Grippeimpfung in Apotheken spart 1 Milliarde Euro

GesundheitInteressante Erkenntnis: Könnten Personen in Apotheken in Deutschland durchgängig gegen Grippe geimpft werden, könnte dies bis zu 3 Millionen weniger Ausfalltage und damit bis zu 1 Milliarde Euro Kosten einsparen.


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Es ist die alte Diskussion: Immer wenn ich hier im Blog auf die Möglichkeit zur Impfung gegen Grippe vor Beginn der Grippe-Saison hinweise, kommen die Stimmen 'hilft nicht' oder 'braucht man nicht'. Zudem ist die Impfung beim Arzt aufwändig: Man muss dahin, das Wartezimmer ist voll, man bekommt keinen Termin, und so weiter. Es gibt aber auch die andere Beobachtung: Bei schlechter Durchimpfung, speziell beim medizinischen Personal, führen Grippewellen zu zahlreichen Infektionen. Das gefährdet Patienten, besonders Kinder und Ältere mit geschwächtem oder schwachen Immunsystem. Zudem sind die wirtschaftlichen Folgen einer Grippewelle auch kein Pappenstiel.

Arzt
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)

Wie wäre es, wenn man sich so nebenbei beim Friseur oder beim Zahnarzt-Termin auch gegen Grippe impfen lassen könnte? Gut, das Beispiel hinkt, auch wenn ich im Landesinneren von Marokko in den 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts auf Märkten noch den Schmied kennen gelernt habe, der auch Haare schor und nebenbei Zähne mit großen Zangen zog.

In Deutschland dürften Impfungen m.W. nur von Ärzten oder deren Personal durchgeführt werden. Gesundheitsminister Jens Spahn, denkt nun aber zumindest über die Möglichkeit nach, Grippeimpfungen in Einrichtungen wie Apotheken gesetzlich festschreiben zu lassen. Dieser Ansatz bekommt jetzt neue Nahrung, durch eine Untersuchung der Ausfallkosten durch Grippefälle.

Grippeimpfung in der Apotheke

Prof. Dr. Uwe May, Gesundheitsökonom und Studiendekan an der Hochschule Fresenius in Wiesbaden, unterstützt daher das Vorhaben von Gesundheitsminister Jens Spahn, die Möglichkeit von Grippeimpfungen in Apotheken gesetzlich festschreiben zu lassen. Der Gesundheitsökonom rechnet vor, dass sich alleine damit die Impfrate in der Bundesrepublik um 12 Prozentpunkte steigern ließe.

Das klingt irgendwie abstrakt, 12 % wirken klein. Interessanter wird das aber, wenn man die Folgen konkret auf die Bevölkerung Deutschlands herunterbricht. Hier ein paar Kenndaten, was 12 % bessere Impfrate bei Grippe bedeuten:

  • Das wäre gleichbedeutend mit einer Reduzierung von über 900.000 Grippeerkrankungen und rund 4.700 Krankenhausfällen im Jahr.
  • Hochgerechnet könnten auch 41 Todesfälle durch eine durchgängige Impfung des Apotheken-Personals verhindert werden.

Das sind schon gravierende Zahlen, die zumindest die Dimension des Ganzen in den Fokus rücken. Aber neben den medizinischen gibt es auch die wirtschaftlichen Folgen der Grippe.

Wirtschaftliche Folgen der Grippe


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Prof. Dr. Uwe May weist auch auf die volkswirtschaftlichen Folgen möglicher Grippewellen hin. Arbeitsausfälle könnten ganze Produktionsketten lahmlegen und so Betriebe in große Schwierigkeiten bringen. „Wenn wir den Apothekern das Recht zur Grippeimpfung geben, würden viele Menschen das Angebot wahrnehmen. Aktuell sind lange Wartezeiten beim Arzt noch eine große Hürde."

Die Ökonomen haben ausgerechnet, dass bei einer Steigerung der Impfrate um 12 Prozentpunkte bundesweit drei Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegfallen. Das entspricht einer Kosteneinsparung von rund einer Milliarde Euro.

Natürlich hätten die Kostenträger auch einen Mehraufwand – diesen beziffert der Gesundheitsökonom May auf knapp 340 Millionen Euro. Diese Kosten hält er aber, im Vergleich zu den möglichen Einsparungen, für moderat.

Statistiken aus dem Ausland

Zum Beleg der Steigerung von Impfquoten bezieht sich der Gesundheitsökonom auf Statistiken aus dem Ausland, in dem die Grippeimpfung teilweise bereits in Apotheken praktiziert wird. Zwei Beispiele:

  • In Irland ist dies seit 2011 möglich. Seitdem sind die Impfungen von 9.000 auf 78.000 im Jahr 2017 gestiegen.
  • In Kanada stieg die Impfrate allein im ersten Jahr nach Einführung bei den über 65-Jährigen um knapp zehn Prozent sowie bei allen Patienten um 8,5 Prozent.

Die Kritik der Ärzteschaft an der geplanten Ausweitung des Impfrechts auf Apotheker kann der Gesundheitsökonom nur bedingt nachvollziehen. Zum einen würden sie entlastet und bekämen Unterstützung bei der Verbesserung der Durchimpfungsrate. Den Fall, dass in der Apotheke Komplikationen wie beispielsweise allergische Reaktionen auftreten, hält May für äußerst unwahrscheinlich. Es sei aber selbst-verständlich trotzdem notwendig, die Apotheker entsprechend zu schulen.

Auch hier sei der Blick ins Ausland hilfreich, so May: Beispielsweise in der Schweiz und in Großbritannien gibt es entsprechende Konzepte. Außerdem würde das Gesetz vorsehen, dass es zunächst so genannte Modellprojekte gibt und so eine regional und zeitlich begrenzte Erprobung des neuen Systems stattfindet. Prof. Dr. Uwe May schätzt die Erfolgsaussichten des Gesetzesentwurfs positiv ein, da „Vertreter von CDU, SPD und den GRÜNEN die Idee der Grippeimpfung in der Apotheke begrüßen."

Ich denke, es müsste neben dem medizinischen Risiko der Impfung, was in obiger Stellungnahme als gering angesehen wird, noch die Kostenfrage geklärt werden. Kann der Apotheker das Krankenkassenkärtchen für die Impfung zur Abrechnung nehmen – oder brauche ich ein Rezept vom Arzt? Wenn das geklärt ist, warum sollte es die Möglichkeit nicht geben? Oder sprechen andere Gründe dafür? Ich selbst lassen mich immer rechtzeitig vor der Grippesaison impfen, wenn Impfstoff vorhanden und Termine bei meinem Arzt noch leicht zu bekommen sind.

Quelle: Material von Deutsche Gesundheitsportal


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