Nachbarstern beeinflusste unsere Asteroiden und Kometen

Das ist mal wieder eine interessante Entdecken von Astronomen. Normalerweise nimmt man an, dass die Sterne Lichtjahre voneinander entfernt sind und so die Bahnen von Kleinkörpern wie Asteroiden und Kometen in anderen Sonnensystemen nicht beeinflussen. Aber es gibt Ausnahmen, wie beim Scholz' Stern. Dieser hat unser Sonnensystem gestreift, so dass Asteroiden und Kometen aus ihrer Umlaufbahn um die Sonne geworfen wurden.


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Unser nächster Nachbarstern ist Alpha Centauri, der gut 4,34 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt ist. Im Sternbild Einhorn findet sich der sogenannte Scholz' Stern. Der Scholz' Stern (WISE J072003.20−084651.2)ist ein Doppelsternsystem, bestehend aus einer roten Sonne und einem braunen Zwerg. Das System ist zur Zeit 20 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt. Das war aber nicht immer so.

Annäherung vor 70.000 Jahren

Vor 70.000 Jahren passierte das WISE-0720-0846-System in 52.000 Astronomischen Einheiten (AE) die Sonne (siehe auch, der Spiegel berichtet 2015 hier darüber). Das ist verdammt nahe (ca. 0,8 Lichtjahre), man kann quasi von einem Streifschuss sprechen. Die hypothetisch postulierte Oort'sche Wolke im äußeren Sonnensystem mit zirkumsolaren Kometen reicht bis zu 100.000 AE. Das Doppelsternsystem ist also durch die Oort'sche Wolke im äußeren Sonnensystem geflogen.

Die Nähe des Sterns zum Sonnensystem wurde zuerst 2013 von dem deutschen Astronomen Ralf-Dieter Scholz vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam berichtet, woraufhin das System den informellen Namen Scholz' Stern (englisch: Scholz's star) erhielt. Astronomen schätzen, dass Annäherungen an die Oort'sche Wolke alle 100.000 Jahre passieren. Ein Ereignis wie vor 70.000 Jahren tritt aber nur alle 9 Million Jahre auf.

Durch diese Annäherung vor rund 70.000 Jahre wurden die Bahn diverser Kometen aus der Oortschen Wolke gestört. Diese brauchen aber rund 2 Millionen Jahre, um in das innere Sonnensystem zu gelangen. Das war bereits bekannt.

Astronomen analysieren Bahndaten

Das Gebrüderpaar Carlos und Raúl de la Fuente Marcos, beides Astronomen an der Universidad Complutense de Madrid, sowie der Astronom Sverre J. Aarseth von der University of Cambridge haben die Umlaufbahnen von fast 340 Objekten im Sonnensystem mit hyperbolischen (V-förmigen) Umlaufbahnen analysiert. Ihre Ergebnisse haben sie Anfang Februar 2018 in den monatlichen Notizen der Royal Astronomie Society veröffentlicht.

Dabei kamen sie zum Schluss, dass während dieser Begegnung der Scholz' Stern (bzw. das Sternensystem) die Bahnen von Kometen und Asteroid unseres Sonnensystems beeinflusst hat. Ein englischsprachiger Artikel samt eines Animationsvideos finden sich hier. Mehr Details finden sich in den Artikeln hier (Englisch), und in Deutsch hier und hier.

Haben unsere Vorfahren den Stern als rote Sonne gesehen?

Das lädt natürlich zu Spekulationen ein. Vor 70.000 Jahren verließ, nach heutigem Kenntnisstand, der moderne Mensch Afrika. Die Neandertaler lebten bereits seit 100.000enden Jahren in Europa. Nun gibt es künstlerische Darstellungen, dass unsere Vorfahren diese Begegnung als sehr hellen, roten Stern, gesehen haben könnten (nachfolgend eine künstlerische Darstellung von José A. Peñas).


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Wie unwahrscheinlich ist das? Bei seiner nächsten Annäherung dürfte der Stern eine scheinbare Helligkeit von 11,4 mag aufgewiesen haben, schreibt Wikipedia. Laut der Webseite astrokiste.de weist Sirius, als hellster Stern des Nachthimmels eine scheinbare Helligkeit von –1,46 auf. Der Planet Venus (ist noch heller) hat eine scheinbare Helligkeit von –4,4.  Der Mond weist sogar eine mittlere scheinbare Helligkeit von –12,5 mag auf (siehe Wikipedia). Je niedriger ein Wert ist, umso heller ist der Stern. Ein positiver Wert von 11,4 bedeutet, dass der Stern sehr, sehr lichtschwach gewesen ist. Oder mit anderen Worten: Unser Altvorderen haben von der Begegnung nichts mitbekommen, da der Stern mit bloßem Auge nicht sichtbar war. Und über Teleskope sowie Muße, den Sternenhimmel zu beobachten, verfügte man vor 70.000 Jahren, nach bisherigem Wissen, noch nicht. Die Leute mussten eher Mammuts jagen. Astronomie und Wissenschaft sind doch immer wieder faszinierend.

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