Kleine Kinder legt man zum Mittagsschlaf ins Bett. Aber auch unsere Altvorderen wussten schon: Ein kurzes Mittagsschläfchen bringt verbrauchte Energiereserven zurück und macht fit für den restlichen Tag.
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Als Kind habe ich es bei meinem Vater gesehen: Nach dem Mittagessen ging der Kopf nach unten, auf den Tisch, zwischen die Arme, und dann gab es ein kurzes Mittagsschläfchen im Sitzen. Als Landwirt ging es im Sommer oft früh aus den Federn und zur Heu- oder Getreideernte weiter bis zum späten Abend. Also musste Schlafmangel kompensiert werden.
In unserer Bürowelt ist "Mittagsschlaf" verpönt. Alle wollen maximales leisten – außer, vielleicht meine Wenigkeit und ein paar kluge Menschen. Ich selbst hatte es mir bereits zu meinen Zeiten als Ingenieur in einem Großunternehmen zur Maxime gemacht: Immer wenn Du müde wirst, geht deine Bürotür zu und du versuchst 5 bis 10 Minuten zu entspannen und ggf. im Bürosessel zu schlafen. Danach fühlte ich mich frisch und hatte Kraft für viele weitere Stunden Arbeit.
In Management-Seminaren wurden uns bereits Anfang der neunziger Jahre des vorherigen Jahrtausends Techniken zur Entspannung beigebracht. Und ich war der Kandidat, er es regelmäßig schaffte, bei den Sessions einzuschlafen. Legendär auch ein Bild, was sich mir einprägte. Ich war von einer Dienstreise am Flughafen in Salzburg angekommen und etwas müde. Also in einem Sessel im Warteraum gesetzt, ein Buch aufgeschlagen, den Kopf leicht nach unten geneigt – und wupps war ich eingenickt. Es müssen wohl so gut 10 Minuten gewesen sein. Als ich dann erfrischt wach wurde und den Blick nach oben richtete, standen, neben zwei Kollegen, so gut 20 Menschen im Halbkreis um mich und grinsten bzw. bewunderten mich, dass ich in diesem Trubel einnicken konnte. Mit den gefalteten Händen und dem aufgeschlagenen Buch muss ich, in meinem schwarzen Anzug, wohl die Anmutung eines Pfarrers gegeben haben, der sein Brevier hält. Egal, ich war wieder frisch und konnte auf dem Rückflug arbeiten, während viele im Flieger dösten.
Hat mich damals nicht gejuckt – und ich pflege noch heute mein Mittagsschläfchen (als Freiberufler kann ich mir das leisten) – notfalls schon um 11:00 Uhr. Danach bin ich fit und ausgeruht für die weitere Arbeit. Und was unsere Ahnen (sowie meine Wenigkeit) intuitiv machten, hat längst wissenschaftliche Weihen erreicht. Aus den USA schwappte der Trend des "power napping", also des kurzen Schläfchens zur Regenerierung der Kräfte, bereits vor Jahrzehnten zu uns herüber (siehe auch). Und gesund soll das Ganze ebenfalls sein, wie man z.B. hier nachlesen kann. Dass der Mittagsschlaf tödlich sein kann – ist eine arge Verkürzung – ein paar mehr Details finden sich z.B. hier.
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