Krypto-Betrüger kapern jetzt Smartphones per Fernzugriff

Kriminelle erlangen per Fernwartungssoftware die Kontrolle über Mobilgeräte, um Konten zu plündern. Polizei warnt vor professionellen Anrufern und gefälschten Handelsplattformen.

Eine neue Betrugswelle mit Kryptowährungen rollt über Deutschland. Dabei erlangen Kriminelle gezielt die Fernkontrolle über die Smartphones ihrer Opfer, um Konten in Echtzeit zu plündern. Die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland und weitere Landeskriminalämter warnten heute dringend vor der perfiden Masche.

„Broker“ fordern Vollzugriff aufs Handy

Die Täter ködern ihre Opfer mit professionellen Werbeanzeigen in Sozialen Medien. Diese locken mit hohen Renditen durch Krypto-Investments und führen auf gefälschte Handelsplattformen. Nach der Registrierung melden sich angebliche „Broker“ oder „Finanzberater“ telefonisch.

Diese geschulten Anrufer bauen gezielt Vertrauen auf. Der kritische Moment kommt, wenn sie die Installation von Fernwartungssoftware wie „AnyDesk“ oder „TeamViewer“ fordern. Sie bieten Hilfe bei der Wallet-Einrichtung an und benötigen dafür angeblich den Zugriff.

Sobald die Software installiert und der Zugangscode weitergegeben ist, übernehmen die Betrüger die volle Kontrolle. Sie können dann Sicherheitsmechanismen wie die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) umgehen, da sie auf SMS oder Authenticator-Apps zugreifen.

Das perfide Spiel mit Vertrauen und Gier

Die Ermittler beschreiben ein psychologisch raffinierteres Vorgehen als bei früheren Betrugsmaschen.

  • Testphase: Das Opfer investiert eine kleine Summe, oft 250 Euro.
  • Scheingewinn: Auf der gefälschten Plattform werden rasante Kursgewinne angezeigt. Manchmal zahlen die Täter sogar kleine Gewinne aus, um Glaubwürdigkeit zu schaffen.
  • Eskalation: Motiviert durch den vermeintlichen Erfolg investieren die Opfer hohe Summen – Ersparnisse oder sogar Kredite.

Die Polizei stellt klar: „Die angeblichen Investitionen finden nicht statt.“ Das Geld wird auf ausländische Konten transferiert und über Kryptowährungen verschleiert. Verlangt das Opfer eine Auszahlung, brechen die Täter den Kontakt ab oder fordern unter Vorwänden weiteres Geld.

Warum der Smartphone-Zugriff so gefährlich ist

Sicherheitsexperten sehen im direkten Fernzugriff auf Mobilgeräte eine neue Eskalationsstufe. Das Smartphone wird zum Einfallstor.

  • Sicherheitsbarrieren fallen: Wer den Bildschirm kontrolliert, kann Bank-TANs mitlesen oder Push-Benachrichtigungen bestätigen.
  • Identitätsdiebstahl droht: Die Täter kopieren auf dem Gerät gespeicherte Ausweisdokumente, um in Namen der Opfer weitere Konten zu eröffnen.

Landeskriminalämter wie das LKA Niedersachsen warnen seit längerem vor „Cybertrading Fraud“. Die aggressive Forderung nach Fernzugriffsrechten markiert jedoch eine neue Qualität der Bedrohung.

So schützen Sie sich vor der Masche

Die Polizei und Verbraucherschützer geben klare Handlungsempfehlungen:

  • Gewähren Sie niemals Fernzugriff auf Ihre Geräte, wenn Sie die Person nicht persönlich kennen und vertrauen.
  • Misstrauen Sie unrealistischen Gewinnversprechen. Seriöse Broker fordern keine Software-Installationen am Telefon.
  • Prüfen Sie Anbieter auf den Warnlisten der Finanzaufsicht BaFin.
  • Brechen Sie den Kontakt sofort ab und erstatten Sie Anzeige, wenn Sie betroffen sind. Sichern Sie Chatverläufe und Screenshots als Beweise.

Seriöse Kryptobörsen wie Coinbase oder Binance betonen: Echte Support-Mitarbeiter werden nie nach Passwörtern oder der Installation von Fernsteuerungs-Apps fragen.

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