Kommt COVID-19 aus einem chinesischen Forschungslabor?

GesundheitEs gibt den Verdacht, dass das Coronavirus nicht von einem Tiermarkt in der chinesischen Provinz Wuhan auf den Menschen übersprang, sondern aus einem benachbarten Forschungslabor versehentlich freigesetzt worden sein könnte.


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Vorab: Chinas Regierung versucht alle diesbezüglichen Berichte zu unterbinden – daher nehme ich die Information hier in den Blog auf. Bedenkt aber, dass es sich aktuell nur um einen Verdacht handelt, der aber untersucht werden sollte. Nur so ließe sich so etwas künftig verhindern.

Ursprünglich wurde vermutet, dass der Coronavirus COVID-19 (Sars-CoV-2) auf einem Fisch-/Tiermarkt in Wuhan auf den Menschen übersprang. Einige der Erstinfizierten hatten auf diesem Tiermarkt gearbeitet oder waren mit dem Markt in Kontakt. Nun gibt es aber Zweifel, dass dies die einzige Quelle ist. Im Wissenschaftsmagazin Science ist dieser Artikel erschienen, der diese Theorie wiederlegt.

Der Artikel, der von einer Gruppe chinesischer Forscher aus verschiedenen Institutionen verfasst wurde, enthält Einzelheiten über die ersten 41 Patienten, bei denen Infektionen mit dem so genannten 2019 Roman Coronavirus (2019-nCoV) bestätigt wurden und die in Krankenhäuser kamen. Im frühesten Fall erkrankte der Patient am 1. Dezember 2019 und hatte keine berichtete Verbindung zum Markt für Meeresfrüchte, berichten die Autoren. "Es wurde keine epidemiologische Verbindung zwischen dem ersten Patienten und späteren Fällen gefunden", stellen sie fest. Ihre Daten zeigen auch, dass insgesamt 13 der 41 Fälle keinen Zusammenhang mit dem Markt hatten. "Das ist eine große Zahl, 13 ohne Verbindung", sagt Daniel Lucey, ein Spezialist für Infektionskrankheiten an der Universität Georgetown. Es muss also weitere Quellen geben.

Die britische Daily Mail berichtet in diesem Artikel, dass das Wuhan Institute of Virology Untersuchungen mit den in Fledermäusen gefundenen Coronaviren durchführte und auch junge Ferkel zu Versuchszwecken mit Viren infizierte. Die Forschung ist erst einmal nicht verwerflich, sondern hilfreich. Allerdings rückt dieses Forschungsinstitut in den Fokus der 'Mutmaßungen' (Beweise gibt es keine). Die leitende Virologin Zheng-Li Shi sammelte in chinesischen Höhlen Kot und Proben von Fledermäusen und isolierte daraus Virenstämme. Sie konnte dadurch eine der weltweit größten Datenbanken mit Fledermausviren aufbauen – eine gute Sache! Aus dieser Datenbank ließ sich der Wildstamm des Virus, der aus einer 1.000 km weit entfernten Höhle stammt, identifizieren. Der Wildstamm stimmt im Genom zu 96% der Gene mit den jetzt verbreiteten COVID-19-Viren überein.

Dass jemand eine Fledermaus fängt und über 1.000 km nach Wuhan auf einen Fisch-/Wildtiermarkt bringt, wäre ein großer Zufall. Es könnte also sein, dass bei Experimenten mit Fledermausviren in der Forschungsanstalt Wuhan ungewollt eine Infektion bei Menschen passierte. Und dann breitete sich das Virus global aus. Genau dieses Szenario wurde von der Virologin Zheng-Li Shi im März 2019 bereits in einem Forschungsartikel beschrieben. Auf n-tv ist dieser deutschsprachige Artikel mit einer guten Übersicht über den aktuellen Stand der Vermutung zu finden. Ob es jemals einen Beweis für diese Vermutungen gibt, wird man abwarten müssen. Jedenfalls ist das Agieren der chinesischen Regierung in dieser Hinsicht wenig hilfreich – ohne Aufklärung heißt es 'nach dem Fall ist vor dem nächsten Fall'.


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3 Antworten zu Kommt COVID-19 aus einem chinesischen Forschungslabor?

  1. Andreas B. SH sagt:

    96% Übereinstimmung? – Mag sich für Laien ja nach viel anhören, aber das ist alles andere als eine heiße Spur. (Wie groß ist die genetische Übereinstimmung von Homo sapiens und Bonobos??? – Antwort: 98,7%)

    Aber für die politische Absicht wird's als Kampagnenmeldung schon reichen. – Im Artikel der "Daily Mail" geht es ja darum, dass die bösen chinesischen Forscher mit gutem amerikanischen Steuergeld bezuschusst wurden. Dann wird sogar noch der Verdacht lanciert, womöglich seien infizierte Versuchstiere (für 'nen schnellen Yuan) auf dem Lebensmittelmarkt verkauft worden. – Gegen solche Revolverstories ist die deutsche Bildzeitung ein Muster an Seriosität.

  2. Andreas B. SH sagt:

    Ich liefere hier mal zu besagten "96%" noch etwas seriöses Material nach.

    Covid-19 genome expert scoffs at lab leak theory
    Australian scientist who genetically mapped Covid-19 says there is no evidence it was manmade in a Chinese lab, a conspiracy theory the US government is now testing
    Asia Times, April 17, 2020

    […] Edward Holmes, a biologist at the University of Sydney and a fellow of the respected Royal Society in London, said the Wuhan laboratory blamed by some for the pandemic does have specimens of the bat virus RaTG13, the closest relative of Covid-19 source SARS-CoV-2, but the two are not genetically linked. […] Genome tracing has revealed that the bat virus RaTG13 has at least 20 years of genetic divergence, or evolutionary change, from SARS-CoV-2, and possibly as much as 50 years, ruling it out as the source of the pandemic. […]

    Und hier das wiss. Paper dazu:

    Yong-Zhen Zhang and Edward C. Holmes
    A Genomic Perspective on the Origin and Emergence of SARS-CoV-2
    in "Cell" 181, April 16, 2020 (p.225)
    (https://doi.org/10.1016/j.cell.2020.03.035)

    […] In addition, although sequence similarity values of 96%–97% make it sound like the available bat viruses are very closely related to SARS-CoV-2, in reality this likely represents more than 20 years of sequence evolution (although the underlying molecular clock may tick at an uncertain rate if there was strong adaptive evolution of the virus in humans). […]

  3. Andreas B. SH sagt:

    Es gibt, wenn man ins Detail gehen möchte, noch sehr viel mehr zu dieser von Trump angezettelten Verschwörungstheorie zu sagen.
    Auch zu dem kenntnisfreien Artikel von n-tv. (Mir ist Herr Weimer bislang nicht als Wissenschaftsjournalist aufgefallen, nur als Talkshowgast im Presseclub etc. zu allgemeinen Politthemen. Offensichtlich hat er die Quellen, die da erwähnt sind, mit Ausnahme des Daily Mail-Artikels, gar nicht gelesen. Ich halte das für eine schludrige Kompilation der allgemeinen Nachrichtenredaktion, unter die er leichtsinngerweise seinen Namen gesetzt hat.)

    Also, etwas genauer:

    • Der Vergleich mit den im Wuhan-Labor bekannten Virenstämmen diente dazu, auf das Wildreservoir zu schließen! Mit den 96% kam man drauf, dass der Ursprung wahrscheinlich ein bei Fledermäusen zu suchendes Virus sein müsste. Nicht mehr und nicht weniger! Es wurde nicht behauptet, den "Wildstamm" des Virus gefunden zu haben. ("Wildstamm" ist hier auch ein kühnes Wort: Damit insinuieren die Verschwörungstheoretiker absichtsvoll so nebenbei, 2019-nCoV-SARS-2 sei im Labor daraus gezüchtet worden.)

    • Die Forschung im Wuhan-Labor dient der Erfassung und Abwehr der Coronaviren. Das Szenario, vor dem die Forscherin gewarnt hatte, ist nicht ein Laborausbruch!!! (So insinuieren das die Verschwörungs-Schreiber.) – Nein, es ist viel einfacher: Sie sieht aus vielen Gründen (Bevölkerungsdichte, Fledermaus-Wildreservoirs etc.) für China die besondere Gefahr einer Epidemie durch Überspringen von Fledermaus-Viren auf Menschen. – (Ich nenne die hier verwendete Propaganda-Methode daher: Lügen durch Weglassen und zitieren in bewusst falschem Zusammenhang.)

    • Jede verantwortungsvolle westliche Regierung sieht die Gefahr übrigens genau so! – Im Jahr 2013 ging eine entsprechende große Risiko-Studie als Drucksache an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Darin wird China als möglicher Ausbruchsherd einer CoV-Pandemie angenommen. – Warum? Weil sich die Experten darin einig sind, dass dort die Gefahr aus biologischen und bevölkerungsgeoraphischen Gründen groß ist. – Aber doch nicht, weil dort geforscht wird, um genau das zu vermeiden.

    • Wie auch immer. Man wird den genetischen Stammbaum und Ursprung von 2019-nCov-SARS-2 eines Tages ermitteln. – Aber es wäre sehr naiv anzunehmen, dass politische Hetzer und Verschwörungstheoretiker auch nur für fünf Pfennig Anstand hätten … und sich dann für ihr Geschwätz von heute schämten.

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