GPS-Probleme: Sonnensturm und Störsignale

Stop - PixabayZwei kleine Informationssplitter, die zeigen, wie abhängig die Gesellschaft inzwischen vom US-Global Positioning System (GPS) geworden sind. Der Sonnensturm vom Wochenende sorgte dafür, dass US-Farmer nicht mehr ihre Ländereien beackern konnten, weil das GPS-Signal gestört worden war. Und in Teilen der Welt kommt es seit Monaten zu gezielten Störungen des GPS-Signals als Teil der elektronischen Kriegsführung. Speziell in Osteuropa sorgt der Ukrainekonflikt dafür, dass Russland die GPS-Signale stört – bestimmte Flughäfen werden sogar nicht mehr angeflogen.


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Das GPS-System

Das Global Positioning System (GPS) ist ein, in den 1970er-Jahren vom US-Verteidigungsministerium entwickeltes, globales Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung. GPS ist seit Mitte der 1990er-Jahre voll funktionsfähig und ermöglicht seit der Abschaltung der künstlichen Signalverschlechterung (Selective Availability) am 2. Mai 2000 auch zivilen Nutzern eine Genauigkeit von oft besser als 10 Metern. Die Genauigkeit lässt sich durch Differenzmethoden (Differential-GPS/DGPS) in der Umgebung eines Referenzempfängers auf Werte im Zentimeterbereich oder besser steigern.

Mit den satellitengestützten Verbesserungssystemen (SBAS), die Korrekturdaten über geostationäre, in den Polargebieten nicht zu empfangende Satelliten verbreiten und ebenfalls zur Klasse der DGPS-Systeme gehören, werden kontinentweit Genauigkeiten von einem Meter erreicht. GPS hat sich als das weltweit wichtigste Ortungsverfahren etabliert und wird in Navigationssystemen weitverbreitet genutzt.

GPS durch Sonnensturm gestört

In der Landwirtschaft setzen viele Maschinen inzwischen auf GPS zur Steuerung der zu beackernden Flächen. Speziell in den USA geht ohne GPS-Steuerung kaum noch was. Der gravierende Sonnensturm, der die Erde ab Freitag, den 10. Mai 2024 traf, sorgte nicht nur für Polarlichter, sondern auch für Störungen im GPS-Signal.

GPS-Störung durch Sonnensturm


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"Die Genauigkeit einiger wichtiger GPS-Navigationssysteme, die in der modernen Landwirtschaft eingesetzt werden, ist extrem beeinträchtigt", teilte ein John Deere-Händler am Samstag seinen Kunden mit. Als Folge waren die Traktor-GPS-Systeme vieler Landwirte in der Hauptpflanzzeit durch den Sonnensturm lahm gelegt. Hintergrund ist, dass einige GPS-Empfänger on John Deere-Traktoren nur zwei oder vier GPS-Satelliten zur Positionsbestimmung verwenden und so die Genauigkeit beeinträchtigt war. Auf media.com befasst sich dieser Beitrag mit dem Thema.

Ein Blog-Leser schrieb mir: Der Sonnensturm hat auch an anderen Stellen zu Störungen geführt. Bei mir hat der Sonnenwind ein paarmal die Kanallisten meines Sat-Receivers für Astra 2 (England) zerbröselt, vor übermorgen wird das nichts mehr…

Komischerweise funktioniert Astra 1 (Deutschland  einwandfrei.
Da Astra 2 auch einen Westafrika-Beam mit massenhaft lokalen Sendern dort hat, wird das Wehklagen dort besonders groß sein. Die Fernseh-Satelliten stehen ja alle über dem Äquator, Astra 1 u. 2 über dem Kongo, sind also der Sonne gut ausgesetzt.

Wenn dann der Uplink in England ausgerechnet in einer Schlechtwetterzone liegt und dadurch schon geschwächt ist, bricht eben alles zusammen.

Gezielte GPS-Störungen

Dann gibt es noch die andere Seite des Themas: Gezielte Störung der GPS-Signale als Teil der elektronischen Kriegsführung. Schiffe, die scheinbar über Land fahren (siehe Shanghai, die Geisterschiffe und das GPS-Spoofing), oder Flüge, die wegen Navigationsproblemen gezwungen sind umzukehren, sind die Folge von  GPS-Störungen und -Spoofing (siehe auch GPS-Spoofing: Finnland warnt vor falschen GPS-Signalen im Ostsee-Raum).

GPS-Störungen durch Jammer

Die Financial Times (FT) hat sich dieses Themas in diesem Beitrag angenommen. War GPS-Spoofing die letzten Jahrzehnte den Streitkräften vorbehalten und die Ausnahme, hat es seit dem Ukraine-Krieg und Israels Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen zu einer starken Ausweitung geführt. Die FT hat die Daten von Flightradar24 ausgewertet und kommt zum Schluss, das fast 40 Millionen Menschen in Gebieten mit unzuverlässigen GPS-Signalen leben, in denen es während mindestens der Hälfte der vergangenen sechs Monate zu Störungen kam. Dort würden weder die oben angeführten Traktoren fahren noch eine PKW-Navigation über GPS funktionieren. Auch die Navigation per GPS für Flugzeuge oder Schiffe ist so beeinträchtigt.

GPS-Störungen durch Jammer

"In erster Linie geht es darum, militärische Ziele zu schützen", zitiert die FT Thomas Withington von Rusi, Mitarbeiter eines in London ansässigen Think-Tank für Verteidigung. "Drohnen und Lenkwaffen sind in der Regel auf GNSS angewiesen. Die Störung eines Signals schränkt ihre Fähigkeit ein, richtig zu navigieren." Sieht so aus, als ob man wieder auf bewährte analoge Methoden zur Navigation setzen müsste.

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Shanghai, die Geisterschiffe und das GPS-Spoofing
GPS-Spoofing: Finnland warnt vor falschen GPS-Signalen im Ostsee-Raum


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20 Antworten zu GPS-Probleme: Sonnensturm und Störsignale

  1. Luzifer sagt:

    Naja ich find es jetzt nicht so krass das die gestört werden, es ist halt Krieg! Krass finde ich das manche Zeitgenossen nicht mehr in der Lage sind ohne klarzukommen. Nen Bauer der sein feld nicht pflügen kann, echt jetzt?
    Ich selbst mag auch den Komfort der die Technik bietet… sei es Navi, SmartHome usw. aber ich kann auch ohne überleben ;-P
    Bei solchen Nachrichten frag ich mich immer wie die Menscheit überhaupt so weit kommen konnte!
    PISA alleine kanns ja nicht sein.

    • Steter Tropfen sagt:

      Was will der Bauer machen, wenn der Hersteller das Zeugs serienmäßig in seine Maschinen verbaut hat (zwecks massiver Telemetrie) und der smarte Traktor keinen Mucks macht, solange er die obligatorischen Nutzungsdaten nicht erfassen kann? In Amerika ist das üblich, es gab da mal einen frappierenden Artikel (ich glaube sogar, hier). Da fällt kein Krümel auf den Boden, ohne dass das zentral registriert wird – nicht weil der Bauer das so will oder bequem findet, sondern weil der Maschinenhersteller das diktiert.
      Bei solchen Zuständen versteht man plötzlich die Amish, die ihren Pflug noch vom eigenen Pferd übers Feld ziehen lassen.

      • Olli sagt:

        >>> Was will der Bauer machen,

        Eigentlich sehr einfach – es brauchen nur alle Bauern sagen: Pass auf Hersteller, bau den Schei* aus, oder wir kaufen nichts mehr – gar nichts mehr – bei dir.

    • R.S. sagt:

      Naja, moderne Landmaschinen funktionieren vollautomatisch und damit auch effektiver als manuell gesteuert.
      Der Traktor weiß die exakte Position des Feldes und seine exakte Geometrie und auch, was da geenrtet werden muß.
      Dann fährt man an den Anfang des Feldes und drückt den Startknopf.
      Den Rest macht der Traktor vollautomatisch.
      Man kann dann Kaffee trinken, ein Buch lesen etc., theoretisch auch aussteigen.
      Man muß nicht mehr manuell exakt die Geschwindigkeit halten, nicht mehr exakt die Bahnen treffen, nicht mehr pernament auf die Pflugtiefe achten, etc., etc., das macht der Traktor vollautomatisch und genauer, als es ein Mensch könnte.
      Das hat auch sonst praktische Auswirkungen, wie bessere Ernten und größere Bodenschonung.

      Und was die Störung des GPS angeht:
      Da wird von den Russen aber nicht das GPS in der Ukraine gestört, sondern das von den meisten Ostseeländern.
      Der Hauptstörsender steht in Kaliningrad, weit weit weg von der Ukraine.
      Das stört massiv die Schiffs- und Flugzeugnavigation in der Ostsee.

      • Olli sagt:

        Genau – ist ja auch alles gut – alleine der Bauer MUSS in der Lage sein das Ding auch komplett offline und manuell zu benutzen. Nicht mehr, nicht weniger.

      • Andreas F. sagt:

        Dann warten wir mal ab, wann in Kaliningrad es mal zu einer Explosion kommt. Die Ukrainer werden dort schon einen weg finden und die osteuropäischen Staaten haben auch irgendwann den Kaffee auf. Die Polen werden schon manpower in der ukraine haben, als blau/gelb getan

    • Jan sagt:

      Was läuft bei dir eigentlich alles schief? Älter als 10 bist du aber schon? Du wärest wahrscheinlich der erste, der ohne Schnickschnack draufgeht.

      • Luzifer sagt:

        Oje hat da was getriggert? Ich kann auch ganz gut ohne Schnickschnack ;-P Ich hab nen eigenen Gemüsegarten, den Jagdschein, kann meine Autos selbst reparieren: ja komplett auch den V8 zerlegen und wieder lauffähig zusammensetzen das Smarthome läuft auf eigenen Servern; nix Cloud; Dank BHKW + Solarthermik + Solarstrom zu 80% autark (100% wären möglich aber wir haben hier Gesetze die den Hausanschluß vorschreiben) nen eigener Tiefbrunnen auf dem Grundstück und der Keller ist als Luftschutzbunker ausgelegt… also nein ich mach mir da keine Sorgen ;-P Die Konserven reichen lange genug.
        GPS ist fein, aber Karte und Kompass tuts auch! Und heh ich habe 16 Jahre gedient (nein nicht BW, ne richtige Armee inkl. Einsätze ;-p )
        Also Plünderer machen mir auch keine Sorgen… für die hab ich was ;-P würde dir nicht gefallen.
        Legio Patria Nostra!

    • Anonymous sagt:

      Ähnliches wird mit neueren Autos auch passieren eines Tages.. z.B. "kein Update der Geofence Daten vom Server möglich = fährt nicht los" oder ähnliches.

  2. Pau1 sagt:

    ich musste Mal mit einem GPS Hasser mitfahren.
    3 -in Worten drei- mal ist der Schnarcher an der Auffahrt zur Autobahn vorbei gefahren.
    Erst mit Google Maps wurde klar, wo er hätte abbiegen müssen.
    das Hinweisschildv-hier geht's zur Autobahn- war in einem -hier Bundesstraße- Schild integriert und etwas zugewachsen…

    Im Grunde könnte man sich doch alle Schilder sparen.

    • Hobbyperte sagt:

      Nicht vergessen wie viele Navi-Gläubige schon in irgendwelchen Gewässern landeten … weil das Navi die Fähr-Verbindung als Brücke erfasst hatte oder warum auch immer selber die Übersicht verloren hat, wo "es" gerade ist.

      Für schlecht aufgestellte, gewartete oder zugewachsene Schilder kann keiner etwas! Ganz ohne Schilder Navigieren, kann man als Ortsfremder womöglich schon bald im Kriegsfall Ausprobieren, viel Spaß.

      Nächster Punkt sind die teils absurden Ab- und Umwege, auf deren Pfade man von seinem Navi geschickt werden kann. Überflüssige Kilometer vermeiden, sollte doch gerade im Hinblick auf E-Autos mit begrenzter Reichweite ein Thema sein. Aber wer ist noch dazu in der Lage das Eine mit dem Anderen im Kontext zu betrachten. In einer Zeit, in der man die Aufmerksamkeits-Spanne von Kindern mittels all dem technischen Müll auf 30 Sekunden reduziert. Und das bleibt dann auch so für den Rest deren Lebens … und die Gesellschaft wundert sich über die daraus folgenden Auswüchse und Probleme … übersteigertes Aggressionspotential inbegriffen.

      Es wäre vielleicht mal ganz gesund für unsere "High-Tec"-Gesellschaften, wenn wir durch so einen Sonnensturm oder anderes Ereignis einen Reset bekämen. Muss ja nicht bis auf Null (mit dem Pflug und Gaul auf'm Acker) sein. Aber das sch… Internet und der Mobilfunk und alles was da dran hängt, könnte mal für mindestens zehn Jahre komplett weg! Damit so Einige in diesem Lande Zeit und Anlass hätten sich zu besinnen und vor einer Wiedereinführung über manches sehr gründlich Nachzudenken.

      Gestern gut zugehört? Bankfilialen sind jetzt unter 20.000. Sogar Standorte von Geldautomaten werden immer weniger. Kriegst ja Bargeld beim Discounter an der Kasse, der dafür wiederum Gebühren an die Banken zahlen muss … statt das die Bank eigene Kosten mit Bargeld hat. Und die Politik tut was sie bei solchen Umbrüchen immer tut … SCHLAFEN !! Wer hatte doch den Konto-Zwang Eingeführt? Und Jahrzehnte gab es aus eben diesem Grund kostenlose Gehaltskonten …

      Gibt es in China inzwischen eigentlich schon den Zwang zur Implantation von Beidou-Chips? Damit die Regierung jeden, jederzeit Orten kann ?

  3. yumper sagt:

    Ach wie gut das es Galileo gibt – Wurde ja vor einigen Jahren sehr hoch angepriesen
    Die Töne waren damals fast so laut wie heute bei der KI :-)

  4. Micha sagt:

    Ist für mich nicht der Untergang der Welt. Wenn der PND den dienst verweigert, muss ich halt ohne fahren.
    Wenn ich ohne Navigationsgerät ein Ziel gefunden habe, weiß ich genau wie ich da hin gefahren bin.

    Wenn ich mit dem Navigator zu einem Ziel fahre, merke ich mir den Weg zum Ziel nicht. Das Gerät sagt ja jede Fahrtätigkeit rechtzeitig an.

    Das Traktoren keine Möglichkeit zur manuellen Steuerung haben, ist ein Fehler im Produktdesign.

    • Hobbyperte sagt:

      "Wenn ich mit dem Navigator zu einem Ziel fahre, merke ich mir den Weg zum Ziel nicht"

      Das ist – wie mir scheint – auch die dahinter liegende Absicht! Zumal die Darstellung bei manchen Navi-Systemen so minimalistisch ist, das es völlig unmöglich gemacht wird, sich auf dem Display zu Orientieren (wenn da einfach nur ein unbeschrifteter Strich "als Straße" zu sehen ist, welcher gelegentlich einen anderen solchen Strich kreuzt, mit dem Hinweis links oder rechts rum weiter zu fahren … ich weigere mich auch solchen Schrott zu vertrauen.

      Außerdem sollte man doch wissen wo man hin will und sich mittels Karte vorab darauf vorbereitet haben. Ist heute wohl nicht mehr in Mode.

      Noch schlimmer wird es, wenn es tatsächlich autonome Level 5 Fahrzeuge geben wird. Und wenn die zum Massenphänomen geworden sind, weiß keiner mehr so genau wo er ist und wie er dahin kam … eine schöne neue Welt, wie sie sich nicht einmal Aldous Huxley hatte ausmalen können. Da er die Massenverblödung durch Technik nicht auf dem Schirm hatte.

      Der Vorteil von Verblödung ist freilich, das Lemminge nicht mitbekommen wie sie fremdgesteuert und ausgenutzt werden. Die finden es zuweilen sogar toll … weil sie zur Risikobewertung und Folgenabschätzung völlig unfähig sind.

      • Olli sagt:

        Und du hast natürlich die Weisheit mit Löffeln gefressen, Schwurbelmeister….

      • Micha sagt:

        Die Darstellung auf dem Display vom Falk V600 Navigator ist schon übersichtlich. Straßennamen werden angezeigt. Es gibt auch eine Möglichkeit wie bei Google Maps sich den Weg als Abfolge mit weiteren Details anzeigen zu lassen. Das Menü öffnet sich nach der Routenberechnung. Ein weiterer Klick öffnet dann die Stelle in der Karte.

        Wenn ich dann im Urlaub fahre, richte ich mich meistens nach der Sprachausgabe.

        Infos wie:
        Links halten, abbiegen in 100m, 50m Jetzt abbiegen, Dem Straßenverlauf folgen über x km. Reicht während der Fahrt meistens als Info aus.

        Bei größeren Kreuzungen gibt es noch weitere Darstellungen die bei der Wahl der richtigen Spur helfen.

        Da die United Navigation GmbH insolvent gegangen ist, gibt es für den Navigator kein neues Kartenmaterial mehr.

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