US-Demokraten wollen Gesetz gegen Nutzertracking bei Werbeanzeigen

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)Am Dienstag (18.1.2022) haben die Demokraten in den USA einen neuen Gesetzesentwurf eingebracht, der fast die gesamte Nutzung digitaler Werbung mit Benutzertracking auf Werbemarktplätzen verbieten würde. Das würde Plattformen wie Facebook, Google und andere Datenmaklern hart treffen, da deren Geschäftsmodell darauf beruht, dass die Nutzer getrackt werden. Das könnte auch den in Europa bestehenden Konflikt in Bezug auf das Thema Cookie-Zustimmung beeinflussen.


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Der sogenannte Banning Surveillance Advertising Act wurden von den der demokratischen Partei angehörenden Mitgliedern des Repräsentantenhauses, Anna Eshoo (D-CA), Jan Schakowsky (D-IL) und Senator Cory Booker (D-NJ) als Gesetzentwurf eingebracht. Das geplante Gesetz verbietet digitalen Werbetreibenden die gezielte Ansprache von Nutzern, indem den Leuten interessenbasierte Werbung angezeigt wird, die auf den Erkenntnissen durch Benutzertracking gewonnen werden. Es werden einige kleine Ausnahmen gemacht, wie z. B. die Erlaubnis für "breite" standortbezogene Werbung. Kontextbezogene Werbung, wie Anzeigen, die speziell auf Online-Inhalte abgestimmt sind, wäre erlaubt.

"Das Geschäftsmodell der Überwachungswerbung basiert auf dem ungebührlichen Sammeln und Horten personenbezogener Daten, um das Targeting von Werbung zu ermöglichen", sagte Eshoo, die federführende Initiatorin des Gesetzentwurfs, am Dienstag in einer Erklärung. "Diese verderbliche Praxis ermöglicht es Online-Plattformen, das Engagement der Nutzer auf Kosten der Gesellschaft zu steigern, und sie fördert Desinformation, Diskriminierung, Unterdrückung von Wählern, Missbrauch der Privatsphäre und so viele andere Schäden. Das Geschäftsmodell der Überwachungswerbung ist kaputt."

Sollte das Gesetz in Kraft treten, würde es die Geschäftsmodelle von Facebook und Google radikal verändern. Diese müssten auf kontextbasierende Werbung umsatteln und das Nutzertracking hätte keinen Wert mehr. Zumindest Google unternimmt Schritte in dieser Richtung, seit in Europa absehbar ist, dass das IAB-Modell zur Benutzerzustimmung zum Sammeln von Cookies langfristig wohl nicht mehr trägt. Google will Publishern (erinnerungsmäßig ab dem 19.1.2022) die Möglichkeit zum Schalten kontextbasierender Werbung in Adsense geben.

Seit Jahren debattieren die Gesetzgeber darüber, wie die Tech-Industrie in Fragen wie Datenschutz, Desinformation und Moderation von Inhalten reguliert werden kann. Eshoo und ihre Mitbefürworter argumentieren, dass die derzeitigen Werbemodelle der Technologiebranche Anreize für die Verbreitung schädlicher Inhalte bieten und sie dazu ermutigen, schädliche Beiträge zu verstärken, um die Nutzer auf ihren Plattformen zu halten.


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Der Gesetzentwurf ermächtigt die Federal Trade Commission und die Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten, die neuen Regeln für die gezielte Werbung durchzusetzen. Außerdem können einzelne Nutzer Plattformen wie Facebook und Google verklagen, wenn sie gegen das Gesetz verstoßen, und pro Verstoß eine Entschädigung von bis zu 5.000 Dollar erhalten. Weitere Berichte über dieses Vorhaben finden sich bei The Verge und bei Vice. Anna G. Eshoo hat diese Information zum Thema veröffentlicht.


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8 Antworten zu US-Demokraten wollen Gesetz gegen Nutzertracking bei Werbeanzeigen

  1. A. Nonym sagt:

    Ein Gesetzt gegen Tracking wäre wünschenswert, ist aber technisch schwierig, da bereits nur mit HTML, viel besser aber mit Java-Script (und WebGl) User perfekt identifiziert werden können. Die Diskussion über Cookies ist grotesk, hoffentlich nicht der Unwissenheit der Politiker geschuldet.

    • kOOk sagt:

      Da steht ja, dass das Benutzertracking generell verboten werden soll, nicht nur mit Cookies. Dann ist es relativ egal welche Technik eingesetzt wird, verboten ist verboten.

  2. OwenBurnett sagt:

    Datenmaklern …. Datenhehlern!

  3. Luzifer sagt:

    Na dann Gogogo, wäre wünschenswert.

  4. Steter Tropfen sagt:

    Es gibt Leute, die finden personalisierte Werbung geil. Die fühlen sich richtig verwöhnt, wenn ihnen ihr Phone die Wünsche von den Augen abliest. Es gibt Leute, denen ist es völlig wurscht, dass sie hinten und vorne ausspioniert werden, und wenn man sie drauf aufmerksam macht, reagieren sie nur genervt. Hauptsache, sie haben ihr tolles „Nutzererlebnis". – Will der Gesetzgeber die zu ihrem Glück zwingen?

    Warum setzt man auf nationale Gesetze, denen die Firmen eben ins Ausland ausweichen? Wie man an Telegram sieht, gibt es im Worldwideweb genug Ecken, wo unbequeme Spielregeln nicht gelten.
    Warum verpflichtet man nicht lieber Browser- und Smartphonehersteller, entsprechende Schutzmechanismen (die man jetzt in Eigeninitiative suchen und nachrüsten muss) mitzubringen? So wie jetzt beim ersten Start ein Assistent anbietet, Favoriten und Passwörter von anderen Browsern abzugreifen, könnte dann ja gefragt werden „Wollen Sie die Verfolgung ihres Surfverhaltens aktivieren oder lieber unbeobachtet surfen?"
    Nicht bloß „Darf ich Webseiten mitteilen, dass die Sie doch bitte nicht tracken mögen?", sondern der Browser nimmt das verlässlich – nein heißt nein – selbst in die Hand.

    – Wenn es schon nicht möglich ist, den Anwendern einen bewussten Umgang mit Medien beizubringen. Jeder Internet-Kurs und jedes „… für Anfänger"-Buch sollte nicht nur auf die bloße Bedienung eingehen, sondern müsste auch eindringlich auf die unbemerkten Fallen und Konsequenzen hinweisen und wie man sich dagegen helfen kann!
    Wenn die Menschen nicht so naiv gelassen würden, dann bräuchte es solche politische Initiativen nicht, die entweder an der Blockade der Lobbyisten scheitern oder nach der nächsten Wahl gleich wieder annulliert werden.

  5. janil sagt:

    Wollen können die Demokraten viel… Solange sie FB, Google, Amazon (ja, siehe Gewerkschaft und so), sowie andere Konzerne, sprich das Großkapital, nicht an die Leine gelegt bekommen, wird es dabei auch bleiben…

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