US-Behörden schließen fünf Tage – Digital-Portale im Stresstest

Eine präsidentielle Anordnung legt nicht-essenzielle US-Bundesbehörden für fünf Tage still. Bürger müssen auf digitale Selbstbedienung setzen, während Experten einen Härtetest für die Portale sehen.

Ein neuer Erlass des US-Präsidenten legt nicht-essenzielle Bundesbehörden für fünf Tage still. Millionen Bürger sind auf digitale Selbstbedienung angewiesen – ein Härtetest für die „Always-On“-Strategie der Regierungen.

Von der Digital-Redaktion | Montag, 22. Dezember 2025

Während sich Nordamerika und Europa auf die Feiertage einstellen, zeigen die veröffentlichten Dienstpläne der Behörden ein klares Muster: Menschliche Unterstützung wird knapp, digitale Portale müssen die Lücke füllen. Den gravierendsten Einschnitt verzeichnet die US-Regierung. Eine neue Executive Order des Präsidenten bewirkt einen fünftägigen Stopp nicht-essentieller Bundesoperationen. Sie trifft insbesondere Bürger, die auf Unterstützung in Einwanderungs- und Sozialfragen angewiesen sind.

USA: Fünftägiger Stillstand bei Einwanderungsbehörde

In einer am vergangenen Freitag, dem 19. Dezember, veröffentlichten Mitteilung bestätigte die US-Einwanderungsbehörde USCIS die Schließung aller Feldbüros und Antragszentren am 24. und 26. Dezember. Da der Weihnachtsfeiertag (25. Dezember) auf einen Donnerstag fällt, ergibt sich zusammen mit dem Wochenende eine durchgängige Schließung von Mittwoch bis Sonntag.

„Alle für diese Tage terminierten Termine werden automatisch neu vereinbart“, so die USCIS. Die physischen Büros und der Telefonsupport bleiben zwar geschlossen, das Online-Portal myUSCIS für Statusabfragen und Dokumentenuploads sei jedoch erreichbar. Die Behörde warnt jedoch vor Pausen in den Bearbeitungszeiten für eilige Anfragen. Der volle Betrieb soll erst am Montag, dem 29. Dezember, wieder aufgenommen werden.

UK und Kanada setzen auf Notfall-Modus

Während in den USA pauschal geschlossen wird, setzen Großbritannien und Kanada auf ein gestaffeltes System. Die britische Government Digital Service (GDS) aktualisierte am 19. Dezember die Anleitung für den „GOV.UK One Login“ – ein zentraler Zugangspunkt für Steuer- und Sozialleistungen.

In der kanadischen Hauptstadt Ottawa schaltet der städtische Service „311“ an Weihnachten, am Boxing Day (26. Dezember) und Neujahr auf einen „Nur für dringende Angelegenheiten“-Modus um. Wie der Ottawa Citizen berichtete, bleiben alle Servicezentren der Stadt an diesen Tagen geschlossen. Einige regionale Zentren schließen sogar bereits ab heute, dem 22. Dezember, und öffnen erst wieder am 2. Januar 2026.

Die „Always-On“-Strategie der Behörden

Die Feiertagspläne unterstreichen die wachsende Kluft zwischen traditionellen Bürozeiten und der Erwartung einer rund um die Uhr verfügbaren digitalen Verwaltung. Während menschliche Mitarbeiter freibekommen, verlassen sich die Behörden verstärkt auf Automatisierung.

Kurz vor den Feiertagen, am 16. Dezember, stellte die britische Regierung ihre Vision für „GOV.UK Chat“ vor – ein KI-gestütztes Dialogsystem für komplexe Bürgeranfragen. Die Timing legt nahe, dass der Feiertagsverkehr gezielt zu solchen Assistenten gelenkt werden soll.

Auch Kommunen setzen auf Apps, um Erwartungen zu steuern. Plattformen wie GOGov versenden Push-Benachrichtigungen zu Serviceunterbrechungen. „Online-Dienste für Rechnungen, Genehmigungen und Service-Anfragen bleiben 24/7 verfügbar“, heißt es in einer Muster-Mitteilung. Die Strategie soll Routineaufgaben auch bei geschlossenen Rathäusern am Laufen halten.

Experten warnen vor digitalem Stresstest

Branchenkenner sehen in den Feiertagen einen kritischen Härtetest für die Bürgerportale. „Der fünftägige Stopp auf Bundesebene ist in dieser Form beispiellos“, so ein Analyst für digitale Verwaltungsdienste. „Die Bürger sind gezwungen, sich vollständig auf Selbstbedienungstools zu verlassen. Wenn die Portale Fehler werfen oder die KI-Chatbots scheitern, gibt es bis zum 29. Dezember kein menschliches Sicherheitsnetz.“

Die Abhängigkeit von digitalen Kanälen zeigt sich auch in Indien. Dort startete das National Informatics Centre (NIC) am 10. Dezember einen neuen „Bibliotheks-Mitgliedschafts-Service“ auf der ServicePlus-Plattform, um Bürgern auch während der Winterpause Zugang zu gewährleisten.

Erwartbare Verzögerungen nach den Feiertagen

Bürger müssen sich auf erhebliche Rückstände bei der Bearbeitung und im Support zu Beginn des Januars 2026 einstellen. Durch die wochenlange Schließung der US-Behörden und reduziertes Personal rund um Neujahr wird die Rückkehr zur Normalität mit einem Stau angestauter Anfragen beginnen.

Behörden raten zu folgenden Schritten:
* Digitale Portale nutzen: Anträge und Zahlungen online einreichen, um Fristen zu wahren.
* Automatische Statusabfragen: Online-Tracker nutzen, anstatt Support-Hotlines anzurufen, die nicht besetzt oder nur für Notfälle da sind.
* Offizielle Kanäle beobachten: Push-Benachrichtigungen oder Website-Banner auf Notfall-Änderungen durch winterliches Extremwetter achten.

Während Regierungen weltweit das Wohl ihrer Mitarbeiter mit dem Dienst an der Bevölkerung abwägen, wird die Feiertagsphase 2025 zum Beweisstück für die Widerstandsfähigkeit einer digital-first-Strategie in der Verwaltung.

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