Windows ermöglicht die Virtualisierung mittels Hyper-V – ein entsprechender Client sowie Verwaltungstools sind im Betriebssystem enthalten. In diesem Blog-Beitrag möchte ich noch ein paar Blicke auf diese Funktion werfen.
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Hyper-V an Bord, aber anspruchsvoll
Das in verschiedenen Windows 8-Varianten (und auch in neueren Windows-Versionen wie Windows 10) eine Virtualisierungslösung mit einem Hyper-V 3.0-Client (und höher) dabei ist, steht schon seit einiger Zeit fest [a]. Klingt auf den ersten Blick also recht genial: Ich brauche als Anwender keine Virtualisierungslösung wie Windows Virtual PC, VMware Player oder Virtualbox gesondert zu installieren, denn es ist alles an Bord.
Leider ist es nicht ganz so einfach. Der Hyper-V 3.0-Client dürfte nach meiner Einschätzung nur in den Business-Versionen von Windows 8 ausgeliefert werden. Lässt sich an Hand der Windows 8 Developer Preview oder der jetzt erwarteten Windows 8 Customer Preview aber noch nicht genau abschätzen (noch ist unbekannt, welche Windows 8-Varianten es abschließend geben wird). Ergänzung: Hyper-V ist nur ab den Pro und in den Enterprise-Varianten nutzbar.
Was aber bereits bekannt ist, sind die Architekturdetails in Bezug auf Hyper-V und die sich daraus ergebenden Randbedingungen. Hier habe darüber berichtet, dass Hyper-V eine 64-Bit-CPU benötigt, die SLAT-fähig ist. Dies sind bei AMD Prozessoren ab der K10-Reihe, bei Intel unterstützen erst neuere iCore-CPUs (i5, i7) dieses Feature.
In diesem Beitrag beschreibt Microsofts Chef Steven Sinofsky, warum das so ist. Problem für heutige Anwender wird aber sein, dass vorhandene Systeme keine SLAT-Unterstützung aufweisen. Ich habe hier zwar Systeme, die zur Virtualisierung benutzt werden und auch Intel-VT, nicht aber SLAT, unterstützen. Erst ein, von Dell für Windows 8 Tests bereitgestelltes, Inspiron One 2330 Testsystem [d] ist mit einem iCore 7 von Intel ausgestattet und kann für entsprechende Tests benutzt werden.
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Dell Inspiron One 2330 als Hyper-V-Plattform
Hyper-V zuschalten
Standardmäßig sind die Hyper-V-Funktionen in Windows 8 deaktiviert. Ein Administrator muss das Dialogfeld Windows Funktionen aktivieren oder deaktivieren aufrufen und dann die betreffenden Features einschalten [c].
Anschließend lässt sich per Startmenü auf die Hyper-V-Konsole zum Konfigurieren und Verwalten von virtuellen Maschinen verwenden. Zum Aufrufen der Hyper-V Management Console lässt sich in Windows 8 die Suchfunktion öffnen und dann nach "Hyper" suchen.
Anschließend kann der Hyper-V-Manager aufgerufen werden.
Virtuelle Maschine einrichten
Im Hyper-V-Manager lassen sich neue Maschinen anlegen und verwalten. Eine neue Maschine kann in der rechten Spalte über den Befehl Neu angelegt werden. Ein Assistent führt den Benutzer durch die Schritte der Konfigurierung.
Über den Befehl Settings können die Einstellungen der virtuellen Maschine eingesehen und geändert werden.
Virtuelle Maschinen ausführen
Virtuelle Maschinen werden in einem Hyper-V Core ausgeführt. Hierzu wählt man eine konfigurierte VM im Hyper-V-Manager an und klickt in der rechten Spalte auf den Eintrag Start.
Erscheint das obige Dialogfeld beim Starten einer virtuellen Maschine. Sieht zuerst komisch aus, aber die Erklärung ist einfach: Auf der Maschine unterstützt die CPU kein SLAT. Daher kann der Hypervisor nicht starten.
Bei meinem Dell Inspiron 2330 klappt die Virtualisierung aber wunderbar. Sobald die Virtualisierung läuft, kann über den Befehl Connect in der rechten Spalte eine RDP-Verbindung zum VM aufgebaut werden. Dann wird deren Desktop in einem Fenster angezeigt.
Über die Symbolleiste und die Menüleiste lässt sich die virtuelle Maschine stoppen, herunterfahren oder suspendieren. Zudem findet sich in der Management-Konsole ein Befehl, um einen Schnappschuss der VM zu machen.
Mein erstes Fazit
Gut finde ich, dass eine Virtualisierungslösung direkt in Windows 8 enthalten sein wird. Allerdings hinterlässt Hyper-V bei mir etwas gemischte Gefühle. Die Abhängigkeit von einer SLAT-Unterstützung schließt viele Maschinen von der Nutzung für Hyper-V aus (aber das wird sich zukünftig wohl mit der Einführung neuer Hardware ändern).
Doof finde ich, dass kein direkter USB-Support in der VM enthalten ist. Man kann lediglich USB-Geräte per Netzwerk (siehe hier oder hier) oder über RDP (siehe hier und hier) anbinden – was das Ansinnen unnötig kompliziert macht.
Zudem stellt Microsoft bisher keinen Windows XP-Mode für Hyper-V zur Verfügung. Bindet man den Windows XP-Mode für Windows 7 als .vhd-Disk in Hyper-V ein, müssen die Integrationsfeatures deinstalliert werden. Das die Zukunft des Windows XP-Mode zudem offen ist, hatte ich bereits unter [e] diskutiert.
Unter dem Strich denke ich daher, dass im privaten Umfeld oder bei Hardware, die nicht Hyper-V-fähig ist, eher Lösungen wie Virtualbox oder VMware Player bzw. workstation als Virtualisierungslösung zum Einsatz gelangen wird.
Ähnliche Artikel:
a: Windows 8: Offizielle Informationen zu Hyper-V
b: Windows 8: Hyper-V braucht SLAT fähige CPUs
c: Windows 8: Hyper-V, PowerShell 3 und mehr – Teil 2
d: Dell Inspiron 2320 als Windows 8-Testsystem
e: Windows 8-Virtualisierung: Quo vadis?
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