Gletscherschmelze gibt 1.700 Jahre alte "römische Sandale" frei

Archäologen haben eine ca. 1.700 Jahre alte Sandale, gefertigt im römischen Stil, auf einem Bergpass gefunden. Die Sandale war im im norwegischen Eis eingefroren, wurde aber durch die Gletscherschmelze freigegeben. Der Fund zeigt, das der Träger dieser Sandale bereits in der Eisenzeit zumindest die römische Mode kannte – ob es ein römischer Tourist war, der in Europa reiste, lässt sich nicht nachweisen.


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In den zwei Jahrhunderten nach Christus hatten die Römer Teile Europas bis nach Deutschland und England besetzt. Nach Norwegen sind sie meines Wissens nicht vorgedrungen. Aber zum Ende der Eisenzeit (wird bis 500 nach Christus gerechnet) gab es wohl zumindest Kontakte zwischen den Römern und Norwegern – möglicherweise waren römische Bürger sogar in Norwegen unterwegs, wie ein Fund zeigte.

Zu verdanken ist der Fund der weltweiten Gletscherschmelze, die auch in Norwegen nicht halt  macht. Als Begleiterscheinung kommen Gegenstände, die vor Tausenden von Jahren im Eis eingefroren waren. Die Facebook-Seite Secrets Of The Ice präsentieren Gletscherarchäologen ihre Funde, die sie im norwegischen Bezirk Oppland aus dem schmelzenden Eis geborgen haben.

Römische Sandale aus dem Eis

Ich bin über obigen Tweet auf das Thema aufmerksam geworden, welches Arstechnica hier aufbereitet hat. Die Archäologen haben den Fund auf LiveScience präsentiert.

Ein Bergwanderer fand die Sandale Ende August 2019 in einem Gebiet, das als "Horse Ice Patch" bekannt ist. Der Wanderer kontaktierte die Forscher von Secrets of the Ice, die sich mit der Archäologie in Gletschern und Eisflächen beschäftigen. "Er hat uns GPS-Koordinaten und Fotos geschickt und den Fund im Eis hinterlassen. Gut gemacht", sagte Espen Finstad, der Archäologe, der für die Feldarbeit und den Bericht über den Fundort verantwortlich ist, in einer E-Mail an Live Science. Die Archäologen hatten nur einen Tag Zeit, den Fund zu bergen, da er einzuschneiden drohte.

Nachdem die Archäologen die Sandale geborgen hatten, datierten sie das Schuhwerk per Radiokarbondatierung auf etwa 300 n. Chr. Das Team von Secrets of the Ice hat in diesem Gebiet auch andere Artefakte wie Textilien gefunden, aber keines davon ist so alt wie die Sandale. Das Team gab den Fund am 8. April auf Twitter bekannt.

Die Entdeckung einer eisenzeitlichen Sandale auf einem vereisten norwegischen Berg liefert weitere Beweise dafür, dass der Berg vor etwa 1.700 Jahren als Reiseweg diente. Die Sandale und andere Funde, wie gefrorener Pferdemist aus der Wikingerzeit (ca. 800 bis 1066 n. Chr.), zeigen, dass ein Weg über das eisige Gebirge das norwegische Inland mit der Küste verband. "Ich glaube, dass die Menschen, die auf diesen Routen unterwegs waren, sehr wahrscheinlich wussten, was sie taten. Sie hätten etwas in diesem Schuh getragen, das ihn funktionsfähig machte. Vielleicht Stofffetzen oder Tierhaut", so Finstad gegenüber Science Norway, einer norwegischen Nachrichtenseite.


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Wir haben Steinmännchen [von Menschenhand geschaffene Steinhaufen] gefunden, die zeigen, wo die Route verlief", sagte Finstad, der 2010 mit der Untersuchung des Gebiets begann. Vielleicht trug eine Person, die mit Waren reiste, den Schuh, warf ihn aber auf den Berghang, als er irgendwie beschädigt wurde, fügte er hinzu.

Die Sandale wirft auch ein Licht auf die Menschen, die den Berg vor mehr als einem Jahrtausend nutzten. Vor 1700 Jahren war der Pass auf dem Berg eine Transportstraße voller menschlicher Spuren. Finstad sagte dazu "Die Menschen haben sich nicht gescheut, in unwegsame Gebirgsregionen vorzudringen. Sie sind weite Strecken gereist und hatten Kontakt und Austausch. Außerdem ist der Schuh von der Mode im Römischen Reich inspiriert", was laut Finstad darauf hindeutet, dass die Menschen, die das norwegische Gebirge durchquerten, Kontakt zur Außenwelt hatten.

Die Bedeutung der Sandale für das Verständnis der späteren Nutzung dieser Stätte ist jedoch unermesslich. "Derzeit gibt es nicht viele Funde, die mit dem Verkehr auf diesem Pass in Verbindung stehen", so Finstad. "Aber die Funde im Eis, zusammen mit Steinmännchen und anderen Spuren, erzählen eine klare Geschichte."

Andere Funde aus dem Gebirgspass zeigen, dass Jäger dort häufig unterwegs waren. Denn Pfeilspitzen und Speerschafte, die auf die Zeit vor etwa 2.000 bis 3.000 Jahren datiert werden, deuten darauf hin, dass das Gebiet von Menschen genutzt wurde, die Rentiere auf dem Eis jagten. Spannende Geschichtet – Fotos der Funde lassen sich auf der verlinkten Facebook-Seite einsehen (erfordert aber ein Benutzerkonto bei Facebook).


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