Pilze und die Gefahren der Pilz-Apps

FliegenpilzDie Pilz-Saison ist für 2021 wohl vorbei, aber ich möchte das Thema trotzdem hier nochmals aufbringen. Immer wieder hört man von schweren Pilzvergiftungen, die sich Menschen nach dem Verzehr von selbst gesammelten Pilzen zugezogen haben. Ein Problem ist auch, dass sich viele "Sammler" durch das Internet (hier oder hier) oder Smartphone-Apps (Meine Pilze oder Myco pro) eine Pilzbestimmung zutrauen. Pilze können oft im Aussehen von den Fotos oder der Beschreibung auf den Internetseiten oder in Apps abweichen. Das birgt die Gefahr, dass Pilzsammler bei der Bestimmung oder Zubereitung böse Fehler unterlaufen.


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Ich selbst habe zwar seit meiner Jugend gelegentlich Champions auf den Wiesen um unseren Bauernhof gesucht und auch schon mal Pfifferlinge, Steinpilze oder Ziegenbart gesammelt. Aus Berichten war die Verwechselungsgefahr mit dem hochgiftigen Knollenblätter-Pilz bekannt und im Zweifelsfall blieb ein Pilz stehen. Kürzlich musste ich aber erfahren, dass es bei Champions auch unechte Vertreter gibt, die ungenießbar bis giftig sind. Der Karbol-Champignon (Agaricus xanthodermus) gehört dazu. Der auch als Gift-Egerling bekannte Pilz gehört zur Gattung der Champions, sieht genau so aus, riecht aber meist nach Karbol (Penol), kann aber mit dem essbaren Schaf-Champion verwechselt werden.

Seit dieser Zeit verzichte ich auf das Sammeln von Wildpilzen, zumal dort oft auch noch Radioaktivität als Folge des Reaktorunfalls in Tschernobyl gespeichert ist. Vor drei Wochen war ich mit der Familie auf einem kleinen Sonntagsspaziergang im Kurörtchen Bad Ems, als vor mir zwei ältere Damen spazierten. Eine betrachtete eine Reihe Pilze an einem Hang und meinte "das ist ein Halimasch" – und die Begleiterin meinte nur "aber nicht mitnehmen". Ich bekam das mit und meinte "sind zwar alle essbar, manche aber nur ein Mal". Die Antwort war "ich kenne mich mit Pilzen aus". Wenn ich mir aber die Beschreibung zum Hallimasch auf dieser Webseite durchlese, staune ich, wie man sich das antun kann.

Fliegenpilz
Fliegenpilze – eigene Aufnahme

Ich selbst bin zum Schluss gekommen, nur noch Zuchtpilze zu verwenden und liebäugele damit ggf. selbst Champions zu ziehen. Aber nicht jeder sieht das so, und im Herbst streifen sie durch die Wälder, die Pilzsammler und -sammlerinnen. Ich hatte es bereit im Blog-Beitrag Pilze sammeln, aber bitte keine Bestimmung per App angesprochen. Wer sich nicht 200 % sicher ist, sollte das Sammeln von Wildpilzen unterlassen. Vor allem dürfen Pilze nach dem Sammeln nicht per App oder über Webseiten bestimmt werden. Die Gefahr, da einen fatalen (möglicherweise tödlichen) Fehler zu begehen, ist einfach zu groß. Zum Ende der Pilzsaison 2021 warnten Experten Anfang November davor, Apps zur Pilzbestimmung zu vertrauen. Die betreffende DPA-Meldung kann man bei heise, beim MDR oder dem Bayrischen Rundfunk nachlesen. Es gibt zwar die Möglichkeit, über diese Seite Pilzsachverständige zu finden – aber das ist in der Praxis nicht wirklich gangbar ("hallo, kommen se mal vorbei, ich habe gerade einen Korb Pilze gesammelt, aber keine Ahnung davon" ist nicht praktikabel).

Und der in der DPA-Meldung bzw. den verlinkten Artikeln gegebene Ratschlag "nur Röhrenpilze sammeln – keine Lamellenpilze" ist meines Erachtens auch eher ein Fall von Finger weg. Denn da gibt es auch durchaus giftige Exemplare wie den Satan-Röhrling, oder wie man hier lesen kann. So mancher Sammler hat sich auch durch verdorbene Speisepilze oder falsche Zubereitung den Magen verdorben. Die Seite Pilzgenuss – Pilzvergiftungen gibt Hinweise zu Sofortmaßnahmen, falls nach einer Pilzmahlzeit Probleme auftreten. Und diese Seite der DGFM listet die Seiten der Giftnotruf-Zentralen auf.

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Eine Antwort zu Pilze und die Gefahren der Pilz-Apps

  1. Mario H. sagt:

    Ich hatte schon Bilder gesehen, auf der einen Seite ein essbarer, auf der anderen ein giftiger und konnte keinen Unterschied wahrnehmen. Und es gibt Pilzvergiftungen bei denen du dich beim ersten Unwohlsein sofort zu einem Spezialisten begibst und sonst langsam und qualvoll stirbst. Der xkcd-Zeichner Randall Munroe beschreibt es in einem Buch sehr plastisch. Da nehme ich aus meinem Waldspaziergang lieber Fotos und Eindrücke mit…

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