Sicherheit: Datenabflüsse bei Cyberangriffen

Sicherheit (Pexels, allgemeine Nutzung)Nach einem Cyberangriff auf eine Klinik in Bad Wildungen im August 2024 sind nun Daten im Darknet aufgetaucht. Auch bei der niederländischen Polizei gab es einen Datenabfluss nach einem Cyberangriff. Hier einige Informationen über Sicherheitsvorfälle der letzten Tage und Wochen in einem Sammelbeitrag zusammengefasst.


Anzeige

Datenabfluss bei Cyberangriff auf niederländische Polizei

Bei der Polizei der Niederlande hat es einen Cyberangriff gegeben, bei dem die Angreifer wohl massiv Daten abgreifen konnten. Laut nachfolgendem Tweet befinden sich die Namen und dienstlichen Kontaktdaten aller niederländischen Polizisten und verdeckt arbeitenden Personen darunter.

Cyberangriff auf Polizei der Niederlande

Der Tagesanzeiger hat einen kurze Bericht dazu veröffentlicht – viele Details sind bisher aber noch unbekannt.

Datenabfluss in Kurklinik Bad Wildungen

Zum 27. August 2024 gab es einen Cyberangriff auf die Kurklinik Bad Wildungen. Die Verantwortlichen in der Klinik gingen seinerzeit bereits davon aus, dass  auch personenbezogene Daten vom Cyberangriff betroffen sein könnten. Es wurden aber keine Details (ob es ein Ransomware-Angriff oder lediglich ein Einbruch in die IT-Systeme war) von der Klinik genannt. Ich hatte im Blog-Beitrag Cyberangriff auf Reha-Klinik in Bad Wildungen (August 2024) berichtet.


Anzeige

Bei meiner gestrigen Recherche zum Zyxel-Hack (siehe Zyxel (Belgien) gehackt – Ransomware-Vorkommnisse bei euch?) bin ich auf der Leak-Seite der Ransomware-Gruppe Helldown auf den Namen der Kurklinik Bad Wildungen gestoßen.

Helldown Ransomware victims

Die Helldown-Ransomware-Gruppe scheint recht neu zu sein. Auf dieser Seite las ich, dass das erste Opfer erst zum 13. August 2024 auf der Leak-Seite gelistet wurde. Die Gruppe gibt an, 131 GByte an Daten abgezogen zu haben und stellt einige Archive mit Daten auf ihrer Leak-Seite bereit.

In einem Wust an Office-Dokumenten, PDF-Vorlagen, Bestellungen der Küche etc. findet sich durchaus Brisantes. Da haben die Klinik-Mitarbeiter Passwort-Listen für Online-Shops sauber mit Nutzernamen in Word gepflegt, oder Laborbefunde und Arztbriefe unverschlüsselt gespeichert. Beliebt ist auch der Desktop als Ablageort für solche Dokumente.

Dell wird am laufenden Band gehackt

Sorgen sollte uns der Computerhersteller Dell machen. Im Mai 2024 berichtete ich im Beitrag Dell mutmaßlich gehackt, Kundendaten erbeutet (9.5.2024), dass das Unternehmen mutmaßlich gehackt worden ist. Dann wurde bekannt, dass ein Angreifer wochenlang Daten über eine API abgreifen konnte (siehe Dell-Leak: Daten wochenlang über Dell-API abgezogen).

Zum 15. August 2024 hat ein Leser mir folgenden Screenshot zugeschickt, den einer seiner Kunden erhalten hat. Dort gesteht Dell einen Datenschutzvorfall ein, bei dem Kundendaten von Einkäufen abgeflossen sind. Zur Frage, ob mir Details vorliegen, konnte ich aber wenig – außer dem oben verlinkten Fall – beitragen.

Dell Datenschutzmitteilung

Dann ist mir Tage folgender Tweet zugegangen. Bereits am 19. September 2024 wurden in einem Hackerforum Daten von Dell angeboten – der Vorfall wird wohl noch untersucht.

Dell Hack

Nun behauptet ein Akteur mit dem Alias Chucky , dass der Daten wie Jira-Dateien, Datenbanken, Schema-Migration usw. mit einer Gesamtgröße von 3,5 GB unkomprimiert  von Dell abgezogen habe.

Eine Person aus der Sicherheitsbranche merkt dazu an, dass große Unternehmen wie Dell oft den Überblick über ihre Technologie verlieren. Da werden Aktualisierungen versäumt und die Unternehmen werden Opfer von Cyberangriffen. Der obige Fall ist besonders bemerkenswert, weil Dell als Technologieführer gilt und man von einem Unternehmen dieser Größe erwarten würde, dass es seine Ressourcen zum Schutz von Kunden- und Mitarbeiterdaten einsetzt.

Großbäckerei Schäfer von Akira angegriffen

Dann ist mir noch der folgende Tweet zugegangen und Hackmanac hatte mich ebenfalls auf X auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Die Backwarenkette "Schäfer dein Bäcker" ist Opfer eines Cyberangriffs der Ransomware-Gruppe Akira geworden.

Akira Angriff auf Bäckerei Schäfer

Die Hacker haben 14 Gigabyte an Unternehmensdaten erbeutet, wie CSOOnline in diesem Artikel schreibt. Hackmanac hat veröffentlichte Unternehmensdaten auf der Leak-Seite der Ransomware-Gruppe Akira gefunden.  Dazu zählen persönliche Informationen von Mitarbeitern, Finanzdaten, Partnerdaten, Verträge und Vereinbarungen.

1/3 der Daten von US-Bürgern in Datenleck

Sicherheitsanbieter Cybernews hat mich bereits im September 2024 über seine Recherchen zu einem massiven Datenleck bei MC2 Data informiert. Bei MC2 Data handelt es sich um ein US-Unternehmen, welches Background-Checks von Personen für  Kreditgeber etc. durchführt.

MC2 Data sammelt, kompiliert und analysiert dazu Daten aus einer Vielzahl von öffentlichen Quellen. Dazu gehören auch Strafregisterauszüge, Informationen zu Arbeitsverhältnissen, Familiendaten und Kontaktdetails. Der Anbieter nutzr diese Informationen, um umfassende Profile zu Personen zu erstellen, auf die sich Arbeitgeber, Vermieter und andere bei der Entscheidungsfindung und beim Risikomanagement stützen.

Die Sicherheitsforscher sind im Internet auf eine nicht per Passwort geschützte Datenbank mit 2,2 TB an Personendaten gestoßen. Vermutlich durch einen menschlichen Fehler wurden 106.316.633 Datensätze mit privaten Informationen über US-Bürger offengelegt.

Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens 100 Millionen Personen von diesem massiven Datenleck betroffen waren. Zu den Daten, die das Unternehmen gesammelt und ungesichert gespeichert hat, gehören:

Namen
Emails
IP-Adressen
Benutzer-Agenten
Verschlüsselte Passwörter
Teilweise Zahlungsinformationen
Privatadressen
Geburtsdaten
Telefonnummern
Eigentumsdaten
Rechtliche Aufzeichnungen
Grundstücksdaten
Daten zu Familie, Verwandten und Nachbarn
Beruflicher Werdegang

Auch Personen und Organisationen, die Hintergrundüberprüfungen benötigen, waren betroffen, da die Daten von 2.319.873 Nutzern, die die Dienste von MC2 Data abonniert hatten, wohl abgezogen wurden. Das Unternehmen MC2 Data betreibt folgende Webseiten:

PrivateRecords.net
PrivateReports
PeopleSearcher
ThePeopleSearchers
PeopleSearchUSA

"Solche Dienste waren schon immer problematisch, da Cyberkriminelle oft in der Lage waren, ihre Dienste zu kaufen, um Daten über ihre Opfer zu sammeln", sagte Aras Nazarovas, ein Sicherheitsforscher bei Cybernews. Nun zeigt sich erneut, dass diese Dienste ihre Daten nicht im Griff haben. Der vollständige Bericht lässt sich hier abrufen.


Anzeige

Dieser Beitrag wurde unter Sicherheit abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Sicherheit: Datenabflüsse bei Cyberangriffen

  1. Erwin Wecker sagt:

    NIS2 wird diese (erfolgreichen) Angriffe gaaaaaannnz sicher verhindern. Insbesondere auch bei den Behörden wie der Polizei ;-) weil die da gar nicht drunter fallen. Aber Hauptsache einen Berg Papier gebaut.

    Irgendwie erinnert mich NIS2 an ein Messer, das nicht länger als 6 cm ist.

    Was wir wohl bald zur elektronischen PA alles hören und lesen werden? Widerspruch ist sinnvoll!

  2. michael sagt:

    DELL – ROFL. Warum konnte die KI das nicht verhindern? Ich tippe auf: Windows-Gammel-Software, BWL-IT-Entscheider, ITler mit besch.. Bezahlung.

  3. GüntherW sagt:

    Das sind jetzt alles Fälle wo es schief geht, aber was sind Konzepte/Firmen/Sachverhalte wo wirklich Wert auf Sicherheit gelegt wird?

    Früher gab es ja das "Fräulein vom Amt", die haben immer irgendwelche Kabel hin und her gesteckt. Bei irgendwelchen sehr kritischen Daten könnte ich mir schon vorstellen, dass es da irgendeine (Hardware)-Schnittstelle gibt. Das man nicht mal eben massenhaft Daten abziehen kann bzw. auch nur klar definierte Datenstrukturen rüber gezogen werden. Wenn das System/Datenbank dahinter keine Schnittstelle zum öffentlichen Netz hat und keiner mit USB-Sticks rumspielt…

    Würde mal wissen wo sowas ggf. im Einsatz ist. Bei irgendwelchen Archiven muss man sich auch eintragen, wenn man dort ist und wird noch mal kontrolliert. Eigentlich müsste es auch Sachverhalte geben, wo Leute wirklich sitzen und jede Anfrage noch mal bestätigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis: Bitte beachtet die Regeln zum Kommentieren im Blog (Erstkommentare und Verlinktes landet in der Moderation, gebe ich alle paar Stunden frei, SEO-Posts/SPAM lösche ich rigoros). Kommentare abseits des Themas bitte unter Diskussion.

Du findest den Blog gut, hast aber Werbung geblockt? Du kannst diesen Blog auch durch eine Spende unterstützen.