KPMG Consulting erweitert seine Cloud-Beratung zu einem integrierten Rundum-Service für Unternehmen. Der neue Ansatz soll die wachsende Komplexität bei der Verwaltung von Cloud-Infrastrukturen lösen.
Die Digitalisierung ist für Unternehmen längst kein Zukunftsthema mehr, sondern tägliche Betriebsnotwendigkeit. Die Herausforderung hat sich verschoben: Es geht nicht mehr nur um die Migration in die Cloud, sondern darum, den operativen Betrieb dort effizient und sicher zu managen. Genau hier setzt die erweiterte Dienstleistung des Beratungsriesen an.
Vom Stückwerk zum Rundum-Sorglos-Paket
Der Kern der Ankündigung ist die Bündelung bisher oft isolierter Beratungsleistungen. KPMG bietet nun einen durchgängigen Service für den gesamten Lebenszyklus eines Cloud Center of Excellence (CCoE) an – von der Strategieentwicklung über Design und Pilotierung bis hin zum Standardbetrieb.
„Wir führen unsere Kunden jetzt mit einem einheitlichen Service von Anfang bis Ende“, so das Unternehmen. Diese Konsolidierung ist eine direkte Antwort auf die traditionell „silosierte“ Cloud-Beratung, bei der Strategie, Implementierung und Governance oft getrennt voneinander behandelt wurden.
Das erweiterte Angebot zielt darauf ab, zentrale CCoEs zu etablieren, die nicht als Bremsklotz, sondern als Innovationsbeschleuniger fungieren. Durch die Zentralisierung von Best Practices sollen Cloud-Fähigkeiten in allen Geschäftsbereichen nutzbar gemacht werden – ohne dabei Sicherheit und Compliance zu vernachlässigen.
Der Cloud-Paradoxon: Agilität versus Kostenexplosion
Der Grund für diese Expansion liegt im „Cloud-Paradoxon“, mit dem viele Unternehmen kämpfen: Die Cloud verspricht Agilität und Kosteneinsparungen, die Realität sind jedoch oft explodierende Betriebskosten und Governance-Probleme.
Laut dem „KPMG Global Technology Report“ priorisieren zwar 86 Prozent der Unternehmen Investitionen in „Everything as a Service“. Doch drei große Hürden bleiben:
1. Ein akuter Mangel an qualifizierten Cloud-Experten.
2. Die Unfähigkeit, mit der rasanten Technologieentwicklung Schritt zu halten.
3. Unzureichende Governance, die zu Sicherheitsrisiken und „Schatten-IT“ führt.
„Wenn Optimierung und Kontrolle nicht richtig umgesetzt werden, können die Betriebskosten steigen“, warnt KPMG. Daher legen die neuen CCoE-Dienste einen starken Fokus auf FinOps (Financial Operations) und Personalentwicklung. Das Ziel: Das CCoE soll sich von einer technischen Aufsichtsstelle zu einem strategischen Drehkreuz wandeln, das Cloud-Ausgaben aktiv steuert und interne Teams schult.
Aufbauend auf milliardenschweren Allianzen
Diese Service-Erweiterung steht nicht isoliert da. Sie baut auf einem Jahr strategischer Manöver von KPMG in den Cloud- und KI-Sektoren auf. Analysten verweisen auf die 100-Millionen-Euro-Investition in die Google-Cloud-Allianz im November 2024 als entscheidenden Grundstein.
Diese Investition zielte damals auf den Ausbau von Datenanalyse, Cybersicherheit und verantwortungsvoller KI-Nutzung ab. In den letzten zwölf Monaten hat KPMG diese Fähigkeiten für interne Prozesse genutzt und macht diese Expertise nun über das erweiterte CCoE-Angebot für Kunden zugänglich.
Die Synergie ist klar: Die Technologie von Partnern wie Google Cloud und Microsoft benötigt eine robuste menschliche und prozedurale Ebene, um effektiv genutzt zu werden. Genau diese Ebene soll das CCoE bereitstellen.
Vom „Polizisten“ zum strategischen Partner
Ein wichtiger Unterschied im neuen KPMG-Modell ist die philosophische Neuausrichtung der Rolle des CCoE. Historisch wurden solche Zentren oft als „Polizisten“ gesehen, die strenge Regeln durchsetzten und Entwicklungsteams ausbremsten. KPMG propagiert nun einen Wandel von „Vorschriften“ zu „Beratung“.
Laut den Cloud-Operating-Models des Unternehmens durchläuft ein reifes CCoE zwei Phasen:
* Phase 1 (Vorschreibend): Das CCoE definiert Regeln, Sicherheitsbaselines und Tagging-Strategien.
* Phase 2 (Beratend): Mit wachsender Cloud-Reife des Unternehmens bietet das CCoE architektonische Leitplanken, wiederverwendbare Assets und automatisierte Governance-Tools.
Dieser Ansatz soll den typischen Konflikt zwischen IT-Sicherheitsteams und DevOps-Einheiten entschärfen. Durch automatisierte Governance („Policy as Code“) und vorgeprüfte Architekturmuster können Entwicklungsteams schnell arbeiten, ohne Compliance-Regeln zu verletzen.
Ausblick 2026: Die KI-getriebene Cloud
Für 2026 wird die Rolle des Cloud Center of Excellence noch kritischer, da Künstliche Intelligence zum primären Cloud-Ressourcen-Verbraucher wird. Der enorme Rechenbedarf von GenAI-Modellen erfordert präzises Kostenmanagement und Datenhoheits-Kontrollen – klassische Aufgaben für ein CCoE.
KPMGs zeitige Expansion positioniert das Unternehmen gut für den wachsenden Markt der „Cloud-Bereinigung“ und „Cloud-Optimierung“. Nach dem ersten Migrationsrausch konzentriert sich die nächste Investitionswelle der Unternehmen darauf, die Folgen überhasteter Umzüge zu bereinigen und auf Wertschöpfung zu optimieren.
Mit seinem Rundum-Service für CCoE-Strategie, Implementierung und Talententwicklung sendet KPMG ein klares Signal: Die Zukunft des Cloud Computing hängt nicht nur von der Technologie selbst ab, sondern von den organisatorischen Strukturen, die sie effektiv nutzbar machen.




