Linux Live-Systeme zum Testen – Teil 2

Wer Linux mal auf einem System testen möchte, braucht dieses nicht unbedingt zu installieren (und sich so seinen Windows-Rechner zu ruinieren). Von den meisten Linux-Distributionen gibt es sogenannte Live-Systeme, die sich von CD, DVD oder USB-Stick booten lassen. Der Beitrag gibt eine kurze Übersicht, was man ggf. wissen sollte.


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Was sind Live-Systeme?

Laut Wikipedia steht der Begriff Live-System für ein Betriebssystem, das ohne Installation (und normalerweise ohne Beeinflussung des Inhaltes einer gegebenenfalls im System vorhandenen Festplatte) gestartet werden kann. Das gesamte Betriebssystem wird dazu in der Regel auf einem bootfähigen Medium (CD, DVD, USB-Stick) geladen. Der Arbeitsspeicher des Systems wird zur Speicherung der Daten benutzt.

Ein Live-System ist also die ideale Basis, um Linux auszuprobieren. Ich verwende Live-Systeme in der Regel, um zu testen, ob eine Linux-Distribution überhaupt auf einem (älteren) Rechner läuft. Wenn das Live-System schon beim Booten hängen bleibt, braucht man i.d.R. nicht mit experimentieren und installieren anzufangen und kann sich so viel Frust und Zeit sparen. Live Systeme sind auch ganz hilfreich, um ein kaputtes (Windows)-System wieder flott zu kriegen, Festplatten zu kopieren oder sonst am System herum zu fuhrwerken, ohne Windows zu verwenden.

Ein Live-System von optischen Medien wie CD oder DVD gebootet, hat noch einen riesigen Vorteil: Es kann nicht durch Schadsoftware befallen werden – der Datenträger ist ja schreibgeschützt. Und nach dem nächsten Neustart ist das System wieder "jungfräulich"- Das ist allerdings auch der Nachteil eines Live-Systems: Nach dem Ausschalten des Rechners sind die Einstellungen weg, man muss beim nächsten Booten wieder von vorne beginnen.

Und man kann ein Live-System (DVD oder USB-Stick) verwenden, um Linux später auf der Maschine zu installieren. Die ISO-Dateien lassen sich auch als Boot-Medium in einer virtuellen Maschine verwenden, um Linux dort zu installieren.


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Welche Live-Systeme könnte ich mir anschauen?

Im Zusammenhang mit Linux fällt oft in einem Atemzug Ubuntu, und so könnte man ein Ubuntu-Live-System von dieser Webseite als ISO-Datei ziehen und dann auf DVD oder USB-Stick bringen. Auf der Webseite gibt es sogar Artikel, die das erklären. Aber es muss nicht unbedingt Ubuntu sein. Fast von jeder Linux-Distribution gibt es ein Live-System in Form einer ISO-Datei, die man auf optische Medien oder Flash-Speicher bringen kann. Die Wikipedia hat in diesem Beitrag eine ganze Liste von Live-Systemen zusammen getragen.

  • Damn small linux würde ich nicht unbedingt zum Einstieg nutzen. Ich habe hier noch eine ältere Version auf einem 256 MByte USB-Stick (Linux ist nur um die 70 MByte groß). Aber die Handhabung ist schon 'stoppelig' – ich habe es in Netbook-Zeiten zum Reparieren der Maschinen nach Experimenten benutzt. Und in diesem Blog-Beitrag wurde das Betriebssystem in anderem Zusammenhang erwähnt.
  • Flux Flux ist eine nette Distribution, die ich einige Zeit auf meinen Netbooks verwendet habe. Aber ich bin auf dem Desktop zugunsten von Mint von Flux Flux abgekommen.
  • Linux Mint (mit Cinnamon-Desktop-Manager) ist auf jeden Fall ein System, welches man sich ansehen sollte. Ich bevorzuge Linux Mint gegenüber Ubuntu, weil dort gefühlt weniger experimentiert wird. Auf dieser Webseite gibt es die Downloads. Und in diesem Blog-Beitrag Linux Mint 18.3 Cinnamon und MATE freigegeben gibt es ein paar Informationen.
  • Puppy Linux wird bei Wikipedia ebenfalls erwähnt. Auch von dieser Distro habe ich eine ältere Variante auf einem 1 GByte USB-Stick herum fliegen. Ist der Stick, den ich inzwischen auf meinen älteren BIOS-Rechnern für Reparaturaufgaben verwendet.
  • Q4OS ist auf jeden Fall eine Linux-Distribution, die ich Leuten mit älteren Rechnern ans Herz legen möchte (siehe auch den Blog-Beitrag Linux Distribution Q4OS für Windows-Umsteiger). Bei meinem letzten Test hatte ich mir einen Stapel mit vier oder fünf Live-Systemen auf DVD gebrannt. Q4OS bootete als einzige Variante auf allen meinen Testmaschinen.

Welche Distribution Sie einsetzen, bleibt also jedem selbst überlassen. Einfach nach Geschmack bzw. Gusto starten.

Brauche ich 32 oder 64 Bit?

An dieser Stelle noch ein kurzer Hinweis zur Frage: Brauche ich nun eine 32- oder eine 64-Bit-Version eines Live-Systems? Einige Linux-Distributionen (wie Ubuntu) haben die Unterstützung für 32 Bit inzwischen abgekündigt. Da entfällt die Frage, man greift zur 64-Bit-Version. Auf allen UEFI-Rechnern mit einem 64-Bit-Windows 8 bis Windows 10 wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein 64-Bit-Linux-Live-System brauchen (32-Bit-Systeme booten dort nicht). Bei älteren Systemen mit BIOS und wenig RAM (bis 2 GByte) würde ich zuerst mit einem 32-Bit-System experimentieren.

Eine Live-CD/-DVD erstellen

Das Erstellen einer Live-CD oder Live-DVD (hängt davon ab, ob ein Live-System von der Größe noch auf eine CD passt oder ein eine DVD benötigt) ist unter Windows 7 bis 10 ein Kinderspiel.

1. Laden Sie sich die passende ISO-Datei der gewünschten Linux-Distribution als 32- oder 64-Bit-Version auf die Festplatte herunter.

2. Legen Sie ein optisches Medium in den DVD-Brenner ein, klicken die ISO-Datei mit der rechten Maustaste an, und wählen Sie den Kontextmenübefehl Windows-Brenner für Datenträgerabbilder (Windows 7) oder Datenträgerabbild brennen (Windows 10).

Anschließend befolgen Sie die Anweisungen des Brenn-Assistenten. Nach dem erfolgreichen Brennen beschriften Sie das optische Medium und lassen den Rechner vom Bootmedium starten.

Einen USB-Stick mit Live-System erstellen

Um eine Linux-Distribution, die als ISO-Datei auf Festplatte vorliegt, auf einen bootbaren USB-Stick (oder eine Speicherkarte, falls das System von SD-Karten bootbar ist) als Live-System zu bringen, braucht man Hilfstools. Dann ist das Ganze ein Kinderspiel.

Auch da Tool LinuxLive USB Creator verspricht, eine ISO-Installationsdatei von Linux auf einen USB-Stick als Live-System zu schreiben. Ich habe das Tool nicht benutzt, bei heise.de finden sich einige Hinweise dazu.

Live-System booten

Sobald Sie über einen bootfähigen USB-Stick oder eine CD/DVD verfügen, booten Sie das System mit diesem Medium. Meist muss man eine Funktionstaste drücken, um das Bootmedium auszuwählen. In meinem Beitrag hier habe ich das Booten auf einem Medion Akoya 1210 beschrieben. Dort wird die F11-Taste zur Anzeige des Boot-Device-Menüs verwendet. Bei vielen Rechnern lässt sich das Auswahlmenü für das Boot-Device beim Start über die ESC-Taste aufrufen.

Anschließend sollte ein Menü wie auf obigem Bild (am Beispiel von Android) erscheinen. Dort lässt sich per Cursortaste die Option Live CD oder ähnlich wählen. Falls die Maschine nicht mit der ersten Option startet, kann man den VESA-Mode oder den Debug-Mode wählen. Bootet das System, werden Sie von einem Assistenten durch die Einrichtungsschritte (z.B. Sprache und Tastaturlayout wird abgefragt) geführt. Dann sollten Sie irgendwann zum Desktop gelangen und Linux erkunden können. Und nun viel Erfolg.

Artikelreihe
Von Windows zu Linux
Linux Live-Systeme zum Testen – Teil 2
Virtualisierung mit Virtualbox (portable) – Teil 3

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10 Antworten zu Linux Live-Systeme zum Testen – Teil 2

  1. Al CiD sagt:

    "Ich bevorzuge Linux Mint gegenüber Ubuntu, weil dort gefühlt weniger experimentiert wird."
    … basieren diese doch auf LTS (Long Time Support) Version (…14.04 – 16.04. – 18.04…)
    Wie ich schon an anderer Stelle erwähnte, alles andere ist Spielwiese bei Canonical (Ubuntu)

    Ich würde für einen Neuling / Interessierten aber nicht unbedingt eine Android-x86 (Bild) für den Anfang als Beispiel nennen, das ist – mit Verlaub – eine Dauerbaustelle und höchst komplex auf den meisten Systemen… auch wenn es unter Virtualbox läuft.

    Sehr schöner Artikel, ich hoffe noch einige in diese Richtung zu lesen.

    Danke

    • Günter Born sagt:

      Na ja, ich werbe da um Verständnis. Irgendwo soll sich der Aufwand für mich in Grenzen halten. Nachts um 1:00 Uhr hatte ich keinen Nerv mehr, ein Live-System zu booten, um einen Screenshot anzufertigen, der im Prinzip identisch ist, aber im Text statt Android ein Linux aufweist.

      Ein Live-System-Auswahl-Menü einer Linux-Distro sieht meist identisch aus – und genau darum geht es. Wer mit Linux experimentiert, sollte schon in der Lage sein, einen Screenshot so zu abstrahieren, dass er auf die eigene Darstellung, die bei Distribution xyz erscheint, passt – imho.

      • Al CiD sagt:

        Verständlich…
        Wollte es auch nicht als Kritik für den Beitrag verstanden wissen, sondern eher als Anmerkung für eventuell Interessierte.

        Android ist ja den meisten bekannt und somit wäre ein Test damit auf einem Desktop doch nahe liegend, aber – wie erwähnt – eher (ganz bestimmt…) zum Scheitern verurteilt als mit einem nativen Desktop-Linux.

  2. Stefan Huskamp sagt:

    Hallo,
    Ich würde immer win32diskimager nutzen zum USB Stick erstellen, der verändert, wie dd unter Linux, das Iso nicht.
    Ein Tipp zum Testen ist noch easyVDR 3.5 : easy-vdr.de.
    Eine install und Live fähige Distribution auf Ubuntu Basis zum einfachen Bau eines PC basierten Video Revorders (VDR) inkl. KODI etc. ohne Linux Kenntnisse.
    MfG Stefan

  3. ThBock sagt:

    Das Linux auf dem Stick kann man übrigens so einrichten, das man darauf speichern kann.
    Auch Systemupdates werden übernommen.

  4. nook sagt:

    Bei Tails (Daten werden nicht ohne explizites Nachfragen gespeichert) geht es so:
    https://tails.boum.org/doc/first_steps/persistence/index.de.html

    Im Grundsatz widerspricht es ja eigentlich dem Securitygedanken der hinter Tails steckt.

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