Fail der Deutschen Post

Mal wieder Ärger mit der deutschen Post, die nach Gutsherrenart agiert. Gerade einen Brief zurück bekommen. Vermerk 'Ausgeschnittene Briefmarken sind unzulässig'. Laut AGB hat die Post sich das vorbehalten, verfährt aber durchaus willkürlich. Daher mal ein kleiner Blog-Beitrag zum Thema.


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Die Deutsche Bundespost hat zwar kein Briefmonopol mehr, geriert sich aber nach wie vor wie die alte Beamten-Post. Zum 1. Juli 2019 gab es ja die Erhöhung beim Porto für Briefe. Da schauen die Leute schon genauer hin – und es scheint wohl übereifrige Mitarbeiter zu geben – oder die Technik spinnt. Für Betroffene ärgerlich, wie mein Fall mal wieder zeigt.

Der Casus Belli

Gestern einen Briefumschlag fertig gemacht und eine 1,45 Euro-Marke von einem Markenblock der Deutschen Bundespost zur Freimachung abgezogen. Der Briefumschlag war schon mal versandt worden, aber noch topp. Ich hatte die alte Marke teilweise abgezogen, und ein kleines Papier-Label über die Stelle geklebt, so dass der Umschlag problemlos für eine weitere Sendung benutzt werden konnte. Daher hat meine Frau die neue Marke von einem Markenblock der Post abgelöst und aufgeklebt. Da das Porto nicht ausreichte, klebte sie zusätzlich noch eine, 2 Tage vorher gekaufte, 10 Cent Barcode-Marke von der Postfiliale auf. Der mit dem Laben überklebte, gestempelte, Bereich war damit sauber durch die beiden Marken überklebt, und die Sendung war mit 1,55 Euro ausreichend und vor allem legal frankiert.

Heute lag die Sendung wieder im Briefkasten – ein gelber Zettel dran, dass 1,45 Euro am Entgelt fehlen. Darüber ein Stempel, dass ausgeschnittene Postwertzeichen zur Freimachung unzulässig sind.

Anmerkungen: Die in obigem Foto sichtbaren Ausrisse stammen von meiner Frau, die das alles verärgert abgezogen hat. Da war ursprünglich sauber erkennbar, dass da eine Marke legal aufgeklebt war (nichts ausgeschnitten oder irgendwie sonst getrickst – es sei denn, die Post stößt sich neuerdings an einem Aufkleber, mit dem alte Adressen oder Stempel überklebt werden).

Keine Ahnung, ob irgend eine Überwachungseinrichtung der Post in den Verteilstraßen das ausgeworfen hat, weil der abgeklebte Stempel im unsichtbaren Licht durch die Marke reflektiert – oder ob das Label oder der Tesa-Streifen, mit dem der Briefverschluss verklebt war, zur Irritation geführt hat. Das ist letztendlich egal, die Sendung war legal mit gültigen Marken frankiert! Mit einem schnellen Blick wäre erkennbar gewesen, dass die Marken nicht ausgeschnitten oder sonst irgendwie abgelöst und neu aufgebracht waren. Aber der 'Gutsherr' hat halt immer Recht.

Per AGB nach Gutsherrenart handeln

Gut, sind für die Post nur Peanuts, aber als Kunde bist Du der Arsch. Ich habe dann etwas recherchiert und bin auf diesen n-tv-Bericht gestoßen, der die Gutsherrenart der Deutschen Bundespost ziemlich gut auf den Nenner bringt. Eine einmal verwendete Briefmarke darf nicht noch einmal auf einen Brief aufgeklebt werden. Hintergrund ist, dass die Stempelmaschinen der Deutschen Post Fehler machen. Und dieses Unvermögen der Post nimmt dann skurrile Züge zuungunsten der Kunden an. Zitat aus dem n-tv-Artikel:

Dies gilt im Übrigen selbst dann, wenn die Briefmarke noch gar nicht zum Transport genutzt, sondern einfach nur schon auf ein Poststück geklebt wurde, welches dann aber gar nicht verschickt wird. Diese Briefmarken gelten dann nämlich nach offiziellem Sprachgebrauch der Deutschen Post als "verdorben".

Ich habe dann nachgeschaut. Die Deutsche Post hat in ihrer AGB unter 2 Vertragsverhältnis – Begründung und Ausschlüsse in Absatz (2) Von der Beförderung sind ausgeschlossen: unter Punkt 6. folgendes festgelegt.

Sendungen, die nicht oder nicht ausreichend freigemacht sind und in der Absicht eingeliefert werden, die Beförderungsleistung ohne Zahlung der dafür geschuldeten Vergütung zu erschleichen.

Das ist alles für nachvollziehbar und verständlich! Nur: Im aktuellen Fall war die Sendung ausreichend frankiert, eine Marke stammte definitiv von einem Markenblock der Deutschen Post, die zweite war 2 Tage vorher in einer Postfiliale gekauft worden. Beides war einen Tag vor der Rücksendung aufgeklebt worden. Die AGB-Klausel der deutschen Post greift also nicht. Im Grunde unterstellt die Post Betrug – wenn aber alles vom Auftraggeber legal gehandhabt wurde, kennen Volksmund und Wikipedia da einen anderen Begriff: Nepp.


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Sind wir jetzt so weit, dass wir unsere Briefe in Gegenwart eines Notars frankieren oder vor den Augen der Postfilialen-Mitarbeiter aufkleben müssen? Da diese Filialmitarbeiter aber keine Postangestellte sind, ist man bei letzterem vor obigem Fall nicht gefeit – und die Lösung mit Notar gereift auch nicht. Denn als Kunde hast Du da keine Chance – und für 1,55 Euro macht man keinen Aufstand.

Sind jetzt nur Peanuts – aber ich erinnere mich an eine Büchersendung in die USA, die der Erinnerung nach mit um die 45 DM Porto und Zollaufkleber zur Post gegeben wurde. Irgendwann sprach mich der Postmitarbeiter (gab es damals noch) ganz betröppelt an. Da ist was merkwürdiges passiert – der Zoll in Amerika hat uns informiert, dass nur der frankierte Oberteil der Sendung eingetroffen sei – von den Büchern keine Spur. Irgend jemand hatte den Deckel der Sendung abgeschnitten – und da der vorhanden und zurückgeschickt worden war, blieb ich auf den Kosten für das Porto und auf dem Wert für die Bücher in Höhe von ca. 200 DM sitzen. War auch so ein Mega-Fail der deutschen Post.

PS: Natürlich gibt es bei anderen Versendern auch Pannen. DPD hat Probleme mit ihren Auslieferern, die lieber 'Kunde nicht angetroffen' in ihre Buchungssysteme eintippen, als an der Haustüre zu klingeln. Da mache ich mal einen separaten Beitrag zu. Und ich habe auch schon mal Sendungen von GLS zurück bekommen, weil Adresse angeblich nicht stimmte. Zweiter Zustellversuch klappte dann – das Haus war urplötzlich wohl aus der Zukunft an die angegebene Adresse gebeamt worden. Die Branche schafft sich halt langsam aber sicher ab.

Abstimmung mit den Füßen

Früher habe ich ja geschäftlich einiges mit der deutschen Post verschickt (gut, für die waren es Peanuts). Angesichts des ausgedünnten Service versuche ich seit längerem bereits alles elektronisch zu versenden, was irgendwie geht. Und wenn was verschickt werden muss, bleibt die Deutsche Post nur als allerletzter Notnagel – wo immer es geht, verwende ich inzwischen alternative Versender. Denn diese Gutsherrenart möchte ich nicht auch noch unterstützen.

Haben Sie ähnliche Erlebnisse in Sachen Kundenfreundlichkeit mit dem 'gelben Riesen' gemacht? Die Kommentarspalte ist eröffnet.


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3 Antworten zu Fail der Deutschen Post

  1. Blupp sagt:

    Versand von Gütern aller Art kann ein Abenteuer sein. Dabei ist es egal welcher Firma die Sendung anvertraut wurde. Den Spruch "Kunde nicht angetroffen" haben ohne Ausnahme alle drauf. Man kauft gern mal was online. Die Sendung wird erwartet,man schaut man aus dem Fenster, sieht das Fahrzeug des Transporteurs vorbeirollen und denkt die Sendung kommt gleich, falsch gedacht …
    … geht zurück "Kunde nicht angetroffen".

    Das haben im laufe der Jahre hier alle schon geschafft. Den Vogel hat mal Hermes abgeschossen, angeblich 3 erfolglose Zustellversuche. Komisch nur, dass immer jemand da war, nur Hermes kam nicht.

    Erst vor 3 Wochen war mal einer von Hermes da, der konnte nicht lesen. Klingelte überall bei der Nachbarschaft bis er bei mir ankam und fragte ob ich denn die Sendung entgegennehmen könne. Die Sendung war auch an mich adressiert, nur konnte der Zusteller tatsächlich nicht lesen. Name war auf dem Türschild in Druckbuchstaben und auf der Sendung ebenso. Des Rätsels Lösung ist: Er war Russe und hat nicht deutsch lesen gelernt. Da fragt man sich warum wurde er als Zusteller überhaupt eingestellt?

    Paket vor der Haustüre abgeworfen (Postwurfsendung), auch das gabs hier schon …
    Die meisten Sendungen kommen aber zum Glück gut an.

    Abstimmung mit den Füßen. Fragt sich nur wo man denn hin soll?

    • ATR sagt:

      Die letzte Frage ist die entscheidende – und auf die findet man wohl kaum eine Antwort.
      Ist wie bei der Telekommunikation – da sind auch fast alle mehr oder weniger "Gutsherren" oder einfach nur schlecht und arrogant – und damit hast du keine Möglichkeit mit der "Fußabstimmung" erfolgreich was zu erreichen, denn die, zu denen du wechseln könntest, sind auch alle keinen Deut besser.

  2. ATR sagt:

    Wirklich ärgerlich ist, wenn man Pakete von der Post abholen "darf", die schwer und unhandlich sind. Die hat man sich nicht ohne Grund schicken lassen.

    Aber es gibt noch andere Heldentaten im Versandbereich, z. Bsp. DHL kommt – klingelt scheinbar bei allen – gibt meine Sendung bei der Nachbarin ab, weil die im Erdgeschoß wohnt und ich steh oben an der Tür und warte, das der feine Herr seinen Hintern samt Lieferung nach oben (1. Stock) bewegt. Aber nix da, noch frech den Zettel eingeworfen ("Kunde nicht angetroffen, Sendung beim Nachbarn abgegeben") und wech isser!

    Oder den berüchtigten Zettel schreiben und den Namen so unleserlich schreiben, das man nicht entziffern kann, wo es abgegeben wurde. Nachher stellt sich raus, die Sendung wurde beim Paketshop angegeben – komisch bloß, das der nicht einer meiner Nachbarn ist, sondern 800m in der Nebenstraße seinen Laden hat!

    Oder das Beste bisher: Ware beim bekannten Onlineversand bestellt – Lieferung an Packstation ausgewählt (da auf kurzer Dienstreise) – "Lieferung an Packstation nicht möglich" bekommen – also auf "normale" Lieferung umgestellt – Nach Dienstreise Zettel in der Post "Ihre Sendung wurde in die Packstation eingelegt" – Na Klasse, wieso konnte ich das dann bei der Bestellung nicht auswählen?? Fazit: Nicht nur die Lieferdienste haben Qualitätsprobleme, sondern auch die Onlinehändler sind QoS-Legasteniker!!

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