Deutsche Bank: Bye, bye Bargeld – tschüss Bank?

Tschüss Bargeld, könnte man die neue Strategie der Deutsche Bank betiteln – obwohl es nicht so ganz stimmt. Aber die Ausgabe von Bargeld, speziell am Schalter einer Bank, ist für die Institute mit Kosten verbunden. Bei der Deutsche Bank plant man daher, mittelfristig den Verzicht auf die Bargeldausgabe, am Schalter soll Verkauf statt finden – wenn Kredite, Versicherungen oder Geldanlagen an Kunden verkauft werden, bringt das Geld. Ob das gut geht?


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Lars Stoy, Chef des Privatkundengeschäfts bei der Deutsche Bank, hat auf einer nicht öffentlichen Investorenkonferenz die Katze aus dem Sack gelassen.

In der Zukunft möchte ich kein Bargeld mehr in den Filialen anbieten, denn das Vorhalten von Bargeld verursacht Kosten. Die Hauptaufgabe der Filiale ist der Verkauf. Die Beratung der Kunden bei Anlagen, Hypotheken, bis zu einem gewissen Grad bei Konsumkrediten und Versicherungen. Dann werden Filialen auch wieder profitabel sein.

Mittelfristig will die Deutsche Bank kein Bargeld mehr am Schalter ausgeben – in den betreffenden Filialen wird es aber am Geldautomaten noch Scheine geben. Die Aussagen von Stoy werden im Artikel hier zitiert, und das Ganze wurde auf Nachfrage von einer Sprecherin der Deutschen Bank bestätigt. Das Institut will im Privatkundengeschäft "im Rahmen ihrer strategischen Transformation in Deutschland mittelfristig die Anzahl an persönlichen Bargeldausgaben in Filialen verringern". Dies geschehe "unter Berücksichtigung der jeweiligen Kundennachfrage und des Angebotes an SB-Services vor Ort".

Bargeldloses bezahlen auf dem Vormarsch?

Mit den Kosten kann ich teilweise ja verstehen – ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Bargeld an einem Bankschalter ausgezahlt bekommen habe – den Geldautomaten nutze ich schon. Aber der Verweis der Deutsche Bank auf den deutlichen Trend zum bargeldlosen Bezahlen verursacht beim mir aus mehreren Gründen Bauchschmerzen.

  • Einerseits will ich nicht für jeden Mini-Kauf meine Giro-Card einsetzen – der Überblick, wann, was wo bezahlt wird, geht schnell verloren.
  • Andererseits möchte ich nicht in meinen Käufen transparent werden – daher nutze in bargeldloses Bezahlen wie im Film "Von Fall zu Fall".

Und letztendlich liegt mir auch der bundesweite Ausfall der Verifone H5000 Kartenterminals Ende Mai 2022 im Magen. Ich hatte ja in meinem IT-Blog sehr detailliert berichtet – der letzte Artikel Probleme mit Verifone H5000-Kartenlesegeräten, der Status zum 5. Juni 2022 vom 5. Juni 2022 zeigt, dass dieser Ausfall auch nach Pfingsten noch nicht vorbei war. Daher finde ich Bargeld gar nicht so verkehrt – und die hippen Leute im bargeldlosen Schweden schauten ziemlich doof, als 800 Coop-Filialen keine Kartenzahlungen mehr annehmen konnten (siehe meinen Artikel Coop-Schweden schließt 800 Geschäfte nach Kaseya VSA-Lieferkettenangriff durch REvil-Gang).

Hat halt alles seine zwei Seiten – ob ich mir aber eine Feile und einen 1-Unzen-Goldbarren für schlechte Zeiten in einen Geldsack einstecke, muss ich mir noch überlegen. Die praktische Handhabung erscheint mir doch etwas umständlich – und wie will der Bäcker das "Wechselgeld" in Form von Goldstaub beim Brötchenkauf zurück geben. Fragen, die dir das Leben so stellt. Ob die Deutsche Bank mit ihren Plänen durchkommt, hängt auch vom Kundenverhalten ab, wie das Statement der Pressesprecherin ja suggeriert. Würden Sie die Bank wechseln, wenn es dort kein Bargeld mehr gibt?

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3 Antworten zu Deutsche Bank: Bye, bye Bargeld – tschüss Bank?

  1. T Sommer sagt:

    Hier in Viernheim wurde Anfang des Jahres die Filiale der Deutschen Bank aus den Fugen gehoben, nach einer nächtlichen Sprengung des/der Geldautomaten.
    Die Filiale sollte eh zur Mitte (oder Ende) des Jahres geschlossen werden. Da die Filiale dann "vorübergehend" nicht mehr zur Verfügung stand, wurden die Kunden in die Nachbarschaft (Mannheim/Weinheim) geschickt. Eine "Wiedereröffnung" war aber nicht geplant.

    Es gibt noch genügend Menschen, die KEIN Online Banking & Co machen oder machen wollen. Da kommt Begeisterung auf, wenn du dann an den Automaten deiner Bank musst um eine Überweisung zu tätigen oder Geld zu holen.

    Ich finde das Geschäftsmodel des kostenlosen Kontos (bzw. mit Betrag X) und VISA Karte der ING.DB interessant, habe mich aber auch noch nicht getraut – man ist halt ein Gewohnheitstier und möchte seine Bank / Sparkasse (bin nicht bei der DB) am Ort haben und wenn auch einen persönlichen Kontakt mit dem man ALLES besprechen kann. Aber auch die ersetzen Filialen durch moderne Rundbau Container "Filialen" mit Automaten – sogar mit Öffnungszeiten.

    Kunden sind aber auch anspruchsvoll mit ihren Wünschen….

    Und was den Goldstaub angeht – wenn das so weitergeht reicht deine Unze Gold vielleicht gerade für eine trockene Semmel vom Vortag…..lol

  2. Shadena sagt:

    Bei der Diskussion "bargeldlos" frage ich mich stets, wie man ohne Bargeld Kindern einen verantwortungs- und sinnvollen Umgang mit Geld (-werten) vermitteln soll?
    Für viele kleine Menschen sind Zahlen auf Papier (oder Bildschirm) stets abstrakt.
    Auch Addieren wird anfangs mit Fingern oder Murmeln abzählen einfacher…
    Aber vielleicht ist das ja auch nicht gewollt, dass sich alle Menschen mit Finanzen gut auskennen. Mittlerweile sollen ja viele Menschen quasi stets "auf Pump" leben. Und das nicht, weil sie über keine adäquaten Einnahmen verfügen…

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