Mein Schulweg war etwas weniger beschwerlich

Erinnert ihr euch noch an euren Schulweg? Gerade ist mir eine historische Aufnahme aus Japan unter die Augen gekommen und mir ging durch den Kopf: War zwar kein Zuckerschlecken (wir wohnten auf einem Bauernhof, abseits des Dorfes mit der Schule). Aber so beschwerlich war der Schulweg dann doch nicht, wie auf dem historischen Foto.


Anzeige

Kürzlich bin ich auf die historische Aufnahme in nachfolgendem Tweet gestoßen, welches Kinder in Minobashi-Regenmänteln auf dem Weg zu einer Neujahrsveranstaltung zeigt. Das Wort Minobashi leitet sich vom japanischen Wort Mino (Stroh) ab, und bezeichnet einen traditionellen Regenschutz aus Japan, der aus Reistroh gefertigt wird. Reisstroh hat wohl Eigenschaften, die Regen abperlen lässt.

Kinder in Minobashi-Regenmänteln, 1956, Japan

Aufgenommen wurde das Foto im Jahr 1956, in der Präfektur Niigata, Japan. Die Kinder stapfen, eingehüllt in den traditionellen Minobashi-Regenschutz, durch hohen Schnee zu einer Neujahrsveranstaltung.

So ganz spontan ging mit da "und wie war das mit deinem Schulweg und in deiner Jugend?" durch den Kopf. Ich bin zwar erst 1961 zur Schule gegangen, und im Winter war der um die 2 Kilometer lange Schulweg oft auch heftig verschneit, da war nix mit Fahrrad zur Schule fahren – den heutigen SUV von Mami (auch als Mutti-Panzer bezeichnet), mit dem die Kinder bis zum Abitur zur Schule gebracht werden, gab es damals nicht.

Ich erinnere mich an einen Winter, da waren die Schneewehen so hoch, dass selbst mit dem VW-Käfer kein Durchkommen auf der Straße zum nahen Dorf war. Es musste ein Feldweg, der am nahen Wald in einem Bogen zum Dorf führte, benutzt werden, um in die Schule zu kommen. Vater war da mit dem Traktor einmal durch gefahren, und in den Spuren kam man auch durch die Stellen, wo Schneewehen vielleicht 20 cm hoch waren – nichts im Vergleich zu den gut 1 Meter hohen Schneewehen auf der regulären Straße.

Irgendwann fuhr mein Vater dann aber mit dem Traktor, einen aus zwei dicken Balken in Form eines A selbstgezimmerten Schneepflug im Schlepp, die Straße zum Dorf ab, so dass diese dann geräumt und per Rad oder Auto wieder passierbar war. Das war halt so, in den 60er Jahren auf dem Land – da musste man sich selbst helfen.

Aber solche Regenmäntel hatten wir nie – es gab den obligatorischen Anorak, der bei Regen oder Kälte angezogen wurde, um per Rad zur Schule zu kommen. Der Minobashi-Regenschutz erinnert mich eher an den Regenschutz, den wir bei der Kartoffellese nutzten, wenn mal wieder ein unerwarteter Schauer kam. Einfach einen Jute-Sack, der zum Einfüllen der Kartoffeln mit auf's Feld genommen wurde, an einem Zipfel eingeklappt. Es entstand eine Haube, die man über den Kopf zog – und den Rest des Kartoffelsacks über die Schultern auf den Rücken baumeln ließ. Bot einen gewissen Schutz vor dem Regen, bis der Jute-Sack durchgeweicht war. Und ich meine mich auch zu erinnern, dass wir mal bei einem Sommerschauer im Juli/August auf einem Getreidefeld gebundene Getreidegarben wie in obigem Bild aufgefächert als Regenschutz über den Kopf anzogen.


Werbung

Irgendwie war es nicht so viel anders bei uns, wie auf dem obigen Foto in Japan. Und wie sind ihre Erinnerungen an die Schulzeit in den 50er, 60er oder 70er Jahre? Direkt neben dem Metzger, dem Bäcker oder sogar in der Schule gewohnt, weil die Eltern Lehrer waren?


Cookies blockieren entzieht uns die Finanzierung: Cookie-Einstellungen

Anzeige



Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Mein Schulweg war etwas weniger beschwerlich

  1. Michael sagt:

    Eine Erinnerung hat sich mir bis heute erhalten:

    1957 – die sogenannte Volksschule, zweite Klasse. Da war eine junge Lehrerin, Fräulein Berling (damals hießen unverheiratete Frauen Fräulein) aber wir nannten sie "Sperling" weil sie so zart und zierlich war. Fräulein Sperling und ich, wir hatten oft den gleichen Heimweg von der Schule, über die "ewig lange" Ringstraße, vorbei an der großen Diakonissen-Anstalt mit dem Krankenhaus (in dem später meine Mandeln unter Äther-Betäubung entfernt wurden) – ein wie mir schien langer und doch kurzer Weg mit vielen Gesprächen.
    Nach einem halben Jahr verließ sie die Schule. Ich war sehr traurig.

Schreibe einen Kommentar zu Michael Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert