Letzte Ruhestädte des Mainzer Bischofs Erkanbald bestätigt

Es herrscht jetzt Gewissheit: Der Tote in einem tausend Jahre alten Sarg aus der Mainzer Johanniskirche ist der im Jahr 1021 verstorbene Erzbischofs Erkanbald. Damit muss die Geschichte der Stadt Mainz teilweise umgeschrieben werden.


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Fund in der Mainzer Johanniskirche

Voriges Jahr war der Fußboden der Mainzer Johanniskirche (evangelische Kirche) für Sanierungsaufgaben aufgegraben worden. Bei diesen archäologischen Grabungen stieß man auf einen Stein-Sakrophag aus dem 11. Jahrhundert nach Christus. Es wurde schnell vermutet, dass der Sakrophag die letzte Ruhestädte des Mainzer Bischofs Erkanbald sein könnte. Dieser starb im Jahr 1021 nach Christus.

Wenn aber das Grab von Bischof Erkanbald in der Mainzer St. Johannis-Kirche wäre, müsste diese Kirche der 'Ur-Dom' von Mainz sein. Denn der heutige Dom von Mainz ist erst seit 1036 Bischofssitz. Im Juni 2019 fand dann die Öffnung des Sarkophags statt. Ein internationales Forscherteam wollte damit das Rätsel um den Toten lösen. Ich hatte im Juni 2019 im Artikel 1000 Jahre alter Sakrophag in Mainzer Johanneskirche geöffnet über diese Aktion berichtet.

Nur gab es keine schnelle Klärung, da der Sarg nur stark zersetzte menschliche Überreste und Stofffragmente enthielt. Es waren wohl Stoffreste von Kirchengewändern aber keine Inschrift oder Plakette, die auf den bestatteten Toten hinwies, zu finden. Auch ein Bischofsring wurde bisher nicht gefunden. Der Leichnam war offenbar mit Ätzkalk bedeckt worden, um die Verwesung zu beschleunigen. Es war wohl schnell sicher, dass es eine Priesterbestattung war. Alles andere musste in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Toter ist der Mainzer Bischofs Erkanbald

Die Vermutung, dass in dem Grab der 1021 verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald bestattet liegt, habe sich nun tatsächlich bestätigt, sagte Forschungsleiter Guido Faccani am Donnerstag in Mainz vor Journalisten. Domradio.de berichtet hier aus der Pressekonferenz. "Er ist es! Im Sarkophag liegt Erkanbald", wird Faccani zitiert.

Die Datierung von Kleidung und Schuhen zeigten nun deutlich, dass im Sarkophag nur ein Erzbischof liegen konnte, der um das Jahr 1000 in der Kirche bestattet wurde, so die Forscher auf der Pressekonferenz. Laut Domradio konnte die Textil-Restauratorin Anja Bayer verschiedene Textilien entdecken. Darunter befanden sich Beinlinge, ein Untergewand, eine Kasel aus Seide (ein liturgisches Gewand),  und ein Pallium (eine Art Stola als Insignum eines Bischofs).

Außerdem blieben Schuhe aus Ziegenleder erhalten. Erkennbar sei eine Sandalenform mit sternförmigen Ziernähten, die sich mit "Pontifikalschuhen" vergleichen ließen, schreibt Domradio. Der Kernphysiker Alfred Dewald datierte mehrere Materialproben auf die "wahrscheinlichste" Zeit zwischen den Jahren 980 und 1020.

Die für die Kleidungsstücke verwendete Wolle, darauf entdeckte Seidenkreuze sowie Goldbortenfragmente und das "seit dem 9. Jahrhundert vom Papst an Erzbischöfe verliehene Pallium" ließen die Forscher auf das Bischofsamt des bestatteten Klerikers schließen.


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Damit ist die Indizienkette geschlossen. Der Mainzer Erzbischof Erkanbald wurde im 'Ur-Dom' von Mainz, der heutigen Mainzer St. Johannis-Kirche, bestattet. Mainz hat damit zwei Dome. Dieser Teil der Mainzer Geschichte muss also neu geschrieben werden. Weitere Details lassen sich im Bericht des Domradio, sowie den Artikeln hier, hier und hier entnehmen.


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