90 Jährige, nicht gesund, oft zufrieden; was im Alter wichtig ist

Wie sieht es bei Menschen, die ein hohes Alter ab 90 Jahre erreichen, mit der persönlichen Lebenssituation aus. Sind sie gesund und zufrieden? Zumindest für einige Menschen aus der Region Nürnberg gibt es jetzt erste Daten.


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Forscher um Prof. Dr. Frieder Lang von der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg haben ein Forschungsprojekt gestartet. Ziel ist es, die über 90jährigen in und rund um Nürnberg und deren Lebenssituation zu untersuchen. Wie steht es um die Gesundheit, das Wohlbefinden und die sozialen Lebensbedingungen von Menschen im Alter von über 90 Jahren in Nürnberg. Sind die Menschen mit den Lebensumständen zufrieden? Diese Fragen gilt es zu beantworten – und es gibt erste Ergebnisse.

Studie: Leben in der 10. Dekade

Die Wissenschaft kennt zwar einige Informationen im Hinblick auf Hochaltrigkeit. Aber es gibt Lücken, um die Bedingungen eines langen und gesunden Lebens besser zu verstehen. Andererseits leben in Bayern gut 107.000 Frauen und Männer im Alter von 90 Jahren und älter. Auf der Webseite des Instituts schreibt man:

  • Nach neuesten Schätzungen wohnen von diesen lediglich 28 Prozent in betreuten Einrichtungen.
  • Eine große Mehrheit der über 90-jährigen Frauen und Männer lebt somit zuhause in den eigenen vier Wänden und führt dabei weitgehend ein selbstbestimmtes Leben.
  • Bislang ist aber nur wenig bekannt, wie es dieser Mehrheit gesundheitlich geht, welche Herausforderungen sie täglich meistern und wie sie ihren Alltag gestalten.

Im Rahmen der Studie „Leben in der zehnten Dekade", wurden und werden Menschen im Alter von 90 Jahren und älter, die im eigenen Haushalt in Nürnberg leben, eingeladen, an einer etwa 90-minütigen Untersuchung teilzunehmen. In der Zusammenarbeit der Lehrstühle für Gesundheitspsychologie und für Psychogerontologie der FAU mit der von der Schöller-Stiftung geförderten Beratung für gesundes Altern (BegA) untersuchen Gesundheitswissenschaftler, Gerontologen und Psychologen die körperliche und mentale Gesundheit sowie die soziale Lebenssituation von Männern und Frauen im Alter ab 90 Jahren. Dabei werden unter anderem die Blutwerte der Teilnehmenden erfasst sowie die körperliche und geistige Funktionstüchtigkeit untersucht.

Senioren im Park
(Quelle: Pexels Kaboompics // Karolina CC0 Lizenz)

Erste Ergebnisse und Befunde

Das Team um Professor Frieder Lang vom Institut für Psychogerontologie hat bereits 125 Frauen und Männer ab 90 Jahre aufwärts befragt (siehe) und erste Ergebnisse präsentiert.

  • Ein Großteil der Studienteilnehmer wird zwar durch Krankheiten geplagt. Zwei Drittel der Studienteilnehmer haben bis zu fünf Diagnosen, meist Herz-Kreislauf-, Krebs- oder Atemwegserkrankungen oder Bewegungseinschränkung.
  • Überraschung: Trotz dieser Erkrankungen fühlen sich die Probanden überraschend gesund.
  • Obwohl sie häufiger gesundheitliche Beschwerden haben als Jüngere, sind sie überdurchschnittlich lebensfroh und optimistisch.
  • Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer/innen ist mit ihrem Leben 'völlig zufrieden'.

"Auffällig ist, dass die Senioren trotz gesundheitlicher Belastungen ein positives Lebensgefühl haben und einen aktiven Lebensstil pflegen", fasst Professor Lang das wichtigste Ergebnis zusammen.  Lang sagt: "Sie zeigen ganz besondere Kräfte und Stärken. Deswegen haben wir sie "muntere 90-Jährige" genannt – sie sind nicht gesund, aber munter." Laut Studie sind diese Menschen, die im Schnitt 92 Jahre alt waren sogar glücklicher als 70 Jährige und fühlen sich wie 72 Jährige, wie n-tv hier schreibt.

Was hält im Alter fit?

Was sich aus der ersten Studie bereits herauskristallisiert, ist das Rezept, um auch im Alter fit zu bleiben.

  • Fast 80 % der Teilnehmer/innen gehen jeden Tag mindestens 30 Minuten einer körperlichen Aktivität nach.
  • 90 % der Befragten nennen einen Menschen, der ihnen wichtig ist, Freude bereitet und mit dem sie eine enge Beziehung haben.
  • Außerdem achten die 'fitten Alten' auf eine ausgewogene Ernährung, genug zu Trinken. Bei Alkohol und Zigaretten gilt: Alles nur in Maßen.

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Man kann es also zusammen fassen: Interesse an der Umgebung, sich bewegen und den Körper in Schwung halten, eine gesunde Ernährung und Kontakte zu Mitmenschen – das alles spielt offenbar eine wesentliche Rolle beim Altern.

Die Befunde legen zudem nahe, dass vor allem die sozialen Beziehungen und der enge Kontakt mit nahen Angehörigen entscheidend zu einem gesunden und guten Leben im Alter beitragen. So wurde vor Kurzem belegt, dass insbesondere positive Erfahrungen im sozialen Umgang mit anderen Menschen dazu verhelfen, gesundheitliche Belastung zu bewältigen und einen besseren Umgang mit Stress im Alter zu finden. "Der subjektive Lebenswille ist viel wichtiger als die Frage, ob man eine Arthrose hat.", sagt Lang. Einige Hinweise aus der Studie finden sich auch in diesem Artikel. In dieser Hinsicht macht es Mut, 90 Plus anzuvisieren, finde ich jedenfalls.


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