Um Windows 8 installieren zu können, muss die CPU PAE/NX und SS2 unterstützen. Um Hyper-V zur Virtualisierung einzusetzen, ist noch eine SLAT-Unterstützung erforderlich. Und andere Virtualisierungslösungen wie Virtualbox oder VMware Player/Workstation erfordern eine Intel VT-X bzw. eine AMD-V-Unterstützung. Was aber, wenn eine fehlende Unterstützung dieser Features durch Windows 8, das Setup oder eine Virtualisierungslösung bemängelt wird?
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Die Probleme ziehen sich bereits seit längerem durch diverse Foren. Da gibt es Anwender mit modernen Intel iCore CPUs, bei denen Windows 8 beim Setup eine fehlende PAE/NX-Unterstützung meldet. Andere Anwender können kein Hyper-V wegen fehlender SLAT-Unterstützung anwenden – und manchmal scheitern so einfache Sachen wie die Aktivierung der VT-X- oder AMD-V-Unterstützung.
Unterstützt die CPU die benötigten Features?
Treten die oben skizzierten Probleme auf, ist die erste Frage natürlich: Kann meine CPU das überhaupt. Ich erinnere mich, dass ich bei einer Intel QuadCore Q 8300 CPU mal sehr detailliert in die Intel Fertigungslose reingehen musste, um a priori zu klären, ob VT-X unterstützt wird.
Zur Klärung, welche Features von einer aktuell verbauten CPU unterstützt werden, gibt es verschiedene Ansätze.
- Der simple Ansatz: Man lässt ein Tool die Features der CPU ermitteln und anzeigen. Hier stehen diverse Tools und Ansätze zur Verfügung (siehe folgende Abschnitte).
- Man ermittelt den genauen CPU-Typ (z.B. mit CPU-Z) und geht auf die Internetseite des Prozessorherstellers. Dort sucht man die Spezifikationen der CPU und prüft, ob die gewünschten Features unterstützt werden.
Persönlich halte ich letzteres für die präzisere Methode (sofern der CPU-Typ genau bestimmt werden kann). Die Prozessorhersteller wissen, was bei den jeweiligen Prozessoren implementiert wurde – und es kommt zu keiner Verfälschung durch installierte Software oder durch blockierende Hardware. Nachfolgend die Links zu den Seiten der Prozessorhersteller.
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a1: Prozessorseite von Intel (http://ark.intel.com/de/)
a2: How to find your processors spec number?
a3: Intel Processor Diagnostic Tool
a4: AMD-Prozessorseite
Die CPU-Features abfragen
In einigen Fällen reicht es aber, die Features der CPU mit geeigneten Mitteln abzufragen. Dazu können Bordmittel oder Fremdtools eingesetzt werden. Im Artikel [a1] beschreibe ich eine einfache Methode, wie man unter Windows Vista oder Windows 7 prüfen kann, ob die CPU das für Windows 8 erforderlich NX-Bit unterstützt. Eine weitere Lösung, die CPU-Details zu ermitteln, besteht darin, das Programm CPU-Z zu verwenden (Download 1.64 (englisch)).
Die Auswertung mit CPU-Z zeigt in obigen Screenshot, dass VT-X EM64T unterstützt werden – es ist also sowohl die von Windows 8 geforderte PAE/NX-Unterstützung als auch VT-X-Support vorhanden. Es lassen sich als hardwaregestützte Virtualisierungslösungen verwenden (was ich auf dem betreffenden System auch tue).
Wer Hyper-V unter Windows 8 Pro bzw. Enterprise einsetzen möchte, braucht eine CPU mit Second Level Adress Translation (SLAT). Dies ist bei Intel iCore und bei AMD K10 CPUs der Fall. Sofern Windows 8 installiert ist, drücken Sie die Tastenkombination Windows+R und geben im Dialogfeld Ausführen den Befehl msinfo32 ein. Wenn Sie den Befehl ausführen, erscheint das Fenster Systeminformationen.
Unter Windows 8 wird am Ende der Systemübersicht auf die Hyper-V-Unterstützung aufgelistet.
Wer es einfacher und detaillierter haben mag, lädt sich einfach die Sysinternals Suite herunter. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung und tippen Sie den Befehl coreinfo.exe ein, liefert dieser eine Auflistung der unterstützten CPU-Features.
So lässt sich (auch unter Windows Vista oder Windows 7) schnell herausfinden, ob die benötigten Features von der CPU unterstützt werden.
Meine CPU kann's, Windows oder das Setup erkennt es nicht
Nun kommen wir noch zum Kasus Knacksus: So mancher Anwender besitzt einen Rechner, dessen CPU gemäß den Prozessorspezifikationen die benötigten Features unterstützt. Aber das Windows-Setup meldet z.B. einen nicht kompatiblen Prozessor – oder VT-X wird von Virtualisierungssoftware wie Virtualbox oder VMware Player/Workstation nicht erkannt – oder die Hyper-V-Platform lässt sich nicht aktivieren. Hier können verschiedene Ursachen vorliegen.
- In den meisten Fällen ist die Virtualisierungsunterstützung im BIOS (bzw. UEFI) deaktiviert. Hier bleibt nur, das System zu booten und beim Systemstart durch Drücken von Tasten wie Entf oder ähnlich das BIOS-/UEFI-Setup aufzurufen und zu schauen, ob es entsprechende Optionen gibt.
- Falls im BIOS keine Option zur Aktivierung der geforderten Features vorhanden ist, kann man noch auf den Internetseiten des Mainboard-Herstellers recherchieren, ob eine BIOS-Aktualisierung vorhanden ist, die das Problem behebt. Wird da nichts angeboten, wird es schwierig bis unmöglich, die gewünschten CPU-Features freizuschalten.
Beim Windows 8-Start wunderte ich mich über viele Besitzer von iCore-Systemen, wo Windows 8 die Installation aus Kompatibilitätsgründen (fehlende NX-Unterstützung) verweigerte. Ein Teil der Betroffenen konnte die NX-Unterstützung per BIOS nachrüsten (siehe die Artikel [a1, a2]). Einige Anwender sind aber auch schlicht an den BIOS-Optionen gescheitert – es wurde nichts (auch nicht unter anderen Bezeichnungen) angeboten.
Tipp: Gelegentlich spielt einem die Hardware einen Streich. In diesem Forenthread weist ein Benutzer z.B. darauf hin, dass bei einem Mainboard das Neustarten nach einer BIOS-Einstellungsänderung nicht reicht. Er musste die Stromzufuhr für ca. eine halbe Minute unterbrechen, damit die VT-X-Unterstützung erfolgreich aktiviert werden konnte.
Und es gibt noch eine Falle, die das Freischalten von CPU-Eigenschaften blockiert: Installierte Systemsoftware. Beim Upgrade von Windows Vista/Windows 7 auf Windows 8 verweigerte Setup häufiger die Installation. Ursache waren Container, die Backup-Software, Antivirenscanner oder Protecting-Lösungen unterhalb von Windows eingezogen hatten. Diese blockierten einfach alle Zugriffe auf die CPU, so das das Setup falsche Informationen enthielt. Abhilfe schaffte die saubere Deinstallation dieser Systemtools oder ein Clean Install nach dem Booten des Systems über eine Setup-DVD.
Dass der Teufel aber gelegentlich im Detail steckt, zeigt eine Forendiskussion bei Microsoft. Der Anwender hatte Windows 8 auf einem System installiert und benötigte VT-X-Unterstützung zur Virtualisierung von Android-Geräten. Unter Windows 8 wurde ihm aber gemeldet, dass die CPU keine VT-X-Unterstützung bietet, während unter Windows 7 der VT-X-Support gegeben war – eine Blockade im BIOS konnte also nicht zutreffen.
Meine Vermutung, dass fehlerhafte Chipsatztreiber (siehe dieses Intel-Posting) die Ursache waren, erwiesen sich als unzutreffend. Auch eine Blockade durch eine installierte Hyper-V-Platform traf nicht zu (Hyper-V war über Windows-Features deinstalliert worden). Die hier adressierte Unterscheidung zwischen VT-X und VT-d (Unterstützung für I/O-Virtualisierung) war im aktuellen Fall auch nicht relevant. Am Ende des Tages stellte sich heraus, dass ein unter Windows 8 installierter AVAST-Virenscanner die Ursache für "fehlende" VT-X-Unterstützung war. Nachdem AVAST deinstalliert war, konnte VT-X erfolgreich genutzt werden. Sollte man dran denken, wenn Norton Internet Security oder Kaspersky Internet Security oder ähnliches unter Windows 8 installiert ist. Diese Tools verursachen die unmöglichsten Kollateralschäden und sind dazu noch weitgehend überflüssig, da Windows 8 im Defender einen Virenscanner integriert hat.
Ich hoffe, dem einen oder anderen leidgeplagten Windows 8-Anwender mit diesem Excerpt eine kleine Hilfe bei Installations- und Virtualisierungsproblemen, die auf fehlende CPU-Eigenschaften zurückzuführen sind, an die Hand gegeben zu haben.
Anmerkung: Die Hinweise gelten auch für Windows 8.1 bzw. Windows 10.
Ähnliche Artikel:
a1: Windows 8: CPU-Kompatibilitätsprobleme beim Setup
a2: Windows 8: CPU-Kompatibilitätsprobleme – Teil 2
a3: Windows 8: Hyper-V braucht SLAT fähige CPUs
a4: Windows 8: Hyper-V im Test – Teil I
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Hallo Herr Born,
auch wenn Ihr Beitrag bereits eine Weile her ist, möchte ich mich vielmals bedanken und Ihnen somit ein positives Feedback geben.
Ich habe einen "alten" Gamer PC von 2010 neu mit Win7 64bit aufgesetzt und möchte den XP-Mode installieren. Aber Hardware Virtualisierung wurde nicht erkannt, obwohl aktiv.
Habe nun fast 2 gesamte Tage probiert und gestöbert.
Im Bios war Intel VT-x und VT-d aktiviert, wurde aber weder vom Microsoft HAV-Diagnostic Tool, noch von HW-Info erkannt. Immerhin, letzeres sagte mir es sei verfügbar aber eben disabled.
Allein Ihr Hinweis auf den AVAST-Virenscanner hat mir letztlich geholfen!!!
:-)
Also, AVAST deinstalliert, und siehe da……VMX wurde nun auch tatsächlich als aktiviert erkannt.
Dann muss doch ein anderer Virenscanner her.
So einfach kann das sein…. aber man muss halt drauf kommen.
Tja, das Ei des Kolumbus.
Also nochmals vielen Dank Capitano…
Grüße aus Bayern,
Mario W.
@Mario: Feedback auch für ältere Beiträge ist immer willkommen – glaub mir, die Beiträge werden gefunden – und Feedback hilft anderen. Danke für die Bestätigung, dass AVAST beteiligt war.
Hallo,
auch von mir herzlichen Dank für den Hinweis in Richtung Avast.
Letztlich reichte es, Avast in den Ruhe-/Spielemodus zu versetzen, damit meine VM ins Laufen kam. Eine Deinstallation war nicht notwendig.
Schöne Grüße, R.S.
Hallo,
auch ich war auf der Suche nach einer Lösung für das angeblich deaktivierte VT-x.
Mein PC läuft schon mit Windows 10 64Bit, Hardwareseitig und BIOS-seitig ist eigentlich alles im grünen Bereich. Doch auch mit vielem hin und her war noch keine Besserung in Sicht.
Und auch bei mit war es Avast, welches einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Und bei mir half es nicht, Avast in den Ruhe-/Spielemodus zu versetzen (mag vielleicht auch am neueren Betriebssystem liegen).
Erst die Deinstallation brachte den Erfolg.
Danke nochmal für den Hinweis mit Avast.
Gruß
Tobias-S
Dann suche mal hier im Blog nach AVAST, bevor Du den Problembär installierst. Und lies Windows 10: Welche Antivirus-Lösung soll ich einsetzen?
Guten Tag,
Besten Dank für Ihren Beitrag. Ich habe glücklicherweise nicht tagelang probiert, dennoch viel Zeit verplempert. Da ich ein exotisches Problem vermutete, bin ich bis jetzt immer gut gefahren die Suchanfragen bei Google in Englisch zu verfassen. Nachdem ich schon Einiges ausprobiert hatte, und es mir einfach nicht in den Kopf wollte, wieso die Virtualisierung nicht erkannt wurde, stiess ich auf Ihren Beitrag.
Auch bei mir war der Hinweis auf den AVAST Scanner der Jackpot. Ich wäre sicherlich noch lange darauf gekommen! Vielen Dank, dies war extrem hilfreich und hat mir sicher viele Stunden gespart.
Beste Grüsse
Martin