Vor 40 Jahren: IBM und Microsoft schaffen den IBM PC 5150

Am 12. August 1981 taten sich IBM und Microsoft zusammen, um den PC 5150 zu entwickeln. Diese Allianz (IBM lieferte die Hardware, Microsoft das DOS-Betriebssystem) schuf einen riesigen Markt für Intel-Prozessoren. Und ich hatte das große Privileg, fast die gesamte Geschichte bis heute beruflich hautnah mitzuerleben.


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Ich bin eben über verschiedene Tweets auf Twitter auf dieses historische Datum aufmerksam geworden. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag IBM PC!

IBM und Microsoft schaffen den IBM PC 5150

An mir ist dieses historische Datum komplett vorbei gegangen. Ich hatte seinerzeit meine neue Stelle in einem der drei großen Chemiefirmen Deutschlands angetreten und habe Mikroprozessorsysteme mit Intel 8085-Prozessoren für Prozesssteuerungen und prozessnahe Regelaufgaben mit entsprechender Software (Betriebssysteme, Anwendungssoftware) entwickelt. Damals wurden die Grundlagen gelegt, um 40 Jahre in der IT mit zu schwimmen.

Erst 1983 traf mich dann dieser IBM PC ganz heftig. Der erste IBM PC/XT, den IBM nach Europa gekarrt hat, lief bei einem Kollegen über den Schreibtisch. Es war ein System für einen internen Kunden und der Kollege hatte dort einige Software in dBASE II drauf geschrieben. Aber nach wenigen Wochen machte der Kollege den Abflug zu Siemens/Nixdorf, um Unix zu machen. Und dann hieß es plötzlich "Born, mach mal". Also ins kalte Wasser: IBM PC/XT (mit Festplatte) und einem IBM-DOS 1.0x (oder 2.0) bedienen. Da ich CP/M über das Intel ISIS-Betriebssystem kannte, war das kein Problem. dBASE II war eher eine Herausforderung, aber eine 2 stündige Kurzschulung des Kollegen am letzten Arbeitstag reichten, damit ich auch die Software übernehmen konnte. Als erstes habe ich die Software, die nur aus Fragmenten bestand, unter eine geschlossene Oberfläche verfrachtet, damit der Kunde überhaupt damit arbeiten konnte.


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Lang ist's her – war einer der vielen Feuerwehr-Jobs, die man mir auf's Auge gedrückt hat. Aber ich habe den Sprung ins kalte Wasser immer überlebt und viel gelernt. Schwank am Rande: Weil Microsoft (damals noch eine kleine Klitsche) seine MS-DOS-Handbücher nicht fertig bekam, hatte IBM uns dicke Microsoft Dokumentation fotokopiert und als geleimte Buchblocks beigegeben. So kam ich zu einer Dokumentation, an der Bill Gates höchst selbst wohl noch mitgearbeitet haben muss. Da war selbst BASIC dokumentiert und viele BIOS-Interna standen drin. Habe dummerweise diesen Buchblock irgendwann weggeworfen.

Erst so 1987 reichte bei mir die Kohle, um einen eigenen PC (den Amstrad 1640, aber mit 20 MByte-Festplatte) zu kaufen. Die Rückfinanzierung des Amstrad sowie eines Epson Nadeldruckers wollte ich über mein erstes Buch zu Locomotive Basic erreichen. Das war dann der Punkt, wo ich auf dumme Gedanken und die schiefe Bahn geriet. Als das Buchmanuskript fertig war, lag es bei Markt+Technik und Data Becker ca. 6 Monate – und dann war der Markt tot. Habe es dann beim DMV-Verlag untergebracht, aber statt reich und berühmt zu werden, haben die Tantiemen gerade mal die gut 2.000 Mark für den Amstrad eingespielt. Den Nadeldrucker habe ich dann über einen Zeitschriftenartikel finanziert. Tja, und seit dieser Zeit sind um die 300 IT-Bücher entstanden, die meisten liefen dann besser als das Erstlingswerk – und ich konnte fast die letzten 30 Jahre davon leben. Seit 2-3 Jahren ist der Buchmarkt aber tot und ich lebe immer noch – nun aber (noch) von meinen Blogs. A long journey – aber spannend wie Hund. Von daher: Happy Birthday, PC!

QR-Code

PS: Wird aber immer schwieriger mit dem Verstehen. Eben erst habe ich herausgefunden, wie QR-Codes gemacht werden (einfach das obige Bild anklicken).

Ergänzung: Andreas Stiller hat seine Erinnerungen aufgefrischt und bei heise in diesem Beitrag geteilt.


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16 Antworten zu Vor 40 Jahren: IBM und Microsoft schaffen den IBM PC 5150

  1. Tom sagt:

    Schon erstaunlich, wie es ein Weltkonzern wie IBM es schaffte, innerhalb von nur 5 Jahren (1981-1986) sich seinen eigenen Markt zuerst aufzubauen und dann sofort wieder kaputt zu machen – lag vielleicht doch an den zu starren Strukturen innerhalb von IBM!?!
    Wer es noch nicht gesehen bzw. gehört hat, der "schöne Sprecher von Sempervideo" hat in seinem YOUTUBE-Kanal natürlich mit seinen eigenen Humor auf die Geschichte des IBM-PC zurück geblickt:
    https://www.youtube.com/watch?v=-K1i8dI45eo

    p.s.: Habe ich bereits erwähnt, daß IBM zur Entwicklung eines Druckers 7 Jahre gebraucht hat? ;-)

    • mvo sagt:

      IBM meinte ja damals ganz clever zu sein und künftige weiterentwickelte Nachbauten von IBM PC rechtlich zu schützen. Die PS/2 Serie, die komplett inkompatibel zum Ur-PC war, aber technisch durchaus sinnvolle Fortschritte bot, hier sei insbesondere der Microchannel Bus genannt, führte dazu, dass sich IBM selbst aufs Abstellgleis begab. M.W. hatte lediglich ein weiterer Hersteller (Amstrad?) Microchannel lizensiert. Compaq hatte diesbezüglich mit EISA das deutlich bessere und vor allem zu ISA kompatible Konzept und dieses hat sich letztendlich auch durchgesetzt. Als IBM dann viel zu spät von Microchannel zu PCI wechselte, war der Markt längst aufgeteilt.
      Die IBM Laserdrucker waren m.W. Lexmark OEM Geräte und die IBM Nadeldrucker waren zu der Zeit legendär.

    • 1ST1 sagt:

      IBM

      Immer besser Manuell
      Idioten bauen Maschinen
      Immer'n bischen mehr

  2. Manuhiri sagt:

    Man glaubt es ja nicht, aber es gibt für das Zeugs bei Ebay einen Markt
    zu für mich kaum nachvollziehbaren Preisen, hätte ich das gewußt…

  3. Olaf Hess sagt:

    Auch DIR Lieber GÜNTER BORN … -> … HAPPY BIRTHDAY !!

    Als ein "Jünger" der aufstrebenden Zunft einen herzlichen Glückwunsch für die weise Entscheidung, Deine Energie in einen aufstrebenden Markt zu stecken !

    Ein Mann der ERSTEN Stunde, welcher uns Jahre später mit viel Wissen und Erfahrung, Nachrichten entsprechend präsentiert.

    Herzlichen Dank hierfür !!

  4. mw sagt:

    Leider hat PC Hardware und Software die letzten 40 Jahre viel verschlafen und noch immer ist der PC samt Windows so ziemlich das schlechteste, was die IT Industrie hervorgebracht hat. Und es nicht in Sicht, dass sich das ändern wird. Alles bessere wurde wurde mit enormer Marktmacht bekämpft und nahezu ausgerottet. Als Ingeneiur in dieser Displin bringt eine das den Tränen nahe.

  5. mvo sagt:

    Auch ich habe den IBM PC nahezu von Beginn an begleitet. Meines Wissens unterstützte DOS 1.0 aber noch gar keine Festplatten und der erste IBM PC mit Festplatte (10 MB) wurde mit DOS 2.0 ausgeliefert. DOS 2.0 wurde im März 1983 veröffentlicht.
    Aber es ging damals durchaus ohne Festplatten: Mein erster XT hatte lediglich zwei 360 KB Diskettenlaufwerke. Bei jedem Boot musste man damals Datum und Uhrzeit einstellen, da eine RTC nur optional war. Von Laufwerk A: habe ich DOS 2.11 gebooted, auf der Diskette im Laufwerk B: befand sich ein Office artiges Programm mit Datenbank, Textverarbeitung etc., das aus heutiger Sicht eher rudimentäre Funktionen bot, aus damaliger Sicht aber gewaltig war. Irgendwo in meinem Fundus müsste ich das sogar noch haben.

    • Günter Born sagt:

      Du dürftest Recht haben (laut Wikipedia war das genau so). Ich erinnere nicht mehr so genau, wann das Teil zu uns in die Abteilung kam, um für den Kunden fertig gemacht zu werden. Irgendwelche DOS-PCs – mit Diskettenlaufwerken, ich meine, es waren Compac Portables – gab es bereits. Aber einen "richtigen Rechner von IBM", das hatte was besonderes für die IT-ler, denn IBM gab es sonst nur als Großrechner im Rechenzentrum – und da hatte unsere Abteilung als technische Datenverarbeiter keine Aktien. Wir waren damals die Guerilla, die IT im Umkreis von Steuerungs-, Mess- und Regeltechnik und Labors realisierte. Die Kunden liefen uns damals die Bude ein, weil sie aus den Abhängigkeiten und der Gängelung der I+K-Abteilung mit dem Rechenzentrum und dem Großrechner raus wollten (von daher beobachte ich genüsslich den Zug der Lemminge in Richtung Cloud). Mit dem IBM-PC (und später dessen Klonen) gab es diese Chance.

      War damals, so 1983, eine heiße Geschichte – mit dem für um die 30.000 Mark gekauften IBM-PC kamen noch CP/M-86, ein USCD-Pascal, dBASE II, und auch eine ältere IBM-DOS-Version. Da gab es dann Disketten zum Installieren – könnte sein, dass es ein DOS 2.0 auf der Festplatte war. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist, war der Zeileneditor Edlin – ein Kreuz für jemand der Vater und Mutter erschlagen hatte. Aber kurze Zeit später hatten wir einen alternativen Editor, der Quellcode mit 80 Zeichen und n Zeilen untereinander darstellen und editieren konnte – den Namen erinnere ich nicht mehr genau, könnte Edix gewesen sein. Na ja, als Software-Entwickler habe ich einige Editoren kennen gelernt.

      Zu den Anfängen von DOS und den Versionen verschwindet vieles an Erinnerungen im Nebel. Was ich noch genau erinnere: Diese initiale Version konnte noch keine Unterverzeichnisse (war wohl maximal DOS 2.0) – und ich meine auch, mich zu erinnern, dass ich mir diese gigantische Festplatte von 10 MByte ansehen wollte (wir hatten eine 6 MByte-Festplatte für die ISIS II-Entwicklungssysteme, groß wie ein Kühlschrank) – und mir der Kollege sagte, dass die noch nicht vom Betriebssystem ginge, aber ein neues DOS installiert würde, was dann die Festplatte zum Leben erwecken solle. Und wenige Tage, bevor der Kollege entschwand, kam ein DOS-Update (müsste dann DOS 2.01 gewesen sein, welches Oktober 1983 erschien). Der Kollege schwärmte noch von dem hierarchischen Dateisystem "wie bei Unix".

      War eine wilde Zeit – habe gerade mal im Bücherregal nachgeschaut – mein erstes MS-DOS Programmierhandbuch deckte MS-DOS Version 2.0 bis 4.01 ab. Immerhin habe ich so viel gewusst, um 590 Seiten voll zu schreiben. Gab noch zwei Ausgaben – wobei die letzte mit MS-DOS 6.2 endete und von Microsoft Press vertrieben wurde. Der Untergang kam dann mit Windows – gut 90 % der schreibenden Kollegen sind damals ausgestiegen. Und der Rest geriet auf Abwege … sieht man ja an mir ;-).

    • Wolfgang Schwarz sagt:

      m.W. wurden erst ab MSDOS 2.0 Unterverzeichnisse eingeführt (dir, mkdir, rmdir). Vorher gab es nur das Hauptverzeichniss (bis 1983)

  6. KlausB. sagt:

    Da kommen Erinnerungen hoch. Mein damaliger Arbeitgeber hatte uns einen NCR DecitionMate V (siehe http://www.gaby.de/encr.htm) besorgt. Mit dem konnte man CP/M oder MS/DOS booten. Auf dem hatte ich Z80 und 8051 Assemblerprogramme geschrieben für unsere Frequenzumrichter. Ein Kollege hatte mit Turbo Pascal (damals eine Offenbarung, mit DOS-Grafik Fenster zum verschieben!) programmiert.
    Später dann hatte ich einen Siemens-PC 386er 25 MHz für Leiterplatten-CAD und eine selbstgeschriebene dBaseIII-Anwendung für Stücklisten. Damals schon ein 2. Bildschirm über eine extra Grafikkarte, aber nur für die CAD zu verwenden. Auf dem Motherboard waren noch nachträglich Drähte aufgelötet, so wurde der PC ausgeliefert! Wahnsinn.
    Damals hatte man seine IT noch vollständig unter Kontrolle, musste aber auch wirklich alles selber machen. Nicht die schlechteste Zeit….

    • Günter Born sagt:

      Die 8051 sagt mir auch noch was – haben wir auch in speziellen Entwicklungen eingesetzt. Ein Mitarbeiter von mir programmierte für diese CPU, die auch RAM und ROM besaß.

      Und ja, war eine wilde Zeit, in der man noch wusste, was ein Interrupt-Controller war und wie der in Assembler angesteuert wurde. Eines meiner ersten Projekte umfasste auch die Aufgabe, auf einem 8085-Prozessor den einzelen I/O-Pin für einen seriellen Port so anzusteuern, dass serielle Ausgaben über eine RS 323/485-Schnittstelle auf einen Fernschreiber (DEC Teletype) möglich wurde. Hat einige Tage gedauert, aber ich habe es hin bekommen. Der Fallstrick: Durch einen Inverter für die Stromschnittstelle waren die Signale genau umgekehrt, wie ich sie programmiert hatte – als nix laufen wollte, habe ich ein Oszilloskop angeschleppt und herausgefunden, dass die Signale invertiert waren – also alles invertiert und die Routinen (heute würde man API sagen) machten, was sie sollten.

      Gerade gestaunt: Turbo Pascal von Phillipe Kahn kam wirklich im Herbst 1983 heraus. Mein Softwareentwicklung mit Turbo Pascal 5.0 datiert aus dem Jahr 1989.

      Nun ja, alles dieses Wissen ist heute weg … aus und vorbei – und wir sind glücklich, denn wir haben ja Windows, .NET, C# und, und, und … ;-).

      • 1ST1 sagt:

        In dieses Wissen kommt man ganz schnell wieder rein, wenn man die alte Hardware erstmal wieder vor der Nase stehen hat. Und ja, die Zeiten damals waren prima, Viren waren eher nur zu Belustigung und nicht gleich Unternehmens-zerstörend.

  7. Robert sagt:

    Ein Nachbar vermachte mir Mitte der 80er einen Victor 9000 / Sirius S1 für die ersten Gehversuche.
    Kürzlich habe ich mit dem Junior eines Freundes nach langer Zeit mal wieder einen PC zusammen geschraubt und siehe da, es hat sich nichts wirklich geändert. Unverändert gibt es zahlreiche übers Board verteilte Pinleisten für alles mögliche, die kaum genormt sind. Das Bios hat mittlerweile mehr Einstellungsoptionen als ein Airbus, was durchaus mehrere Stunden Aufwand vor dem optimalen Betrieb beanspruchen kann. Und selbstredend gibt es noch VGA- und PS/2-Anschlüsse. Also keine Sorge, die Traditionen bleiben uns wohl noch weitere Jahrzehnte erhalten, auch wenn es nicht mehr um die richtigen IRQ-, DMA-Einstellungen oder himem.sys geht ;-)

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