AVM angeblich vor dem Verkauf durch Eigentümer

Kleine Meldung zum Wochenende: Aktuell geht das Gerücht um, dass die Eigentümer des Berliner Herstellers von FRITZ!Boxen, AVM, einen Verkauf des Unternehmens sondieren. Es heißt, dass sich zahlreiche Private-Equity-Investoren mit der Firma im Hinblick auf eine Übernahme beschäftigen.


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Ich weiß nicht, wie es Euch so geht; aber die Berliner Firma AVM beschäftigt mich fast schon ein ganzes Berufsleben lang. Das Unternehmen wurde von den vier Studenten Johannes Nill, Peter Faxel, Ulrich Müller-Albring und Jörg-Detlef Gebert 1986 gegründet. In Erinnerung sind mir die Produkte FRITZ!Fax und FRITZ!ISDN , die mich vor Jahrzehnten beschäftigen. Gerade habe ich gelernt, dass die erste ISDN-Karte 1989 für 4300 Mark an Unternehmen verkauft wurde. Die spätere FRITZ!Card (ab 1995) fand sich in einigen PCs, um ISDN-Verbindungen zu nutzen.

Später kamen dann die FRITZ!Boxen von AVM für den DSL-Zugang hinzu. Davor war AVM als BTX-Dienstleister aktiv – was aber an mir vorbei gegangen ist. Das Kürzel AVM steht für "Audiovisuelles Marketing" und bezieht sich auf die Anfänge des Unternehmens als BTX-Dienstleister. Inzwischen umfasst die Produktpalette Router, Repeater, Thermostate, PowerLan-Produkte und mehr.

AVM mach als Unternehmen mit 800 Mitarbeitern und 620 Millionen Euro Umsatz, und kann amerikanischen und asiatischen Herstellern durchaus Paroli bieten. Wenn ich mir die Gründergeneration so ansehe – Johannes Nill, Peter Faxel, und Ulrich Müller-Albring sind weiterhin Geschäftsführer, kommen die Herren ins "Rentenalter" und ein Generationswechsel steht ins Haus.

AVM-Verkaufsgerüchte


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Einem Bericht des Handeslblatts (Paywall) denken die Gründer über einen Verkauf nach (danke an den Leser für den Hinweis auf diesen Artikel der Kollegen). Laut Handelsblatt bereite die Investmentbank Lincoln einen Auktionsprozess vor, und zahlreiche Private-Equity-Investoren befassen sich mit dem Hersteller. Auf Grund des Umsatzes und einem geschätzten Gewinn von 80 bis 90 Millionen pro Jahr wird der Wert von AVM auf 750 Millionen bis 1 Milliarde Euro taxiert. Der Bericht des Handelsblatt basiert auf Hinweisen von Insidern. Verkauft ist noch nichts und das Ganze könnte noch einige Zeit dauern – warum die Information durchgestochen wurde, ist mir unklar.

Golem zitiert hier eine Aussage von AVM gegenüber dem Handelsblatt: "Inzwischen gehen die Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter von AVM bereits auf die 70 zu. Ihnen ist wichtig, dass der Erfolg von AVM weitergeht, auch wenn sie eines Tages nicht mehr im Unternehmen sind. Diesen Übergang planen sie seit geraumer Zeit aktiv und diskutieren ohne Zeitdruck verschiedene Möglichkeiten." Werden wir abwarten müssen, was am Ende des Tages bei herum kommt.


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25 Antworten zu AVM angeblich vor dem Verkauf durch Eigentümer

  1. M.D. sagt:

    Im schlimmsten Fall läuft es halt wie bei Kuka. Was soll's, wir sind's ja gewohnt.

  2. michael sagt:

    Haben die keine Kinder gezeugt?

    • R.S. sagt:

      Selbst wenn: Wollen die Kinder den Laden übernehmen?

      Oftmals wollen die Kinder das nämlich nicht.
      Die Zeit der Patriarchen, die ihre Kinder mit Gewalt ins Unternehmen zwingen, ist gottseidank lange vorbei.

      • Günter Born sagt:

        Ist teilweise auch die Frage des "können die das übernehmen" – sehe ich ja an mir selbst. Den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb wollte ich nicht übernehmen (bei mir wäre Hopfen und Malz verloren gewesen) – sonst wäre ich euch als Blogger erspart geblieben.

        Hätte meinem Sohn auch das Thema borncity gerne überlassen – kann eine Familie ernähren – aber er will das nicht, und er würde es auch nicht können. Er steht seinen Mann als Software-Entwickler, und es gibt einige gemeinsame Bücher, die ich mit ihm geschrieben habe – siehe Jubiläum: 28 Jahre Gesamtkunstwerk »Günter Born – ohne Sohn«, so dass ich seine Stärken und Schwächen kenne. Und das ist keine Firma mit 800 Mitarbeitern.

        • Georg S. sagt:

          Dann gäbe es vielleicht den BrauerBlog, bei dem (hoffentlich) Hopfen und Malz nicht verloren wären und BlogBier zum Kauf angeboten würde.
          Letzteres könnte die Rente aufbessern! 🍺

          Ach ja, das Oktoberfest 🍺🍺🍺🍺🍺 wird morgen die Pforten öffnen.

      • Inselaffe sagt:

        Sie müssen den Laden ja nicht übernehmen und selbst führen. Aber am dasein als Gesellschafter, kann man schwer scheitern. Externe als Geschäftsführer suchen, einmal im Monat/Quartal im Aufsichtsrat/Beirat die Arbeit prüfen und jährlich eine nette Dividende erhalten.
        Und selbst die Tätigkeit im Rat kann man durch Fachleute enstprechend aufstocken oder auslagern. Kostet halt, aber dem steht ja genug Ertrag entgegegn.

        Ein solches Konstrukt hat halt etwas mehr Substanz für das Vermögen der Beteiligten und sichert zudem den Fortbestand des aufgebauten Unternehmens. Aber müssen sie selbst wissen.

  3. Leak sagt:

    "Wichtig, dass der Erfolg weitergeht" beisst sich aber maximal mit "Private-Equity-Investoren"… WTF?

  4. mw sagt:

    AVM kann weg. Die maximal überfrachteten Fritten will doch niemand, der ernsthaft um seine Cyber-Sicherheit besorgt ist, im Perimeter haben.

    Verkauf an Finanzkapitalisten läßt das schlimmste befürchten. Die Mitarbeiter können sich schon mal nach einem neuen Job umschauen, deren Gechäft werden künftig Inder oder Chinesen übernehmen. Positiv daran ist, daß damit einige Fachkräfte dem Markt zur Verfügung gestellt werden.

    Wenn die Herren um den Fortbestand des Unternehmens besorgt sind, dann ist eine Stiftung das Mittel der Wahl (siehe BOSCH, ZEISS). Aber es geht wohl eher ums Kasse machen. Kleiner Tipp am Rande: das letzte Hemd hat keine Taschen.

    • Luzifer sagt:

      was gibts den besseres im Consumerbereich? Komm jetzt nicht mit Open Source Frickelsachen, die sind für Nerds aber nicht für Normalos. Bessere Geräte mit jahrelangen Service findest du auf dem Markt für Consumer nicht. Lancom vielleicht noch, aber die sind schon nicht mehr Consumerbereich. Vigor? Naja geile Hardware aber beschißener Service.

      • Olli sagt:

        Lancom war mal. Seit deren unsäglicher EOL Politik sind Lancom Router zum Roulette Spiel geworden – Russisch Roulette!

        Die Philosophie: "Firmware Updates gibt es solange die Hardware das kann" gibt es dort schon seit Jahren nicht mehr. Im Gegenteil da muss man mittlerweile spitzen Router wegschmeißen die noch lange tun könnten, weil Sicherheitslücken nicht mehr gefixt werden.

        Nachhaltigkeit geht anders – aber es musste ja Konsequenzen haben als Rohde & Schwarz dort übernommen haben – halt keine guten…

    • Michael sagt:

      Die Aussage ist ziemlich surreal – der Erfolg von AVM spricht für sich selbst. Kein Produkt ist anwenderfreundlicher, so gut supportet und hat noch dazu so viel Funktionsumfang.

      Welche Alternative gibt's die besser wäre?

  5. Martin B sagt:

    Schade, wieder eine funktionierende Firma mit ordentlichen Produkten und Service verschwindet.

    Nach PE Übernahme wird erst mal ein großer Teil des Kaufpreises auf die Firma umgelegt und Fremdkapital wird aufgenommen. Dann wird die Braut aufgehübscht und verkauft oder ausgepresst.

    Siehe Astaro, funktionale german Denkweise wird zum hässlichen PowerPoint Marketingschubser mit mäßigen Produkten. RIP Sophos.

    RIP AVM.

  6. F.Dutch sagt:

    Der "Große Bruder" wird sich (auch darüber) freuen:
    Läuft ja – auch in Europa – nun alles "wie geschmiert"!

  7. Beringod sagt:

    Wenn der Verkauf unumgänglich ist, weil keine Nachfolge realistisch – warum unbedingt an Finanzheuschrecken, die bekannt sich für Profitmaximierung, Standortverlagerung und Qualitätsverluste? Warum nicht an "seriöse", im Idealfalle deutsche, Käufer veräußerten? Oder warum nicht eine Stiftung gründen wie Aldi/Lidl? Oder eine AG mit Vorkehrungen, dass keine Partei die Mehrheit erhalten kann?

  8. Raphael Groner sagt:

    Schon merkwürdig, so kurz nach IFA Berlin. Wahrscheinlich wird Depression und rasante Disruption allmählich spürbar. Jedes Jahr neue Box kaufen lohnt sich nicht ohne Routerzwang vom Anbieter, Glasfaserausbau geht sehr schleppend voran, Tendenz ganz klar gen Mobilfunk per Hotspot 4G/5G.

    • Anonymous sagt:

      Tendenz geht zu Internet/Onlinedienste/Behörden/Gesundheitsversorgung/Bürgergeld/Ticketkauf/Lebensmittelkauf nur noch via Gerät mit persönlicher digitaler Identität und eindeutiger IPv6 einer Person dauerhaft zugeordnet. Dann haben Plasterouter für zuhause ausgedient.

  9. Anonymous sagt:

    AVM vor Verkauf?

    Ok, sie wissen also, daß der Routerzwang wiederkommt. Dann braucht man sich jetzt auch keine freien Router mehr kaufen, da sie absehbar wohl nicht mehr nutzbar sein werden.

    • Fritz sagt:

      Auch, weil ihre Zeit abgelaufen ist.

      Sie haben lange vom deutschen Sonderweg profitiert.

      Angefangen bei ISDN (wie etwa der legendären B1, die lange Standard-Karte der Datev zur Rechenzentrumsanschaltung war) bis hin zu DSL. Nirgendwo auf der Welt sind im letzten Jahrzehnt noch so viele Kupferdoppeladern neu verbuddelt worden wie in Deutschland – der Rest bis hin zu 3.-Welt-Ländern in der Karibik und Asien hat da schon längst nur noch Glasfasern gezogen.

      In Bereichen ohne Alleinstellungsmerkmal sind sie nur einer unter vielen. Das sieht man zum Beispiel bei den Kabelmodems, gegen Compal oder CBN hatten sie nur bei wenigen Kunden, die den höheren Preis für "Made in Germany" und ein paar zusätzliche Features zahlen wollten eine Chance.

  10. Dominik sagt:

    Ich finde die Fritz!Boxen sind schon sehr zuverlässig und kriegen lange Updates. Ich gönne den Gründern einen saftigen Handschlag. Wer mal selbst eine Firma mit >20 Mitarbeiter hatte kann wohl erahnen, was dies bedeutet noch in dem Alter drin zu sein als GF usw.

    Ich denke Investoren werden sich auch für die Firma als Plattform interessieren. Mich wundert, dass eine Telekom nicht zuschlägt.

    Und nein Gesellschafter sein ist kein einfacher Job. Finde erst mal einem Menschen, dem du deine Millionen anvertraust. Zudem heißt Gesellschafter sein auch regelmäßig strategisch zu investieren, damit man nicht wie Nokia endet.

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