Deutschland, die Nebenjob-Nation?

Ich habe es heute beim Frühstück in den Radio-Nachrichten gehört. Immer mehr Deutsche haben eine Mehrfachbeschäftigung, um über die Runden zu kommen. Oft sind es Frauen, die Zweit- und Dritt-Jobs annehmen müssen.


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Die Zahlen stammen wohl von der Agentur für Arbeit, die auf eine Anfrage der Linken im Bundestag genannt wurden. Demzufolge waren Ende Juni 2019 rund 3.538.000 Mehrfachbeschäftigte registriert. Im Vergleich zum Juni 2018 sind das rund 123.600 Menschen mehr, ein Anstieg von 3,62 Prozent.

Fast drei Millionen Menschen hatten den Angaben zufolge neben einem regulären Job noch eine geringfügige Beschäftigung. Mehr als 345.400 Menschen gingen zwei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen nach. Dritthäufigste Variante war die Kombination von zwei oder mehr sogenannten Minijobs. Dies galt für knapp 260.700 Fälle, wie die Tagesschau hier schreibt.

Die Statista GmbH hat in obigem Tweet noch genauere Zahlen vorgelegt. Es sind laut Statista sogar mehr als 4 Millionen Mehrfachbeschäftigte. Der Grund: Die Bundesagentur für Arbeit erfasst nur Arbeitnehmer. Die von Statista herangezogenen Daten stammen von der IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit). Dort sind auch Beamte und Selbständige mit Mehrfachbeschäftigungen einbezogen. Dessen Analysten beziffern die Zahl der Erwerbstätigen mit Zweitjob auf rund 4,1 Millionen. Damit hat sich die Zahl der Mehrfachbeschäftigten, laut Statista, innerhalb der letzten 20 Jahre mehr als verdoppelt.

Die Bundestagsfraktion 'Die Linke' leitet daraus eine Forderung nach einem höheren Mindestlohn ab. Dieser soll, von derzeit 9,35 Euro, auf 12 Euro pro Stunde angehoben werden.

Mir persönlich sind die obigen Daten erst einmal zu 'dünn', denn es ist unklar, ob die Leute mit 40 Wochenstunden noch einen Zweit- und Dritt-Job annehmen müssen, um rund zu kommen. Oder sind es Arbeitsverhältnisse, die eh nur wenige Stunden pro Woche Arbeitszeit beinhalten? In der Radiomeldung kam der Hinweis, dass es viele Beschäftigte im Gaststätten- und Service-Gewerbe wären, die eine Mehrfachbeschäftigung haben. Da ist es auch nachvollziehbar – wenn die Erstbeschäftigung vielleicht nur 20 Stunden/Woche umfasst, kann man sich nach weiteren Beschäftigungen umsehen. Wäre interessant von Lesern mit Mehrfachbeschäftigung zu erfahren, was die Gründe sind?


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2 Antworten zu Deutschland, die Nebenjob-Nation?

  1. Blupp sagt:

    Bin nicht selbst betroffen, als Vermieter & Arbeitgeber kann ich folgende Infos geben:
    Wir haben mehrere Beschäftigte die mehrere Minijobs bei weiteren Arbeitgebern haben. Es handelt sich hier um kleine Hausmeister- und Putztätigkeiten. Die Leute machen das weil sie keine Vollzeitstelle finden und von irgendetwas leben müssen. Eine geringfügige Beschäftigung haben wir, wo der Arbeitnehmer anderswo einen Vollzeitjob hat. Er muss, so die Aussage bei der Bewerbung, sein Gehalt vorübergehend etwas aufbessern.
    Falls jemand das regional einordnen möchte, es handelt sich um Arbeitsstellen in der Nähe von Berlin. Genauere Infos sind aus Gründen des Datenschutzes leider nicht möglich.

  2. ThBock sagt:

    Kann mich noch daran erinnern, dass wir ungläubig gestaunt haben, als solche Horrorgeschichten aus den USA bekannt wurden.Damals wurde gesagt:"Kommt bei uns auch, ihr werdet sehen…"

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