-Empfänger verwenden) habe ich ja die prinzipiellen Möglichkeiten vorgestellt, ein Android-System mit kostenlosen Apps für den AirPlay-Empfang hochzurüsten. Funktioniert ganz leidlich, aber so richtig zufrieden war ich mit den Lösungen nicht wirklich. Der Entwickler der App AirReceiver LITE hat mir für den Test aber eine Version der Android App AirReceiver Pro bereitgestellt.
Was gibt es zur AirReceiver Pro-App zu wissen?
Dies App AirReceiver Pro lässt sich für kleines Geld (aktuell 2,33 Euro) im Google Play Store erwerben. Die App läuft ab Android 2.3 oder höher. Man bekommt dann die App und hat eine 7-Tage-Testversion – vom Entwickler kommt dann per E-Mail der Key zur Freischaltung der Funktionen.
Mit der 7-Tage-Testversion konnte ich alle Funktionen der App AirReceiver Pro ohne Einschränkungen auf einem Nexus 4 unter Android 4.4 nutzen. Auf einem Eigenbau Android-x86-System (in einer virtuellen Maschine) funktionierte die App aber nicht. Sie ließ sich zwar installieren und es war auch eine Kopplung von iOS 7.1 möglich. Aber es wurde nichts auf dem Android-System wiedergegeben. Laut Entwickler wird momentan nur die ARM-Plattform von Android unterstützt.
Wichtig ist es, alle anderen AirPlay-Empfänger-Apps wie AirReceiver LITE oder ähnlich vom Android-Gerät zu deinstallieren. Hintergrund ist, dass die App bestimmte Ports fest belegt, um Daten zu empfangen. Sind weitere AirPlay-Apps vorhanden, kann es zu Konflikten kommen.
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Erweiterte Einstellungen der AirReceiver Pro-App
Das Erste, was mir auffiel, waren die erweiterten Optionen der App, die direkt nach dem Start auf der Einstellungsseite angezeigt wurden. Hier zwei Screenshots der angebotenen Optionen.
Neben dem Namen des AirPlay-Empfängers und des –Renderers (die Anzeigeeinheit) lässt sich AirPlay ein-/ausschalten. Die App kann die Hardwarebeschleunigung der GPU des Android-Geräts verwenden. Voraussetzung ist aber, dass die Hardware leistungsfähig genug ist. Zudem ermöglicht die App die AirTunes Audio Latenzzeit einzustellen und die von iOS gestreamten Inhalte aufzuzeichnen.
AirReceiver Pro im Kurztest
Nach der Installation der App auf einem Nexus 4 habe ich das Ganze kurz mit einem iPad 3 unter iOS 7.1.2 getestet. Gegenüber der LITE-App unterstützt die Pro-Version auch das Mirroring des iOS-Screens. Hier sollte man aber wissen, dass dies schon Hardware-Ressourcen frisst – die CPU sollte mindestens 1 GHz Taktfrequenz besitzen. Der Entwickler empfiehlt zudem, die Hardwarebeschleunigung für AirMirroring einzusetzen. Hier ist ein Screenshot des iOS-Screens mit der Statusleiste und dem AirPlay-Popup-Fenster zur Auswahl des Empfängers zu sehen.
Die Option zur Bildschirmsynchronisierung ist bereits aktiviert, so dass ich das obige Bild direkt auf dem Nexus 4 aufnehmen konnte. Bei einem anschließenden Test wurde der iOS-Screen einwandfrei im Mirroring-Modus auf das Nexus 4 übertragen. Auch ohne Mirror-Modus hat mich die App schon begeistert. Fotos wurden über die Foto-App mit geringer Latenzzeit auf das Nexus 4 übertragen und auch Musik ließ sich zügig zum Android-Gerät streamen.
Einen Video-Streaming-Test habe ich mit dem Safari Browser unternommen, in dem ich YouTube aufgerufen habe. Die Videos ließen sich sehr zügig auf das Nexus 4 übertragen – und im AirReceiver Pro klappte auch die Steuerung. Ich brauchte nicht mehr den Player auf dem Android-Gerät manuell zur Wiedergabe anzutippen.
Die einzige Einschränkung, die ich festgestellt habe: Ich hatte die Google YouTube-App unter iOS 7 installiert. Beim Versuch, die dort abgespielten Videos auf den AirReceiver Pro des Android-Geräts umzuleiten, gab es eine Fehlermeldung und es klappte nicht. Auf dem Android-Screen erschien der Hinweis, dass das Video nicht wiedergegeben werden könne. Ich habe dann alternative YouTube-Apps, die auch das Teilen per AirPlay direkt in der App per Schaltfläche unterstützen, installiert. Dort konnte ich dann auf das Nexus 4 streamen, wenn es auch einige Sekunden dauerte, bis das Android-Gerät genügend Daten gepuffert hatte.
Zwischenzeitlich habe ich eine Rückmeldung vom Entwickler der App bekommen. Der Wiedergabefehler liegt wohl an einem Bug in der YouTube-App, die eine falsche URL an den AirReceiver Pro liefert. Das Problem könnte also zukünftig behoben werden – entweder Google korrigiert den Fehler in der YouTube-App – oder der Entwickler findet einen Weg, die fehlerhafte URL in etwas sinnvolles zu verwandeln.
Insgesamt ist die AirReceiver Pro-App eine coole Sache, die mir ausgesprochen gut gefallen hat. Für den Preis (aktuell 2,33 Euro) kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Von mir gibt es daher an dieser Stelle eine Kaufempfehlung für die App.
Nexus 4 oder Samsung Galaxy S4 als AirPlay-Empfänger
Verwendet man die oben erwähnte Android-App AirReceiver Pro (oder die in Teil 5 erwähnten Apps), lassen sich beliebige Android-Geräte in AirPlay-Empfänger verwandeln. Bringt mich natürlich zur Frage, ob man nicht das Android-Gerät als AirPlay-Empfänger für das heimische TV-Gerät einsetzen kann.
Aber wie kriegt man die Medien (Fotos, Musik oder Videos) auf ein TV-Gerät? Beim TVPeCee MMS.884.quad ist die Sache recht einfach – der Android-Stick hat einen HDMI-Ausgang, der an eine entsprechende Buchse des TV-Geräts angeschlossen werden kann. Dann lässt sich das Video- und Audiosignal per HDMI an das TV-Gerät ausgeben. Ich habe den Ansatz in der Artikelreihe zum TVPeCee MMS.884.quad ausgiebig besprochen
Für Smartphones wie das Google Nexus 4 oder das Samsung Galaxy S4 oder ein Nexus 7 (2013) Tablet PC führt dieser Ansatz aber nicht weiter – die haben keinen HDMI-Ausgang. Aber das heißt nicht, dass man nicht ein HDMI-Signal auskoppeln kann. Für das Samsung Galaxy S4 benötigt man lediglich geeignete MHL-Adapter. Was es dazu zu wissen gibt, habe ich in folgenden Blog-Beiträgen zusammen getragen.
MHL: microUSB-zu-HDMI-Adapter für Smartphones
Samsung Galaxy S4 und das MHL-Adapter-Desaster
Und es geht doch: MHL-Adapter für das Galaxy S4
Pearl 5-in-1 MHL-Adapter im Test
Nachtrag zum Samsung MHL-Adapter-Desaster
Bei den Google Nexus-Geräten hilft der MHL-Adapter allerdings nicht weiter, da die Geräte diese Schnittstelle aus Lizenzierungsgründen nicht unterstützen. Vielmehr kommt eine als SlimPort bezeichnete Schnittstelle zum Einsatz. Auch hier gibt es spezielle Adapter, um ein Videosignal per microUSB-Buchse auf einen HDMI-Ausgang auszukoppeln. Was es dazu zu wissen gibt, habe ich in folgendem Beitrag zusammen getragen.
SlimPort-HDMI-Adapter für das Nexus 4 im Test
Nachfolgend ist noch ein Foto zu sehen, bei dem ich vom iPad unter iOS 7.1 per AirPlay auf die AirReceiver Pro-App des Nexus 4 streame. Am Nexus 4 ist ein SlimPort-Adapter angeschlossen, der das Signal auf den HDMI-Eingang eines Monitors überträgt. Falls ihr das versuchen wollt, könnt ihr ggf. auch mit der AirReceiver LITE-App testen, ob die Bildqualität ausreichend ist.
In Teil 7 stelle ich noch weitere Software-Lösungen rund um das Thema AirPlay vor.
Artikelreihe:
i: AirPlay mit Apple-TV und HDMI-Sticks nutzen – Teil 1
ii: Windows mit Reflector als AirPlay-Empfänger aufrüsten – Teil 2
iii: Windows per AirServer als AirPlay-Empfänger nutzen – Teil 3
iv: Mac OS X mit AirServer als AirPlay-Empfänger einsetzen – Teil 4
v: Android als AirPlay-Empfänger verwenden – Teil 5
vi: AirReceiver Pro als Android AirPlay-Empfänger – Teil 6
vii: Weitere AirPlay-Software-Lösungen – Teil 7
Ähnliche Artikel:
Miracast bei Windows 8.1
Miracast mit dem TVPeCee MMS-884.quad und Windows 8.1 – Teil 10
Screenrecording vom iPhone/iPad, wie geht das?
Links:
a1: AirPlay geht fremd – Mac & i (heise.de)
a2: AirReceiver Pro-App (Google Play Store)
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