EMS/TENS-Geräte für Muskelaufbau/Schmerzbehandlung – I

GesundheitIn einer kleinen Artikelreihe möchte ich mich mit den Themenfeldern EMS und TENS befassen. Das erste Themenfeld ist populär durch das EMS-Muskelaufbau-Training. Und TENS kommt zur elektronischen Schmerzbehandlung zum Einsatz. Was steckt dahinter, und was bringt es? Welche eigenen Erfahrungen gibt es.


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Ein wenig zum Hintergrund

Das Thema ist mir irgendwann durch Zufall quasi in den Schoß gefallen. Im März 2015 erlitt ich einen schweren Sportunfall mit Beschädigung der Halswirbelsäule. Die Chirurgen haben mich zusammengeflickt und dank Reha, viel Glück und noch mehr Willenskraft kann ich nach einer partiellen Querschnittssymptomatik auch wieder Arme und Beine bewegen. Aber als Folge habe ich im ersten Jahr der eingeschränkten Aktivität eine Atrophierung der Nacken-Muskulatur erlitten, die zu heftigen Verspannungen und (Nerven-) Schmerzen führte. Trotz Physiotherapie, viel Sport und eigenen Übungen ist es mir auch 3 Jahre nach dem Unfall nicht gelungen, die degenerierten feinen Muskeln im Bereich der Halswirbelsäule und des Nacken-/Schulterbereichs wieder richtig zu kräftigen.

Daher war ich auf der Suche, wie ich den Muskelaufbau unterstützen könnte. Es muss dieser Artikel in Spiegel Online gewesen sein, der mir 1,5 Jahre nach dem Unfall unter die Augen kam. Da wurde das Thema Muskelaufbau durch EMS-Training behandelt, Strom wird durch den Körper gejagt, der bei Übungen die Muskulatur kräftigen soll. Zitat '15 Minuten Training sollen etwa 20 Stunden Muskeltraining im herkömmlichen Fitnessstudio entsprechen'. Das weckte natürlich meine Neugier, konnte das was für meine zurückgebildeten Muskeln sein?

Widersprechende Informationen

Mein Physiotherapeut, den ich auf EMS (Elektrische Muskelstimulation, Electrical Muscle Stimulation) ansprach, meinte nur 'lasse es, das bringt nichts'. Er berichtete von einem Medizinprofessor, bei dem er mit als Therapeut ausgebildet wurde. Dieser Professor hatte sich mit dem Thema Muskelaufbau durch elektrische Reizung der Muskulatur im Auftrag der Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem Thema befasst. Raumfahrer sollte dort auf Langzeitmissionen im All für die spätere Landung auf der Erde fit gemacht werden. Denn Raumfahrer mussten täglich ein mehrstündiges Fitness-Training im All absolvieren, um den Abbau der Muskulatur durch die Schwerelosigkeit zu verzögern. Das Ergebnis der Untersuchungen: EMS bringt nichts.

Dann stieß ich auch noch auf diesen älteren Spiegel Online-Beitrag, wo von gesundheitlichen Problemen (bis zur Zerstörung der Muskulatur) beim EMS-Training berichtet wurde. Dem gegenüber standen ein FAZ-Artikel, wo ein Arzt mit 'EMS-Training ist grundsätzlich eine gute Sache – auch für gesunde Menschen' zitiert und ein Selbstversuch thematisiert wurde. Und später stieß ich noch in einer NDR-Gesundheitssendung auf den Beitrag Muskeln durch Strom: Genial oder schädlich?. In Kurzfassung:

Der Einsatz von Strom zum Aufbau von Muskeln ist seit Langem etabliert: Physiotherapeuten setzen Strom seit 50 Jahren ein, um gezielt einzelne Muskeln aufzubauen. … Aber 'in Einzelfällen kann es bei übermäßiger Nutzung aber auch schädlich sein'.

Damit war ich so schlau als vorher, und dass meine erlittene Rückenmarksverletzung keine Bagatelle war, das war mir schon klar. Alleine, es blieb der Zweifel: Und wenn es doch was nutzt, lässt Du eine Chance verstreichen.

Geräte für den Heimgebrauch

Bei weiteren Recherchen im Internet stieß ich dann auf Geräte für den Heimgebrauch, die sowohl EMS als auch TENS (Transcutaneous Electrical Nerve Stimulation) können. Die Bandbreite reichte von Geräten in Schmetterlingsform zum Aufkleben (sollten Schmerzen lindern) bis hin zu Ausführungen für 170 Euro. Die aufklebbaren Schmetterlinks-Ausführungen für ca. 12 Euro tat ich als 'Spielzeug' ab, genau wie irgendwelche Gürtel oder Aufklebestreifen zum EMS-Training der Bauchmuskulatur. Eine Reihe Geräte wurde seinerzeit für medizinische Zwecke im Preissegment zwischen 40 bis 60 Euro angeboten. In nachfolgender Amazon-Anzeige habe ich eine kleine Auswahl zusammen gestellt.


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Alle Geräte unterstützten EMS und TENS, lagen im erschwinglichen Bereich und konnten mit Akkus betrieben werden. Ein Gerät für ca. 170 Euro (bei Amazon erhältlich) wartete mit 8 Elektroden und zig Programmen auf. Andere waren kurzzeitig bei Lebensmitteldiscountern und Tchibo im Angebot.


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Am Ende des Tages war ich ob der Vielfalt der Angebote stark verunsichert. Da fiel mir Versender Pearl ein, der ebenfalls EMS/TENS-Geräte im Angebot hatte. Ich wusste, dass mein Pressekontakt bei Pearl selbst einen schweren Unfall hatte und möglicherweise über Erfahrungen verfügte. Ein kurzer Anruf bestätigte meine Vermutung, die Person hatte selbst eines der newgen medicals Geräte im Einsatz und war positiv angetan. Gleichzeitig wurde mir angeboten, ein Gerät selbst zu testen.

Welches Gerät wählst Du?

Das war dann der Zeitpunkt, es muss Ende 2016 gewesen sein, wo ich mich zu einem solchen Test entschied. Theoretisch hatte ich zwei Geräte zur Auswahl:

Beide Geräte boten zudem nur zwei Kanäle für vier Elektroden. Da es aber nur ein Test werden sollte, erschien mir das tolerabel – ich konnte mir ja später ein EMS/TENS-Gerät mit 4 Kanälen und 8 Elektroden kaufen, so die Überlegung …

newgen medicals Medizinischer 3in1-Stimulator

Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für das newgen medicals TENS Gerät: Medizinischer 3in1-Stimulator für TENS, EMS/Sport & Massage mit 38 Programmen. Dieses ist ein Medizin-Produkt der Klasse IIa und bietet folgende technischen Daten:

newgen medicals EMS/TENS Gerät (Pearl)
(Quelle: Pearl)

  • Reizstrom-Gerät ESG-6015 mit Massage- und Muskel-Aufbaufunktion
  • 2 Kanäle: bis zu 60 Intensitäts-Stufen je Kanal einstellbar
  • TENS: 10 voreingestellte und 5 frei konfigurierbare Programme zur Linderung aller Arten von Schmerz
  • Massage: 3 Programme zur Lockerung der Muskeln und Verbesserung der Durchblutung
  • Sport/EMS: 15 voreingestellte und 5 frei konfigurierbare Programme zum Trainieren von Muskulatur, Kraft und Ausdauer
  • Vier selbsthaftende Elektroden (je 50 x 50 mm)
  • Frei wählbare Frequenzintensität zwischen 0 und 150 Hz
  • Beleuchtetes LCD-Display mit großen Tasten für einfache Bedienung
  • 7 Bedien-Tasten: Ein/Aus, Modus-Wahl, Programm-Wahl, Spannungs-Regelung der Elektroden
  • Stromversorgung: 4 Batterien Typ AAA (bitte dazu bestellen)
  • Maße: 7,5 x 13 x 2,0 cm, Gewicht: 143 g
  • Schmerzlinderer inkl. vier Elektroden, zwei Zuleitungskabeln und deutscher Anleitung – Elektrostimulatoren – Außerdem relevant oder passend zu: Füße, Nacken, Locken, Geräte, Electro, Fitness, Fussmassage, Stimulatoren, Elektro Pads, Muskeltrainer, Medizinisches, Elektromassage, Muskelstimulation, Elektrostimulation

Statt Batterien ließ ich mir aber vier wiederaufladbare Akkus dazu liefern, um den ständigen Batteriekauf zu vermeiden. Denn nach ca. 15 bis 20 Sitzungen ist ein Batteriesatz aufgebraucht. Die aufladbaren Akkus im Mignon AAA-Format gibt es zudem im Handel, so dass ich mir um Ersatz-Akkus keine Sorgen machen musste.

Vorabbemerkungen zum Test

Das Gerät wurde von Pearl zum Test geliefert, wobei es keine zeitlichen Vorgaben zur Testdauer gab. Einen Kurztest der Art 'auspacken, etwas ausprobieren und dann was schreiben' hielt ich nicht für sinnvoll. So etwas muss einige Zeit ausprobiert werden. Das Gerät ist zwischenzeitlich bei mir seit 2 Jahren (allerdings nicht täglich) im Gebrauch. Bleibt die Frage: taugt das Gerät etwas und hilft EMS/TENS? Ich möchte es vorab mal so zusammen fassen.

  • Die Vorstellung 'Elektroden auf die Haut packen, auf die Couch legen, Strom einschalten und bis kurz vor den Punkt hochregulieren, an dem der Körper in wilden Zuckungen durch die Landschaft hüpft' und nach zwei Wochen wie Arnold Schwarzenegger durch die Haustür treten, das klappt nicht.
  • Meine naive Vorstellung 'pack die Elektroden auf die Haut, schalte ein und der Schmerz ist weg' konnte ich auch knicken. Erste Versuche endeten in tierischen Nervenschmerzen und ich musste das Programm abbrechen. Statt elektronische Schmerzbekämpfung hatte ich einen Schmerzverstärker eingesetzt.

Andererseits: Wenn das Ganze nur Mist wäre, hätte ich das Gerät nach ein paar Tagen zusammengepackt und kommentarlos zurückgeschickt. Die Artikelreihe wäre nie entstanden. Da das Gerät nach 2 Jahren immer noch im Gebrauch ist, zeigt, dass es wirkt.

Ich weiß inzwischen, wie ich die Elektroden aufkleben muss und welche TENS-Programme ich mit welcher Stromstärke zur Schmerzlinderung verwenden kann. Und auch mit der Muskelstimulation habe ich Ansätze gefunden, die, ich drücke es mal sehr vorsichtig aus, zumindest nicht schaden.

Die Entscheidung für das oben abgebildete Gerät habe ich nicht bereut, auch wenn ich selbst erstellbare Programme noch nie verwendet habe. Die vorgegebenen TENS/EMS-Programme reichen mir. Genial finde ich die großen Tasten sowie die große Anzeige, die ich auch ohne Lesebrille bedienen kann. Und die Bedienung ist extrem einfach, benötigt wird aber etwas therapeutisches Wissen zur Anwendung. Die Verwendung von aufladbaren Akkus war auch eine gute Entscheidung.

Und ich bin ganz froh, (entgegen dem ersten Reflex 'viel hilft viel') kein Gerät mit vier Kanälen und acht Elektrodenpads gewählt zu haben. Ein Grund: Die Pads mit den Elektroden müssen auch genügend Platz haben, um aufgeklebt werden zu können. Am Nacken wird das schon schwierig. Der zweite Grund: Zudem kleben die Elektroden nach einer gewissen Zeit, je nach Anzahl der Anwendungen, nicht mehr. Es gibt zwar ein Reinigungs- und Kontaktspray, aber ich denke, die Pads müssen irgendwann erneuert werden – und acht Pads kosten halt mehr als vier.

Mein Tipp: Es gibt sehr unterschiedliche Elektrodenpads (Amazon) oder im Handel. Ich brauche nur die normalen, viereckigen 5×5 cm Pads. Die in der Amazon-Anzeige in obigem Text aufgeführten Newgens-Elektroden vom Versender Pearl passen für das Gerät und sind im Vergleich mit anderen Anbietern recht preiswert.

In den weiteren Beiträgen der Artikelreihe (erscheinen, je nach Zeit, in den kommenden Tagen und werden dann verlinkt) gehe ich auf das Grundwissen zu EMS und TENS ein. Im letzten Teil der Artikelreihe gehe ich dann auf meine Erfahrungen mit dem Gerät sowie den Methoden EMS und TENS ein.

Artikelreihe
EMS/TENS-Geräte für Muskelaufbau/Schmerzbehandlung  – I
Wissen zum Muskelaufbau mit EMS – II
Wissen zur Schmerzbehandlung mit TENS – III
Eigene Erfahrung mit EMS/TENS und dem Gerät – IV

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