Boeing: Das Desaster mit dem Starliner-Raumschiff

Die von der US-Firma Boeing entwickelte Raumkapsel Starliner hatte ja im Dezember 2019 einen unbemannten Erstflug, bei dem es viele Pannen gab. Aber die Raumkapsel konnte sicher landen. Nun werden die Pannen und Versäumnisse bekannt.


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Der Starliner ist eine Raumkapsel, die von Boeing entwickelt wird, und später Astronauten ins Weltall (z.B. zur Internationalen Raumstation) befördern und sicher zur Erde zurückbringen soll. Beim erste, unbemannten Testflug sollte es zur Internationalen Raumstation (ISS) gehen. Der Flug zur ISS wurde aber durch einen Computerfehler verpatzt, das Raumschiff kam zwar um eine Erdumlaufbahn, aber nicht zur Bahnhöhe der ISS. Ich hatte im Blog-Beitrag Boeing Starliner Raumschiff: Start erfolgreich, ISS verpasst! berichtet.

Lückenhafte Tests beim Starliner

Ein Grund für die Computerpanne, die zum Scheitern des Demonstrationsflugs führte, war der Umstand, dass die Software bzw. der Flug nie vollständig simuliert und getestet wurde. Vielmehr haben die Boeing-Ingenieure immer noch Teile des Flugs mit ihrer Software simuliert und getestet. Der Rest lief dann 'wird schon klappen' ab. Golem hat vor einigen Wochen diesen Artikel zum Thema publiziert.

NASA erklärt Starliner-Missgeschick

Auch die US-Raumfahrtbehörde NASA hat in einer Nachbesprechung die Pannen beim Starliner-Flug vom Dezember 2019 zu erklären versucht.

Doug Loverro, der Chef der NASA für die bemannte Raumfahrt, hat in einer Konferenz vor einigen Tagen bekannt gegeben, dass er – nach Würdigung der Probleme, die während eines Testflugs des Boeing-Starliner im Dezember 2019 aufgetreten sind – beschlossen habe, das Problem zu eskalieren.

Loverro stuft den Flug als 'high visibility close call', was beim bemannten Raumflug der NASA eine Einstufung nahe an den "Missionsverlust" heran reicht und sehr selten vorkommt. Der Grund für dieses harsche Urteil gibt Loverro so an: "Wir hätten während dieser Mission zweimal ein Raumschiff verlieren können".

Loverro verwies auf zwei Softwarefehler, die während des zweitägigen Fluges des Starliners aufgetreten waren. Das erste Problem trat auf, als der Starliner die falsche "verstrichene Missionszeit" von der Atlas V-Trägerrakete erfasste. Statt der Zeit während der Endphase des Countdowns zu übernehmen wurden 11 Stunden von der korrekten Zeit abgezogen. Dies führte zu einer verzögerten Abtrennung, um die Umlaufbahn zu erreichen. Dabei wurde soviel Treibstoff verbrannt, dass die Raumkapsel die ISS nicht mehr erreichen konnte und nach zwei Tagen in der Erdumlaufbahn wieder auf der Erde landete.


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Der zweite Fehler wurde nur wenige Stunden vor der Rückkehr zur Erde erkannt und behoben. Ein Fehler in der Software hätte dazu geführt, dass die Triebwerke des Starliner falsch gezündet hätten. Mit der Erklärung des Starliner-Flugs als "Close Call" eröffnete Loverro auch formell einen Prozess, in dessen Verlauf die Sicherheitsabteilung der Weltraumbehörde die Organisationselemente der Mission untersuchen wird. Dadurch soll geklärt werden, was zum Vorfall geführt haben könnte. Aktuell ist unklar, wann der Starliner den regulären Flugbetrieb aufnehmen kann. Details lassen sich hier (Englisch) nachlesen.

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