FYERS VIP: Polizei zerschlägt Millionen-Betrugsring

Polizei zerschlägt Betrugsring, der Senioren über manipulierte Trading-Apps und gefälschte VIP-Gruppen um Ersparnisse brachte. Experten warnen vor der gängigen Masche.

Ein 68-jähriger Investor verlor über 370.000 Euro an eine WhatsApp-Bande, die einen seriösen Broker nachahmte. Die Ermittlungen offenbaren ein perfides System aus Täuschung und Geldwäsche.

Organisierter Betrug mit gefälschter Trading-App

Die Polizei in Chennai hat einen hochprofessionellen Cyber-Betrugsring zerschlagen. Die Täter lockten ihr Opfer in eine gefälschte WhatsApp-Gruppe namens „FYERS VIP“, die den echten Broker FYERS Securities imitierte. Dort inszenierten sie professionelle Börsengespräche, um Vertrauen zu schaffen. Das eigentliche Ziel: Die Opfer sollten eine manipulierte Handy-App installieren.

Diese gefälschte App zeigte scheinbar wachsende Gewinne an und trieb den Senior dazu, sein gesamtes Erspartes zu überweisen – insgesamt umgerechnet 374.000 Euro. Als er das Geld abheben wollte, verschwand die App und die Ansprechpartner waren nicht mehr erreichbar. Die Ermittlungen der Central Crime Branch führten nun zur Festnahme von drei weiteren Verdächtigen.

Das System der „Geldkuriere“ und Schichtung

Der Fall zeigt, wie Betrüger auf ein Netzwerk von „Geldkurier“-Konten („Mule Accounts“) setzen, um die Spur zu verwischen. Die Hauptbeschuldigten nutzten Mittelsmänner, die Personen anwarben, ihre Bankkonten für Provisionen „zu vermieten“.

  • Ein Verdächtiger erhielt direkt über 6.600 Euro des gestohlenen Geldes. Er hob es per Scheck ab und übergab es einem Mittelsmann.
  • Weitere 49.500 Euro wurden über fünf ähnliche Konten geschleust. Das Bargeld wurde sofort abgehoben, um die digitale Spur zu brechen – eine Methode, die als „Smurfing“ bekannt ist.

Die jetzt Festgenommenen komplettieren den Kreis um den Haupttäter Balasubramanian, der bereits im November gefasst wurde.

Warnung der Branche vor „VIP“-Fallen

Der Missbrauch von Markennamen wie FYERS, Zerodha oder Angel One zwingt Broker zu deutlichen Warnungen. FYERS Securities betont, dass das Unternehmen keine WhatsApp-Gruppen für Anlagetipps betreibt und niemals garantierte Renditen verspricht.

„Das Versprechen von exklusivem ‚VIP‘- oder ‚Institutional‘-Zugang ist der Köder“, erklärt ein Cybersicherheitsexperte aus Bengaluru. „Die Betrüger nutzen den Wunsch der Opfer aus, an vermeintlich geheime Marktchancen zu gelangen.“

Die offizielle Empfehlung lautet: Apps ausschließlich aus offiziellen Stores wie dem Google Play Store oder Apple App Store herunterladen und die Identität jedes angeblichen Firmenvertreters überprüfen.

Globale Trendwelle trifft Senioren

Der Fall spiegelt einen globalen Trend wider: Cyberkriminelle zielen gezielt auf Senioren ab, die über Ersparnisse, aber oft weniger Erfahrung mit digitalen Betrugsmethoden verfügen. Ähnliche Vorfälle mit Schäden in Millionenhöhe wurden kürzlich aus anderen indischen Metropolen wie Pune gemeldet – getarnt als „digitale Verhaftungen“ oder Krypto-Trading-Angebote.

Der psychologische Druck in diesen Betrügereien ist enorm. Die Täter setzen auf die Angst vor rechtlichen Konsequenzen oder die Verlockung lebensverändernden Reichtums.

Ausblick: Schärfere Regeln und KI als Waffe

Für 2026 prognostizieren Experten härtere Gegenmaßnahmen:

  1. Strengere KYC-Regeln: Die indische Zentralbank (RBI) dürfte die Identitätsprüfung für Konten verschärfen, um die Anlage von „Geldkurier“-Konten zu erschweren.
  2. KI-Erkennung: Banken setzen zunehmend Künstliche Intelligenz ein, um „Smurfing“-Muster zu erkennen und verdächtige Transaktionen zu stoppen, bevor das Geld abgehoben wird.
  3. Plattform-Verantwortung: Der Druck auf Messaging-Dienste wie WhatsApp wächst, wirksamere Schutzmaßnahmen gegen das ungefragte Hinzufügen zu Gruppen einzuführen – dem Einstiegstor für die meisten Betrugsfälle.

Bis dahin gilt eine einfache Regel für Anleger: Kommt ein Anlageangebot per unverlangter WhatsApp-Nachricht und erfordert es das Herunterladen einer App außerhalb offizieller Stores, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Betrug.