Das FBI wusste wohl schon länger, dass US-Politiker im Fokus russischer Hacker der Gruppe Fancy Bear standen. Offenbar haben die Verantwortlichen es aber versäumt, die betreffenden Personen alle zu informieren und warnten nur ausgesuchte Politiker.
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Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen wurden ja zahlreiche persönliche GMail-Konten von US-Politikern gehackt. In der Folge wurden Server der Demokratischen Partei gehackt und zahlreiche Dokumente entwendet. Die Hacker haben das Material WikiLeaks zugespielt, die dann ein eigenes Süppchen gekocht haben. Der Ausgang der US-Wahl ist bekannt – die juristische Aufarbeitung läuft noch.
Nun kommt aber heraus, dass das FBI mindestens ein Jahr lang wusste und Beweise dafür hatte, dass US-Beamte und Politiker im Fadenkreuz des Kremls und der russischen Hackergruppe Fancy Bear standen. Es war klar, dass die persönlichen E-Mail-Konten der Leute bei Google (Gmail) und anderen Anbietern gehackt werden sollten.
Normalerweise geht man davon aus, dass das FBI die betreffenden Personen zeitnah informiert, vor den Angriffen warnt und geeignete Abwehrmaßnahmen trifft. Dies scheint aber nicht der Fall gewesen zu sein, wie Associated Press (AP) wohl herausgefunden hat.
Drei Leute, die mit der Angelegenheit vertraut sind (darunter ein aktueller und ein ehemaliger Regierungsbeamter), sagten, dass das FBI für mehr als ein Jahr die Details der Versuche der Gruppe Fancy Bear kannte, in Gmail-Postfächer von US-Politikern einzubrechen.
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AP gelangte offenbar in den Besitz einer Zielliste der betreffenden Personen. Nachdem ein US-Beamter es ablehnte, die Liste in der Öffentlichkeit zu diskutieren, kontaktierte AP die Personen auf der Liste.
In fast 80 AP-Interviews mit Amerikanern, die von Fancy Bear (eine von der russischen Regierung unterhaltene Cyberspionage-Gruppe) ins Visier genommen wurden, tauchten nur zwei Fälle auf, in denen das FBI eine Vorwarnung gegeben hatte. Der Rest der Befragten war ahnungslos, dass sie im Fadenkreuz der Hacker standen. Sogar ältere politische Entscheidungsträger erfuhren erst über die AP-Interviews, dass sie Hackerziele waren. Einige empfinden die Situation als bizarr und entmutigend.
Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: Offenbar laufen die Abwehrmaßnahmen der Amerikaner nicht sonderlich professionell. Zudem dürfte das erst die Spitze eines Eisbergs sein, der so langsam sichtbar wird. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Details lassen sich in diesem englischsprachigen AP-Beitrag nachlesen.
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