In punkto Überwachung und staatlich organisierte, weltweite Hacks rüsten die USA, Großbritannien und Kanada mächtig auf. Hier ein paar Informationen.
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Aktuell wird hierzulande ja noch diskutiert, ob man in die Cloud gehen darf und ob die Daten (aus Sicherheits- und Datenschutzgründen) auf europäischen Servern zu speichern sind. Dabei ist das alles Makulatur, die Welt hat sich bereits ein Stück weiter gedreht.
EU-US-Privacy Shield von EU-Parlament durchgewunken
Im Sommer ging es ja "heiß" her, weil die EU-Kommission das vom europäischen Gerichtshof verworfene "Safe Harbor"-Abkommen durch das EU-US-Privacy Shield-Abkommen ersetzte. Über das Abkommen, welches löchrig wie ein Schweizer Käse ist, hatte ich im Blog-Beitrag EU und USA einigen sich auf neuen Safe Harbor-Deal "EU-US-Privacy Shield" berichtet. Für dieses Abkommen stand noch die Zustimmung des EU-Parlaments aus. Diese wurde Anfang November erteilt, wie man z.B. in Zeit Online nachlesen kann. Kommentar des Vereins "Digitale Gesellschaft": Die Entscheidung ist verantwortungslos. Bleibt abzuwarten, was aus der Klage einer irischen Datenschutzgruppe gegen das EU-US-Provacy Shield-Abkommen vor dem EuGH wird.
US Rule 41: Lizenz für das FBI zum weltweiten Hacken
Mit der Wahl Donald Trumps als US-Präsident dürfte sich das Thema Datenschutz in den kommenden Jahren jenseits des Atlantiks (und wohl auch diesseits) auflösen. Everything goes. Aber bereits vor der Vereidigung Donald Trumps gibt es in den USA eine Ausweitung der Rechte für das FBI im Hinblick auf die Ausspähung von Verdächtigen.
War es bisher so, dass nach der US-Rule 34 Richter eine Überwachung durch das FBI nur in ihrem Bezirk anordnen durften, ändert sich dies nun. Mit der zum 1. Dezember 2016 in Kraft getretenen Rule 41 der Federal Rules of Criminal Procedure können Richter die US-Bundesbehörden mit einem einzigen Durchsuchungsbeschluss ermächtigen, beliebige viele Computersysteme weltweit zu durchsuchen. Ergänzende Informationen lassen sich hier und hier nachlesen.
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Gut, faktisch ändert sich nicht wirklich was. Es wurde nur nachträglich legalisiert, was vorher illegal betrieben wurde (siehe mein Blog-Beitrag FBI hackte (illegal) mehr als 8.700 Computer in 120 Ländern).
Kanada will Software-Backdoors, Vorratsdatenspeicherung und mehr
Kanada segelte hier bei mir nicht unbedingt als Hort der Überwachung, auch wenn mich so manches zu CETA & Co. aufhorchen ließ. Nun berichtet tomshardware.com im Artikel Canada Wants Software Backdoors, Mandatory Decryption Capability And Records Storage von den kanadischen Überwachungsplänen. Es soll eine Möglichkeit zum Entschlüsseln verschlüsselter Daten, Backdoors in Software sowie die Pflicht zur Speicherung von Daten durch Anbieter geben.
Interessant wird das Ganze im Hinblick auf das gerade in der EU verhandelte TiSA-Abkommen werden (siehe Schleift TiSA Datenschutz, IT-Sicherheit und Netzneutralität?).
Großbritannien hat Totalüberwachung verabschiedet
Aktuell stelle ich mir die Frage, ob der Brexit nicht irgendwie etwas gutes hat. Denn in in Großbritannien ist die "Investigatory Powers Bill" in Kraft getreten. Diese weist Internet-Provider an, die komplette Surfhistorie eines Nutzers für längere Zeit zu speichern. Gut – auch in Deutschland gibt es Vorratsdatenspeicherung, so Karlsruhe das nicht noch kippt. Aber in Großbritannien können folgende Organisationen jederzeit über die Provider auf die Surfhistorie der Benutzer zugreifen.
- Metropolitan Police Service
- City of London Police
- Police forces maintained under section 2 of the Police Act 1996
- Police Service of Scotland
- Police Service of Northern Ireland
- British Transport Police
- Ministry of Defence Police
- Royal Navy Police
- Royal Military Police
- Royal Air Force Police
- Security Service
- Secret Intelligence Service
- GCHQ
- Ministry of Defence
- Department of Health
- Home Office
- Ministry of Justice
- National Crime Agency
- HM Revenue & Customs
- Department for Transport
- Department for Work and Pensions
- NHS trusts and foundation trusts in England that provide ambulance services
- Common Services Agency for the Scottish Health Service
- Competition and Markets Authority
- Criminal Cases Review Commission
- Department for Communities in Northern Ireland
- Department for the Economy in Northern Ireland
- Department of Justice in Northern Ireland
- Financial Conduct Authority
- Fire and rescue authorities under the Fire and Rescue Services Act 2004
- Food Standards Agency
- Food Standards Scotland
- Gambling Commission
- Gangmasters and Labour Abuse Authority
- Health and Safety Executive
- Independent Police Complaints Commissioner
- Information Commissioner
- NHS Business Services Authority
- Northern Ireland Ambulance Service Health and Social Care Trust
- Northern Ireland Fire and Rescue Service Board
- Northern Ireland Health and Social Care Regional Business Services Organisation
- Office of Communications
- Office of the Police Ombudsman for Northern Ireland
- Police Investigations and Review Commissioner
- Scottish Ambulance Service Board
- Scottish Criminal Cases Review Commission
- Serious Fraud Office
- Welsh Ambulance Services National Health Service Trust
Liest sich wie das who is who der britischen Behörden – so als ob die Feuerwehr, die Krankenkasse und die Aufsichtsbehörden für Glücksspiel nachschauen dürfen, auf welchen Webseiten Du dich in letzter Zeit herumgetrieben hast. Da kann einem schon Angst und Bange werden – bzw. man bekommt einen Eindruck, wohin die Reise hin gehen soll bzw. wird. Da lässt sich nur noch über die "ich hab nix zu verbergen" Spacken der Kopf schütteln.
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Da sind wir doch auch bald, in Deutschland dauert es naturgemäß nur (gefühlt) etwas länger.
Deutschland hat rund 80Mio potenzielle Terroristen, in den USA, Groß-Britannien und Kannada sind es ja noch mehr.
Hier kriegen die Ermittlungsbehörden halt einen "Hinweis" von einem Ausländischen Geheimdienst, das was im Busch ist, denn in Deutschland (überwacht) macht man sowas ja nicht (oder doch?).
Die totale Überwachung ist in nicht weiter Ferne auch hier Standard.
Und Datenschutz? da heist es in naher Zukunft, was ist das?, denn Daten jeglicher Art sind schon seit längerem eine Ware, und die bracht schließlich die Industrie (zB. Lebensmittel, Kosmetik, Versicherungen, Krankenkassen usw.) um dem Verbraucher noch bessere Angebote machen zu können (oder abzuzocken und zu besch……).
Am besten ist es dann vielleicht den Stecker ziehen und alles schön im Kopf behalten, denn da kommt (bis jetzt) noch keiner ran. Wenn man Papier braucht irgendwo vergraben?, auch so brauch man ja nicht, ist ja alles irgendwo gespeichert, vielleicht in Europa? oder sonst wo auf der Welt.
"Am besten ist es dann vielleicht den Stecker ziehen und alles schön im Kopf behalten, denn da kommt (bis jetzt) noch keiner ran."
Moin Ingo:-)
Ich fürchte ja, "alles schön im Kopf behalten", geht bald auch nicht mehr:
Je mehr Algorithmen, je weniger Hirn. Die "Grauen" werden einfach überflüssig,
peu à peu.
Das Leben an sich unterstützt bekanntlich ja nichts Überflüssiges;
also wird der "evolutionäre Support" eingestellt und die Grosshirnrinde
verkommt zum blossen Wurmfortsatz des Stammhirns:
Aus Homo sapiens wird Homo appendix;-)
Schönen Abend:-)
Wenn du so weiter machst stehst du auch bald unter Beobachtung oder deine Seite wird aus den USA und England nicht mehr zugänglich sein ;)
Zumindest wurde mein Hoster schon mal von GoDaddy übernommen ;-)
Vielen Dank für die gut gebündelten Infos, Herr Born:)
V i e r Dutzend Britische Behörden haben Zugriff!
Da kann man ja wirklich froh sein, dass die den Schuh machen aus der EU.
Hoffentlich!
Die würden unsere ohnehin schon infizierte "Netzkultur" nur noch mehr verseuchen:(
Herzliche Grüsse:-)
Schlimme Sache.
Es stellt sich die Frage, was man als Privatuser gegen die auch in Deutschland drohende staatliche Totalüberwachung tun kann.