Corona, Was ist besser: Hände waschen oder desinfizieren?

GesundheitIn Zeiten der Coronavirus-Epidemie werden neben dem Abstandsgebot und den Kontaktbeschränkungen auch Hygieneregeln wie Hände waschen oder desinfizieren als wirksame Maßnahmen gegen eine Ansteckung propagiert. Aber was ist besser? Hände waschen oder desinfizieren?


Anzeige

Beim Betreten des Supermarkts oder vor dem Besuch im Krankenhaus wird momentan jeder dazu aufgefordert, sich ausführlich die Hände zu desinfizieren. Ist es jedoch ratsamer, sich – gerade zu Hause – lieber die Hände zu waschen anstatt gleich zum Desinfektionsmittel zu greifen? Am Besten fragen wir diesbezüglich einen Arzt.

Arzt
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)

Hände waschen oder desinfizieren?

"Eine Händedesinfektion ist sinnvoller als das Händewaschen – sowohl hinsichtlich der Hautirritationen als auch in Anbetracht der Tatsache, dass die Zahl der Krankheitserreger auf der Haut durch Desinfizieren deutlich besser reduziert wird", erklärt Dr. Andreas Maronna, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Hautklinik (Direktorin: Prof. Dr. Carola Berking) des Universitätsklinikum Erlangen. Zum Vergleich: Eine 30 Sekunden korrekt durchgeführte Händedesinfektion mit einer ausreichenden Menge der Lösung verringert die Anzahl der potenziell infektiösen Keime, abhängig von ihrer Art, etwa 100- bis 1.000-fach so gut wie ein 30-sekündiger Waschvorgang mit Seife.

Waschen baut Fette ab

"Durch Händewaschen mit Seife werden die hauteigenen Fette ab- und ausgewaschen. Dadurch nimmt die Hautbarriere auf Dauer Schaden und die Haut reagiert teilweise mit Entzündungen, um potenzielle Eindringlinge wie Bakterien, Pilze oder Viren abzuwehren", erklärt der Dermatologe.

"Der in Desinfektionsmitteln enthaltene Alkohol löst zwar ebenfalls die Fette aus der Haut, diese werden jedoch nicht wie beim Händewaschen mit Seife weggespült, sondern beim Einmassieren des Desinfektionsmittels in die Haut ebenfalls wieder ‚zurückmassiert'. Außerdem enthalten Händedesinfektionsmittel mitunter pflegende und rückfettende Substanzen." Diese Bestandteile unterstützen die Haut dabei, ihre natürliche Barriere zu bewahren und wiederaufzubauen, damit das Organ seine Schutzfunktion weiterhin erfüllen kann.

Stopp: Keine Flächendesinfektionsmittel verwenden

Der Dermatologe rät jedoch dringend davon ab, Flächendesinfektionsmittel anstatt spezieller Händedesinfektionsprodukte zu verwenden: "Einige Hersteller weisen sogar darauf hin, dass während der Reinigung mit ihren Produkten Schutzkleidung zu tragen ist – insbesondere geeignete Handschuhe."

Milde Seifen oder Kernseife zum Waschen

Um der Hautbarriere möglichst wenig zu schaden, lassen sich sensitive bzw. milde Seifen verwenden, denn Kernseifen führen zu einem stärkeren Austrocknungseffekt. Daneben finden sich in Drogerien auch sogenannte Arzt- oder antibakterielle Seifen.


Werbung

"Mitunter enthalten diese Seifen zwar bakterienhemmende Zusätze. Diese haben jedoch keinen nennenswerten Nutzen, da sie zu gering dosiert sind", weiß Dr. Maronna. "Letztlich wirken alle Seifen antibakteriell, da wir uns mit ihnen Keime von der Hautoberfläche abwaschen." Das dauerhafte Tragen von Latex- oder Nitrilhandschuhen ist daneben auch keine Lösung, weil sich unter den Handschuhen der Schweiß der Hände staut und somit eine Art feuchte Kammer entsteht. Diese wirkt ebenfalls irritierend auf die Haut und begünstigt Handekzeme.

Hautpflege ist essenziell

Sich mehrmals täglich die Hände einzucremen, ist die effektivste Maßnahme, um trockener Haut entgegenzuwirken. Prinzipiell sind fettbasierte Produkte wie Salben, Repair- oder Fettcremes besser rückfettend wirksam als wasserbasierte. Cremes, Lotionen oder Hautmilch sind dagegen deutlich einfacher in den Alltag zu integrieren, weil sie – anders als fettere Substanzen – schneller einziehen und keinen Ölfilm hinterlassen.

"Bevor die Hautpflege aufgrund der Praktikabilität komplett unterbleibt, sollten Sie als Kompromiss lieber ein weniger fettes Produkt verwenden als gar keins", rät Dr. Maronna. "Achten Sie bei der Wahl der Creme auf den Inhaltsstoff Urea, er gibt der Haut zusätzlich Feuchtigkeit zurück. Vorsicht geboten ist jedoch bei bestimmten pflanzlichen Substanzen wie der Ringelblume – Calendula kann mitunter kontaktallergische Reaktionen auslösen", so der Experte.

Sollten Rötung, Schuppung oder Hauteinrisse an den Händen trotz guter Pflege nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen vergehen, sollte ein Hautarzt zu Rate gezogen werden.


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Anzeige


Dieser Beitrag wurde unter Gesundheit abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Antworten zu Corona, Was ist besser: Hände waschen oder desinfizieren?

  1. Oliver L. sagt:

    Es ist schon fast gefährlich, so etwas hier zu veröffentlichen, gerade mit "Corona" in der Überschrift, ohne explizit darauf hinzuweisen, dass antibakterielle (!) Desinfektionsmittel rein gar nichts gegen das Virus (!) COVID-19 helfen. Jedoch hat dieses Virus einen Fettpanzer, sodass simples Hände Waschen mit Seife für 30 Sekunden inkl. Fingerzwischenräumen und -kuppen äußerst effizient und einfach hilft. Also u. a. nach jedem Nach-Hause-Kommen, bitte schön.
    Und genau das empfehlen Experten schon von Anfang an. Es gibt auch Desinfektionsmittel gegen Viren, aber darauf vertrauen, dass das, was man sich da irgendwo kostenlos auf die Hände sprüht, schon helfen wird, würde ich lieber nicht… Es schadet gewiss nicht, aber man sollte lieber davon ausgehen, dass es eben NICHT gegen COVID-19 hilft und sich entsprechend verhalten, also erst wieder ins Gesicht fassen, nachdem man sich die Hände ganz schlicht mit ein wenig Seife gewaschen hat.

    • Andreas B. SH sagt:

      Von einem veritablen "Panzer" kann hier gar keine Rede sein. – Die Fetthülle von Sars-CoV-2 wird durch Propanol-, bzw. Ethanol in der richtigen Konzentration zuverlässig zerstört, wenn man die Anwendungsvorschriften beachtet, insbes. bzgl. Menge, Einwirkzeit. (DIN EN 1500)
      Etwas zäher sind grampositive Bakterien und Sporen, die allerdings bei richtigem Vorgehen auch abgetötet werden.

  2. Andreas B. SH sagt:

    Bliebe noch die Frage nach der Reihenfolge, wenn man beides macht.
    Üblicherweise: erst waschen, dann desinfizieren.

    • guenni sagt:

      Macht imho keinen Sinn, Hände waschen und desinfizieren.

    • Mance sagt:

      SCNR
      Wenn man ganz sicher gehen möchte, zum Schluss mit der Lötlampe kurz abflammen. Es muss aber schon ein bisschen weh tun ;-)

    • Andreas B. SH sagt:

      Ich wusste nicht, dass ich mit diesem trivialen Fitzelchen beruflichen Wissens hier soviel reflexartige Meinung auslöse … Die Frage stellen nämlich Praktikanten in Labor und Pflegedienst meist am ersten Arbeitstag, dann am Waschbecken stehend, vorm Gang zur Frühstückspause. – Eigentlich machen's die Schwestern so auch vor der Essens- und Medikamentenausgabe, der Assistenz bei Verbandswechseln, Katheterisierungen usw.

      • guenni sagt:

        Andreas: Deine Position ist schon klar! Es ging mir kurz durch den Kopf 'Ausnahme sind Chirurgie etc.', habe es dann aber weg gelassen.

        Die Blog-Leserschaft hier ist der normale Mensch, der vielleicht mal auf den Markt, zum Einkaufen oder sonst wo hin geht, nach Hause kommt und vor der Frage steht 'was mache ich', ohne sich gleich in Verbandswechsel, Dauerkathether-Wechsel etc. zu begeben. Wer entsprechende Angehörige hat, wird sich vorher bei medizin. Fachkräften Rat geholt haben.

        Für meinen Teil halte ich es so, dass ich, falls mir in einem Supermarkt ein Desinfektionsmittelspender auffällt, die Hände nach Verlassen des Markts, wenn die Einkäufe ins Auto geräumt sind, die Hände desinfiziere. Zu Hause wasche ich mit Seife die Hände, wobei ich die in der Chirurgie geläufigen Waschbewegungen verwende. Da brauche ich im Anschluss kein Desinfektionsmittel mehr – imho. Das Ganze kommt zwei bis drei Mal pro Woche vor. Wenn ich mit meiner Frau eine Stunde im Wald spazieren gehe und niemanden treffe und nichts anfasse, brauche ich im Anschluss keine Hände waschen oder desinfizieren – gleiches gilt, wenn ich in meinen Garten gehe.

  3. Oliver L. sagt:

    Ob man erst das Fett entfernt und dann desinfiziert oder umgedreht, ist wohl relativ egal. Will man die Hände schonen und macht man sowas öfter, z. B. beruflich, sollte man vielleicht auch ein wenig Handcreme nutzen. Aber, wie gesagt, für COVID-19 reicht (fast) ganz normales Hände Waschen zu Hause. Wir nutzen hier überhaupt kein Desinfektionsmittel sondern einfach nur die üblichen biologischen Haushaltsreiniger (nicht an uns selbst .-)
    Wir war das noch? Domestos – nicht zusammen mit anderen Haushaltsreinigern trinken, oder so ähnlich… :-D (Da fällt mir ein, Trump würde sowas vielleicht sogar machen :-)

    Hinzu kommt, dass COVID-19 zum Glück über Schmierinfektion kaum übertragen wird. Dennoch, wer übervorsichtig ist, kann sich zu Hause erst die Hände waschen, dann die Jacke ausziehen, die Einkäufe versorgen etc. und dann nochmals die Hände waschen. Das haben wir am Anfang so gehalten, aber nach aktuellen Erkenntnissen scheinen Viren außer in feuchten Anhustungen in Petri-Schalen nicht vermehrbar zu sein, selbst aus Abstrichen in stark infizierten Haushalten. Trotzdem sollte man sich darauf nicht verlassen, braucht aber diesbezüglich nicht wirklich überängstlich zu sein. Abstand Abstand Abstand und andere Leute nicht unnötig anfassen. Das ist das einzige, was aber leider immer noch sehr viele einfach nicht in den Kopf bekommen, wie ich fast täglich (und fast fassungslos) mitbekomme.

Schreibe einen Kommentar zu Andreas B. SH Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert