Zwei Satelliten angedockt, um Lebensdauer zu verlängern

Es war ein Novum: Am 25. Februar 2020 hat der Satellit MEV-1 (Mission Extension Vehicle-1) erfolgreich im Weltraum an den bereits deaktivierten Intelsat 901 angedockt. Ziel des Manövers: Die Lebensdauer des Intelsat 901-Satelliten, dem der Treibstoff ausgegangen ist, um weitere 5 Jahre zu verlängern.


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Satelliten haben ja Treibstoff zur Lagekorrektur und zum Manövrieren an Bord. Geht dieser Treibstoff zu Ende, wird der Satellit deaktiviert. In früheren Zeiten, als es noch das Spaceshuttle gab, haben Astronauten schon mal Reparaturmissionen am Weltraumteleskop Hubble vorgenommen. Aber Satelliten waren nach dem Verbrauch des Treibstoffs verloren und wurden meist vorher auf eine Parkposition geschossen.

Die beiden Satelliten MEV-1 und IS-901

Bei IS-901 handelt es sich um einen von der Luxemburger Firma Intelsat betriebenen Kommunikationssatelliten, der in einer geostationären Umlaufbahn positioniert war. Dieser Satellitentyp verbraucht nur wenig Treibstoff zur Lagekorrektur – aber irgendwann ist dessen Vorrat aufgebraucht.

Die Idee war nun, einen neuen Satelliten anzukoppeln, der dann die Lagekorrekturen aufführt und so die Missionsdauer des sonst funktionsfähigen IS-901 um weitere fünf Jahre zu verlängern. Dieser neue Satellit wurde von der US-Raumfahrtfirma Northrop Grumman gebaut und ist als MEV-1 benannt – was für Mission Extension Vehicle-1 steht (zu deutsch 'Missionsdauerverlängerungs-Vehikel).

Das Manöver der beiden Satelliten

Nun hat die Kopplung der beiden Satelliten in der Umlaufbahn geklappt. In dieser Pressemitteilung (Englisch) wird die erfolgreiche Kopplung bestätigt. Der Satellit MEV-1 (Mission Extension Vehicle-1) wurde am 9. Oktober 2019 gestartete. Es hat dann 3 Monate gedauert, bis MEV-1 mit Hilfe eines elektrischen Ionentriebwerks seine Umlaufbahn, die sich etwa 180 Meilen über der geosynchronen Umlaufbahn befindet, erreichte.

Der von der Luxemburger Firma Intelsat betriebene Kommunikationssatellit IS-901 wurde bereits im Dezember 2019 aus dem Dienst genommen. Kunden wurden auf andere Satelliten umgebucht. Dann begann das Manöver, die Umlaufbahn von IS-901 auf die gleiche Höhe wie MEV-1 zu bringen und das Andocken vorzubereiten.

MEV-1 schloss dann am 25. Februar um 2:15 Uhr ET die historische Kopplung mit IS-901 ab. Der obige Tweet zeigt Bilder der letzten Sekunden der Annäherung der beiden Satelliten. MEV-1 visiert dabei wohl mit einem Dorn die Düse von IS-901 zur Koppelung an. Nachfolgender Tweet zeigt ein Video der gesamten Mission als Animation.


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Die beiden gekoppelten Raumfahrzeugs bleiben nun für einige Zeit in dieser Umlaufbahn, um alles Systeme zu überprüfen. Ende März 2020 beginnt MEV-1 mit der Verlagerung der gekoppelten Raumfahrzeuge in die benötigte Umlaufbahn. Ist diese erreicht, soll IS-901 Ende März 2020 wieder in Betrieb gehen.

Weitere 5 Jahre Betrieb für IS-901

Gemäß den Vertragsbedingungen mit Intelsat wird MEV-1 fünf Jahre lang die Lebensdauer des Satelliten IS-901 verlängern, und dessen Positionierung übernehmen. Anschließend wird IS-901 auf eine endgültige Parkposition zur Ausmusterung gebracht. Der Satellit MEV-1 wird anschließen die Missionsverlängerungsdienste für einen neuen Satelliten eines Kunden übernehmen.

Details zu MEV-1

Der Satellit MEV-1 wurde von Northrop Grumman in Dulles, Virginia, entworfen und gebaut. Der Satellit verwendet ein mechanisches Andocksystem, das nur ein geringes Risiko aufweist, dass beim Koppeln der Kundensatellit in seinem Funktionen beschädigt wird.

Nach dem Andocken übernimmt das MEV die Lage- und die Bahnkorrektur der gekoppelten Raumflugkörper gemäß den Anforderungen des Kunden. Das MEV ist für mehrfaches An- und Abdocken ausgelegt und kann über 15 Jahre lang lebensverlängernde Dienste leisten. Es ist geplant, noch in diesem Jahr das zweite Mission Extension Vehicle, MEV-2, zu starten, das für einen anderen Intelsat-Satelliten unter Vertrag genommen wird.

Dieser Ansatz zur Verlängerung der Lebensdauer ist nur der erste Schritt in einem umfangreichen Technologieentwicklungsplan. Die Vision des US-Unternehmens ist es, eine Flotte von Satelliten-Servicefahrzeugen aufzubauen. Diese sollen nicht nur die Lebensdauer der Satelliten verlängern. Sondern es ist auch geplant, andere Dienstleistungen wie Neigungsänderungen der Umlaufbahn und Raumfahrzeuginspektionen anbieten und fortschrittliche Robotertechnologie einsetzen, um zusätzliche Funktionen wie Reparaturen und Montage im Orbit durchzuführen.

Deutschsprachige Beitrag zu diesem Thema habe ich inzwischen hier und hier gefunden.


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