Nein, ich möchte euch heute keine Weihnachtsgeschichte erzählen, auch wenn der Anlass gepasst hätte. Aber ein paar Gedanken will ich schon loswerden, so in Richtung "dem Volk auf's Maul geschaut" und an der Menschheit (oder speziell an dem Teil, der sich bei Facebook & Co. rumtreibt) gezweifelt.
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Getriggert wurde das Ganze ein paar Tage vor Weihnachten, als ich bei Google+ über diesen Post von +Nicole Simon (European Social Media Consultant) stolperte.
People don't search for Facebook this is how they log in
Every time I see a report coming out stating that facebook is the most searched for term of the year (take your pick) I want to put them into a chair next to normal people. It is not that people search for facebook – they use this to log in. This is the primary reason facebook is rising to the top of the so called 'search terms'-
Also, Nicole war mal wieder auf eine Suchstatistik (diese) gestoßen, in der facebook, facebook login, www.facebook.com und facebook.com in den Top 10 der meistgesuchten Begriffe in 2011 landeten. Sie konstatiert, dass die Leute nicht nach Facebook suchen, sondern Google zum Login missbrauchen – also Facebook als Suchbegriff in Google eintippen, auf den ersten Link klicken und dann versuchen sich auf der angezeigten Seite anzumelden.
Verursacht nur noch Kopfschütteln, über so viel Einfalt – aber so sind die Leute (jedenfalls die Masse). Und damit fiel mir wieder folgende Story ein, welche das wahre Ausmaß der menschlichen Dummheit Ignoranz zeigt …
Facebook Wants to Be Your One True Login
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Die Webseite readwriteweb.com befasst sich mit Themen rund um Facebook und veröffentlichte am 10. Februar 2010 einen kleinen Artikel über den Ansatz von Facebook, die "einzige Anmeldeseite für's Web zu sein". Heute hat man bei Facebook zwar ganz andere Probleme mit Datenschützern und Regulierungsbehörden. Aber in 2010 war die Welt noch in Ordnung – jedenfalls ein kleines bisschen. Nur für die Site readwriteweb.com sah es böse aus. Was war geschehen?
Durch die beiden Suchbegriffe "Facebook" und "Login" wanderte die Seite bei Google im Suchindex an die erste Stelle – und plötzlich klickten tausende Vertreter der Gattung Homo erectus auf diesen Link. Sie staunten zwar, das "Facebook" mal wieder das Layout der Anmeldeseite geändert hatte. Dies hielt sie aber nicht davon ab, ein Login im Kommentarbereich zu versuchen:
Da das Login sich auf eine gänzlich andere Seite bezog, konnte das natürlich nicht klappen. Und dann brach eine ganze Flut geharnischter Kommentare über die armen Betreiber der Website herein (nachfolgende editierten Auszüge sind die harmlosesten).
So nach dem hundertsten dieser Kommentare wälzte sich die Web-Community vor Lachen auf dem Boden. Da aber auch der "Vorwurf" laut wurde, "die" hätten Facebook kaputt gemacht, sahen sich die Betreiber von ReadWriteWeb.com genötigt, folgenden Kommentar im Artikel zu veröffentlichen.
Hat aber auch nicht wirklich geholfen – wenn die Leute nicht lesen können oder wollen …
Wann creiert die Evolution den 'Homo Facebookensis'?
Denn beim Lesen des oben erwähnten Google+-Eintrags von Nicole fiel mir diese Story wieder ein. Ich musste zwar ein wenig suchen, aber über diesen Artikel bei ghacks.net stieß ich wieder auf die Quelle. Ich habe dann nachgeschaut – der Artikel ist zwei Jahre alt, dürfte also im Ranking bei Google doch abgerutscht sein. Trotzdem finden sich gerade mal ein paar Wochen alte Kommentare, die sich über ein nicht funktionierendes Facebook-Login beklagen.
Einiges mag ja vielleicht in die Kategorie fakes fallen. Aber diese Episode zeigt, dass die Masse der Facebook-Nutzer eben nicht Facebook-kompatibel ist. Und das in Zeiten, wo Facebook mit seiner Story Line das gesamte Leben eines Individuums darstellen will.
Und spätestens an diesem Punkt kommen wir an die Stelle (des Weihnachtsmärchens), wo ich mich ernsthaft gefragt habe "wann ist die Evolution so weit, dass sich der 'Homo Facebookensis' herausbildet? (Wissenschaftler einer ferneren Zukunft umschreiben diese Menschgattung mit dem Attribut "der über wenigstens eine gewisse Mindestkompetenz im Umgang mit dem Medium Facebook verfügte").
Scheinbar dauert es noch einige Äonen, zumindest, wenn ich mir die ReadWriteWeb-Story und die Beobachtung von Nicole Simon so ins Gedächtnis rufe. Obwohl, eine gewisse erzieherische Wirkung hat der gefettete Kommentar der ReadWriteWeb-Macher ja gehabt. Der Hinweis "For future reference, type "facebook.com" into …" ist bis zu diesem Teil offenbar angekommen – die Leut benutzen zwar nicht die vorgeschlagene "Addressbar" des Browsers, aber zumindest landet facebook.com ebenfalls unter den Top 10 der polulärsten Google Suchbegriffe im Jahr 2011 und hat sich sogar noch um eine Stufe verbessert, während "facebook login" sogar um eine Stufe abgerutscht ist. Ob man das schon als Fortschritt der Evolution ansehen soll? Jemand, der eine gefakte Facebook-Login-Seite mit obigen Suchanfragen im Google-Ranking nach oben treiben kann, darf dann beliebig viele Login-Daten als Belohnung abgreifen.
Jedenfalls wünsche ich Euch allseits ein frohes Weihnachtsfest, ein paar besinnliche Stunden und vor allem – ein kollateralschädenfreies Facebook-Login …
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