Absinth, von der ‘grünen Fee’ geküsst?

Absinth-GlasHeute mal ein kleiner Blog-Beitrag zum Thema Absinth. Alleine der Name Absinth klingt (für mich) schon verrucht. Eine Spirituose, die um 1900 als 'grüne Fee' in Künstlerkreisen reüssierte. Schriftsteller und Künstler wie Baudelaire, Hemingway, Picasso und weitere waren von der 'grünen Fee' mehr als berauscht.  Das Getränk wurde dann aber verboten, weil sie die Leute (angeblich) um den Verstand bringt. Und heute kann man Absinth wieder kaufen – ich erinnere mich, dass das Getränk – ich glaube, so um die Jahrtausendwende – in Heidelberg unter Studenten wieder in war.


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Ganz weit zurück, zwischen 1880 bis 1920

Gut, ich gestehe, ich war damals noch viel zu jung, um das alles bewusst mitzuerleben. Ich habe seinerzeit noch nicht einmal in die Windeln gemacht, wenn man es genau nimmt. Die damalige Zeit: Vincent van Gogh, der niederländische Maler, schuf ab 1888 in Südfrankreich viele seiner bekannten Gemälde. Paul Gauguin war ab 1894 bereits in seinen letzten Lebensjahren auf Polynesien angekommen und malte, gezeichnet von diversen Krankheiten, seine letzten Bilder. Paul Cézanne und Claude Monet waren teilweise auf der Höhe ihrer Schaffenskraft. Pablo Picasso begründete 1908–1914 den Kubismus – und 1914 entstand eine Serie von sechs Absinthgläsern von ihm.

1921 begannen für den amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemmingway die 'Pariser Jahre'. Damals entstand viel Neues in der Kunst –  so etwas faszinierte mich (ähnlich wie die Finnish Polka, die in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts populär war – und Assoziationen mit durchtanzten Nächten hervor ruft – wäre wohl mein Ding gewesen, aber nun habe ich Rücken – und damals durfte ich noch nicht ;-).

Ach ja, der Absinth – alle oben genannten Personen sind als Absinth-Trinker bekannt. Van Gogh, so wird berichtet, soll sich im Absinth-Rausch das Ohr abgeschnitten haben (was aber nicht bewiesen ist, hier gibt es die Theorie, dass Paul Gaugain der Täter war). Der Lyriker Paul Verlaine soll den französischen Dichter Arthur Rimbaud im Absinth-Rausch während eines Streits ins Handgelenk geschossen haben, wie hier berichtet wird. Waren also tragische Zeiten, aber langweilig wurde den Protagonisten wohl nicht.

Und was ist mit der 'grünen Fee'?

Die 'grüne Fee', das ist der Name für Absinth, eine Wermutspirituose, die aus Wermut, Anis, Fenchel, einer je nach Rezeptur unterschiedlichen Reihe weiterer Kräuter sowie Alkohol hergestellt wird. Die meisten Absinthmarken sind grün, weshalb der Name "Die grüne Fee" (französisch La fée verte) für den 'Absinth-Rausch' gebräuchlich ist. Der Alkoholgehalt liegt üblicherweise zwischen 45 und 89 Volumenprozent.

Große Popularität fand diese Spirituose, die traditionell mit Wasser vermengt getrunken wird, in der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert in Frankreich, so die Wikipedia. Das Zeug war vor allem eines: Billig. Zu den berühmten Absinth-Trinkern zählen, wie bereits oben erwähnt, unter anderem Charles Baudelaire, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe, Arthur Rimbaud etc.

Absinth war also das Kultgetränk der damaligen Bohème, wie man hier und hier lesen kann. Ich wäre möglicherweise (also mal ganz theoretisch) auch ein potentieller Kandidat für 'die grüne Fee' gewesen. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität stand das Getränk in dem Ruf, aufgrund seines Thujon-Gehalts abhängig zu machen und schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorzurufen (siehe die obigen Ausführungen zu Van Gogh und Co.).

Absinth führte aber auch zu Misserfolgen der französischen Truppen in Algerien (wo das Getränk als Medizin verabreicht wurde) und zu Potenzproblemen der französischen Männer. Tscha, und da verstehen wir Männers keinen Spass, überhaupt nicht. Es musste tragisch enden: 1905 kam das Verkaufsverbot in Belgien, 1908 zog die Schweiz nach und 1915 wurde das Getränk in einer Reihe weiterer europäischer Staaten und den USA verboten.


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Eine nette Abhandlung dieser Abgründe findet sich in diesem Beitrag. Erst später hat man herausgefunden, dass viele malende Künstler sich wohl an ihren Bleifarben vergiftet hatten und weniger am Tujon aus dem Wermut. Zudem experimentierten die damaligen Künstler mit allerlei Drogen, um 'ihr Bewusstsein zu erweitern'. Aber von Oscar Wilde ist der Spruch überliefert:

Nach dem ersten Glas sieht man die Dinge so, wie man sie gern sehen möchte. Nach dem zweiten sieht man Dinge, die es nicht gibt. Am Ende sieht man die Dinge so, wie sie sind, und das ist das Entsetzlichste, was geschehen kann

Gruselig, aber kann ich bestätigen. Ob ich wie Van Gogh geendet wäre? Eher nicht – schon das 2. Glas ist mir eines zu viel – aber einen Nimbus hat es nach der obigen Vorgeschichte schon. Ach übrigens: Die Behauptung, dass Tujon eine ähnliche Struktur wie THC (Haschisch) habe, ist wohl inzwischen durch eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Jahr 1999 widerlegt. Und hier erfährt man, dass wohl der hochprozentige Alkohol sowie der Nimbus zum 'Kuss der grünen Fee' geführt haben.

Absinth ist wieder zugelassen

Inzwischen ist Absinth wieder zugelassen und kann ganz legal auch in Deutschland gekauft werden. Er fungiert inzwischen sogar als Küchenhelfer, wie man hier lesen kann. Ich selbst konnte lange mit diesem Begriff nichts anfangen – obwohl ich Anisschnaps mag.

Ganz viel früher, so im vorigen Jahrtausend, habe ich den türkischen Raki oder den griechischen Ouzu mit Wasser getrunken. Später bin ich dann auf den französischen Pastis (Pernod oder Ricard) umgestiegen – denn in diesem Getränk ist 'Melodie drin'. Und Ouzu sowie Raki im Vergleich mit einem netten Pastis ist 'wie Trecker fahren, im Vergleich zu mit einem Lamborghini cruisen' – finde ich. Obwohl Pastis separiert – entweder man mag ihn, oder man ergreift das Weite. So im Bekanntenkreis bin ich der einzige Pastis-Konsument – hat den Vorteil, dass eine Flasche sehr lange reicht.

Absinth-Glas
(Absinth-Glas, Quelle: Eric Litton CC BY-SA 2.5)

Fast abgestürzt …

Freunde von uns, die wissen, dass ich Pastis mag, hatten mir mal vor über 10 Jahren eine Flasche Absinth zum Geburtstag geschenkt. Nun ja, ich sage es mal so: Das erste Glas war schnell leer – und nach dem zweiten oder dritten Gläschen kam die 'grüne Fee zu Besuch' und dann möglicherweise der Absturz. Da ich so etwas nicht wirklich mag, war es mit 'dieser Liebe' schnell vorbei.

Ach ja, 'beste Ehefrau von Welt' hatte auch was gegen den Besuch von Feen, egal ob grün oder eher Lady in Black (gut, in Algerien muss ich nicht mehr kämpfen, aber vielleicht hat sie auch die restlichen Folgen vor Augen).

… aber nervig

Und Hand aufs Herz: Das ganze Prozedere mit ein oder zwei Stück Würfelzucker auf einem speziellen Löffel über dem Glas zu positionieren, mit Eiswasser aufzulösen und in den Absinth träufeln lassen, war mir dann doch auf Dauer zu stressig. In diesem Artikel findet sich ein Bild, was zeigt, wie man das zur damaligen Zeit um die Jahrhundertwende (1900) in Frankreich gehandhabt hat.

… und pelzige Zunge gibt's auch …

Das Ganze hat beim Trinken (zumindest bei mir) zudem immer eine pelzige Zunge hinterlassen. Habe mir dann keine weitere Flasche Absinth zugelegt, sondern bin beim Pastis (Pernod) geblieben. Mir geht es um die Geschmacksaromen, die man mit bestimmten Vorstellungen assoziieren kann (und die Geschmacksknospen sollen ja nicht mit Hochprozentigem weggebrannt werden).

Erkenntnis: Dat is nix für Vatters Jung

Also viele Worte für eine einzige Erkenntnis: Die grüne Fee musste bei mir halt schnell draußen bleiben. Und den Pastis feiere ich, wie hier Sommer, Sonne, Boule-Kugeln und ein Pastis … beschrieben, mal an Sommerabenden ab.

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