Der US Landmaschinenhersteller John Deere und der amerikanische Bauernverband (American Farm Bureau Federation, AFBF) haben am Sonntag (8.1.2023) ein Memorandum of Understanding (Absichtserklärung) unterzeichnet. Dieses sieht vor, dass die US-Farmer das Recht erhalten, ihre landwirtschaftlichen Geräte selbst zu reparieren oder zu einem unabhängigen Anbieter zu gehen, um die Reparatur dort vornehmen zu lassen. Das bedeutet eine Zeitenwende, denn Landmaschinen sind heute DRM-geschützte`, fahrende Computer.
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Ist das der Durchbruch? Farmer in den US scheinen einen jahrzehntelangen Kampf mit John Deer zu ihren Gunsten beeinflusst zu haben. Denn der Hersteller von Traktoren und anderen Landmaschinen hatte es den Landwirten seit Jahren unmöglich gemacht, Reparaturen an ihren Geräten vorzunehmen. Das wird zunehmend zum Problem, da in der Landwirtschaft Hightech-Maschinen wie GPS-gesteuerten Mähdrescher und Traktoren immer selbstverständlicher werden.
Die Landmaschinen sind digital verdongelt, Eingriffe durch nicht autorisierte Techniker oder die Besitzer der Maschinen sind kaum noch möglich. Wenn ein Farmer einen Hack versuchte, um etwas freizuschalten oder zu reparieren, sah er sich ggf. Prozessen z.B. wegen Verstoßes gegen das Copyright oder Geistiges Eigentum (auf die Software) ausgesetzt. Und es bestand das Risiko, dass bei einer Geschäftsaufgabe von John Deere Hundertausende Farmer auf nicht mehr nutzbaren Landmaschinen sitzen.
Vereinbarung unterzeichnet
Ich hatte das Thema über die Jahre am Rande verfolgt und letztmalig im Beitrag Russische Kriegsbeute: Autos, Smartphone, Traktoren und Flugzeuge – John Deere sperrt per DRM über die Auswirkungen berichtet. Daher sprang mit die Meldung AFBF Signs Right to Repair Memorandum of Understanding with John Deere der American Farm Bureau Federation (AFBF) gestern auch sofort ins Auge.
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AFBF-Meldung
Die Meldung besagt, dass die American Farm Bureau Federation (AFBF) und John Deere eine Absichtserklärung unterzeichnet haben. Diese gibt Landwirten (Farmern) und Viehzüchtern (Ranchern) das Recht, ihre Landmaschinen selbst zu reparieren. Die Absichtserklärung, die auf dem AFBF-Kongress 2023 in San Juan, Puerto Rico, unterzeichnet wurde, ist das Ergebnis mehrjähriger Gespräche zwischen AFBF und John Deere. Bereits 2018 hatte ich beispielsweise den Beitrag DRM-Hack zur Gerätereparatur in den USA bald legal zum Thema, der auch auf das John Deere-Thema abstellte.
"Die AFBF freut sich, diese Vereinbarung mit John Deere bekannt geben zu können. Sie löst ein langwieriges Problem für Landwirte und Viehzüchter, wenn es um den Zugang zu Werkzeugen, Informationen und Ressourcen geht, und schützt gleichzeitig die geistigen Eigentumsrechte von John Deere und gewährleistet die Sicherheit der Maschinen", sagte AFBF-Präsident Zippy Duvall. "Eine Maschine ist eine große Investition. Die Landwirte müssen die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wo sie ihre Maschinen reparieren lassen oder sie selbst reparieren, um die Kosten zu kontrollieren. Mit der Absichtserklärung verpflichtet sich John Deere, dafür zu sorgen, dass Landwirte und unabhängige Reparaturbetriebe Zugang zu vielen Werkzeugen und Softwareprogrammen haben, die für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, Kraftstoffen und Fasern benötigt werden, auf die Amerikas Familien angewiesen sind."
David Gilmore, John Deere Senior Vice President, Ag & Turf Sales & Marketing, sagte: "Diese Vereinbarung bekräftigt das langjährige Engagement von Deere, unseren Kunden die Diagnosewerkzeuge und Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie für viele Reparaturen an ihren Maschinen benötigen. Wir freuen uns darauf, in den kommenden Monaten und Jahren mit dem American Farm Bureau und unseren Kunden zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Landwirte weiterhin über die Werkzeuge und Ressourcen verfügen, um ihre Maschinen zu diagnostizieren, zu warten und zu reparieren."
Mit der Vereinbarung soll der Zugang der Landwirte zu Diagnose- und Reparaturcodes sowie zu Handbüchern (Bediener-, Ersatzteil- und Servicehandbücher) und Produktleitfäden sichergestellt werden. Außerdem sollen Landwirte Diagnosewerkzeuge direkt von John Deere beziehen können und bei der Bestellung von Teilen und Produkten Unterstützung durch den Hersteller erhalten. Die Absichtserklärung hat das Potenzial, als Modell für andere Hersteller zu dienen, und die AFBF hat bereits entsprechende Gespräche aufgenommen. Für unabhängige Anbieter von Ersatzteilen und Dienstleistungen könnte dies einen neuen Markt öffnen, sofern diese Zugang zu den benötigten Tools, Werkzeugen und Informationen erhalten.
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Es läuft auf einen Pyrrhussieg hinaus. John Deere wird es so machen wie Apple (sprich statt nur das wirklich benötigte Bauteil, diese nur in sündhaftteuren Elektronik-Bundles verkaufen). Damit kommst Du selbst als kleiner unabhängiger in die Preisregionen, die Apple so als Reparaturpauschalen ansetzt.
Abgesehen davon ist John Deere auch schon vor DRM mit seinen Imperial-Gewinde-Schrauben und Sondermaßen/-lösungen kein gern gesehener Gast in der hiesigen (landwirtschaftlichen Genossenschafts-)Schlosserei gewesen.
In der EU ist das kein Problem, denn da sind Fahrzeughersteller gesetzlich verpflichtet, diese Infos und Ersatzteile auch freien Werkstätten zur Verfügung zu stellen.
Dann bestell mal als freie Werkstatt einen Tesla Motor oder ein John Deere Getriebe…
Die Hersteller haben bereits andere Methodiken parat, um freie Werkstätten auszuschließen.
Neuere Fahrzeuge kannst Du via CAN nicht mehr bis auf die unterste Ebene bearbeiten, die bleibt alleine dem Hersteller vorbehalten (fadenscheinige Begründungen).
Zugriff auf Unterlagen und Dokumente gibt es nur für teuer Geld über einen kostenpflichtigen Online-Zugang, der zeitlich begrenzt ist (und im 15-Minuten-Takt – afaik – abgerechnet wird).
Ganz so rosig ist das hier also auch nicht.
Bis zum Beweis des Gegenteils sind sind das für mich Marketing-Lügen von John Deere.