Wäsche waschen im Weltall – bisher unmöglich

Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA erprobt, wie im Weltraum Wäsche auf der Internationalen Raumstation (ISS) gewaschen werden kann. Dazu soll im Dezember 2021 ein Waschmittel, welches weltraumtauglich ist, in die Erdumlaufbahn geschossen und dann zur ISS gebracht werden. Heute ein Einblick in eine ganz praktische Frage "wie lebt es sich im All, wann haben Astronauten eigentlich Waschtag  und wo hängen die die Wäsche auf, draußen oder drinnen?".


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Astronauten und Astronautinnen stinken bestialisch

Der in einem Lied von Peter Schilling (international als Space Oddity von David Bowie) besungene Major Tom hatte das Problem nicht so wirklich – denn er schwebte ja alleine "völlig losgelöst von der Erde" in seinem Raumanzug durchs All. Aber die Astronauten auf der Internationalen Raumstation (ISS) haben ein echtes Problem. Denn sie können ihre Kleidung bisher nicht waschen. Gleichzeitig treiben die Jungs und Mädels täglich mindestens zwei Stunden Sport treiben. Der Schweiß bleibt in den Kleidern, und die Klamotten müssen mit der Zeit bestialisch stinken.

ISS
(Internationale Raumstation ISS, Quelle: NASA, gemeinfrei)

Man munkelt, dass von der Bodenkontrolle bei Aufenthalten deutscher Astronauten auf der ISS jeden Morgen das Aufwachlied Die Doofen – Mief Von Olli Dittrich und Wigald Boning gesendet wird. Soll immer gut ankommen, bei den Astronauten – deutsche Mädels waren noch nicht auf der ISS – hatte aber andere Gründe und lag nicht am dort herrschenden Mief.

Zu wenig Wasser zum Waschen

Aber auf der ISS gibt es schlicht keine Waschmaschine, wie man in diesem alten Artikel der NASA aus dem Jahr 2003 nachlesen kann. Wasser und Urin werden auf der ISS zur Wiederaufbereitung gesammelt, so dass sich dieses erneut als Trinkwasser verwenden lässt. Zum Wäsche Waschen reicht die Menge des Wassers aber nicht. Und abgesehen davon, ist es nicht so einfach, in der Schwerlosigkeit mit Waschpulver und Waschbottich zu hantieren.

Aktuell heißt es: Du trägst die Klamotten solange im All, bis Du das Stinken nicht mehr aushältst. Ob es im Bordhandbuch heißt "Müller tauscht mit Meier alle drei Tage Socken und Unterwäsche, und ob man das Zeugs gelegentlich zum Auslüften nach draußen hängt", habe ich noch nicht rausgefunden. Immerhin müssen die Astronauten und deren Kolleginnen keine Wäsche wegen Rauchgeruch raus hängen, denn Rauchen ist auf der ISS aus Sicherheitsgründen verboten.

Im verlinkten NASA-Artikel kann man nachlesen, dass die Besatzung Kleidung für die Dauer ihres Aufenthalts mitnimmt. Im Artikel gibt es die Aussage, dass ein Astronaut die Unterwäsche alle 3 oder 4 Tage wechselt. Die Schmutzwäsche wird dann in die unbemannten russischen Progress-Transporter umgeladen und verglüht beim Wiedereintritt in der Erdatmosphäre. Aus Sicht "nicht waschen müssen" die einfachste Lösung, aber nicht so wirklich optimal und nachhaltig. Für längere Missionen abseits der Erdumlaufbahn (z.B. zum Mars) wird man sich eine Alternative überlegen müssen.

Lass die Spezialisten ran

Nun haben die NASA und Procter & Gamble, Eigentümer der Waschmittelmarke Tide, einen Vertrag zur Zusammenarbeit abgeschlossen. Ziel ist es, um bei der Entwicklung von Waschmittellösungen und der Technologieentwicklung im Weltraum zu helfen, heißt es vom Waschmittelhersteller. "Im Rahmen der Vereinbarung darf die NASA Tide-Reinigungslösungen im Weltraum testen und untersuchen.", heißt es weiter.

Tide hat ein vollständig abbaubares Waschmittel entwickelt, das speziell für den Einsatz im Weltraum konzipiert wurde, um Probleme mit Geruchsbildung, Sauberkeit und Fleckenentfernung bei waschbaren Gegenständen zu lösen, die während Weltraummissionen verwendet werden, und das gleichzeitig für den Einsatz in einem geschlossenen Wassersystem geeignet ist, schreibt Procter & Gamble in einer Mitteilung.


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Ziel ist es, Wäsche mit begrenzten Wassermengen, zu waschen, dabei aber die Sicherheit der Inhaltsstoffe und die Kompatibilität mit den Lebenserhaltungssystemen der ISS zu gewährleisten. Im Dezember 2021 sollen die Komponenten zur ISS geflogen werden, um im Jahr 2022 einige in der Raumstation durchzuführen. Es soll die Stabilität von Inhaltsstoffen zur Reinigung und Fleckenentfernung unter ISS-Bedingungen getestet werden. Das Unternehmen prüft außerdem die Entwicklung einer Wasch-Trocken-Kombination, die für die Artemis-Mondmissionen der NASA und künftige Marsmissionen verwendet werden könnte, bei denen die geringe Schwerkraft ein Thema sein wird. 

Weitere Informationen finden sich in der Procter & Gamble Pressemitteilung, in diesem CNET-Artikel, hier und auf Deutsch bei Spiegel Online. Erkenntnis das Tage: Auch im Himmel gibt es ganz irdische Probleme – und ich staune über unsere Altvorderen, die so ganz ohne Raumfahrterfahrungen schon den Spruch "Es stinkt zum Himmel" geprägt haben – ohne zu wissen, dass dies inzwischen zutrifft.

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