Fleischregen: Der "Kentucky Meat Shower" von 1876, was war da los

Im Jahr 1876 gab es in Kentucky, USA, einen kuriosen Vorfall. Auf einer Farm "regnete" es an einem wolkenlosen Tag bei blauem Himmel auf einer Farm plötzlich Fleischstücke. Das Ereignis ist als "Kentucky Meat Shower" bekannt. Aber was steckt dahinter?


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Es ist eine skurrile Geschichte, auf die ich kürzlich im Internet gestoßen bin. Da gab es auf Spiegel Online den Artikel "Warum es in Kentucky Fleisch vom Himmel regnete", der aber hinter einer Bezahlschranke versteckt und für mich ohne Abo nicht zu lesen war. Aber das ist ja kein Problem, eine Suche mit "1876 Farm Kentucky meat rain" hilft weiter.

Das Ereignis von 1876

Die Wikipedia hält in diesem Artikel Details bereit: Am 3. März 1876 gegen 14 Uhr regnete es auf einer Fläche von etwa 91 × 46 Meter rotes Fleisch vom Himmel. Die Fleischstücke, die nahe dem Ort Rankin im Bath County auf der Farm von Allen Crouch niedergingen hatten eine ungefähre Größe von 5 × 5 Zentimetern, wobei von mindestens einem Stück von 10 × 10 Zentimetern berichtet wird. Angeblich habe die Frau des Farmers beim Zubereiten von Seife vor dem Haus den plötzlichen "Regen" bemerkt.

Die New York Times berichtete am 10. März 1876 über das Ereignis. Als Zeuge wird ein "als integer" beschriebener Harrison Gill aufgeführt, der die Farm einen Tag nach dem Ereignis besuchte und noch Fleischbrocken auf Zäunen und dem Boden fand. Das Fleisch sei aber nach einer Nacht verdorben gewesen.

Es heißt in Berichten, dass Zeugen die Fleischbrocken begutachteten und sogar davon probierten (ob das den Reportern der New York Times vorgeflunkert wurde, lässt sich nicht mehr feststellen). Es heißt von diesen Zeugen, das Fleisch sei noch frisch gewesen, als es vom Himmel regnete (Quelle Scientific American). Die Leute tippten auf Schaf oder Wild. Proben wurden in verschiedenen Laboren analysiert.

Was mag es gewesen sein?

In Zeitschriften erschienen die unterschiedlichsten Theorien zur Ursache des Fleischregens. Ein Artikel von einem Herrn Brandeis besagte, dass es sich um das Bakterium Nostoc handle, das durch Wasserzufuhr zu einer gallertartigen Masse aufquillt. Er kam nach der Analyse von Proben zu diesem Schluss. Es sei fleischfarben und schmecke wie Hühnchen. Regen habe den Effekt auf der Farm verursacht. Am besagten Tag gab es keinen Regen, sondern blauen Himmel. Und die vorherige Nacht war auch klar und ohne Niederschlag.

Eine andere Theorie ging von Froschlaich aus, der vom Wind in die Höhe getrieben worden sei und dann abregnete. Aber ich sage mal so: Ein Farmer, auch wenn er in den USA lebt, ist mit der Natur vertraut und kann Froschlaich von rotem Fleisch unterscheiden.

Ein Spaßvogel deutete den Ursprung des Fleischregens auf einen Fleischmeteoriten, der um die Sonne kreist und einen Teil auf der Erde abgeladen habe.


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Der Kunstprofessor Kurt Gohde fand 2004 an der Transylvania University in Lexington eine Originalprobe des Fleischregens von 1876. Es konnte jedoch nicht mehr festgestellt werden, um was es sich genau handelte. Dennoch ließ Gohde den Geschmack der Probe analysieren und Jelly Beans (Geleebonbons) dieser Geschmacksrichtung herstellen.

Brandeis hatte aber 1876 einige mysteriöse Fleischproben dem erfahrenen Histologen und Präsidenten der Newark Scientific Association, Dr. A. Mead Edwards, übergeben, der meinte, es handele sich wahrscheinlich um das Lungengewebe eines menschlichen Säuglings oder eines Pferdes. Ein anderer Histologe, Dr. J.W.S. Arnold, untersuchte die Proben und kam in The American Journal of Microscopy and Popular Science zu dem Schluss, dass es sich um eine Art tierischen Knorpel und Lungengewebe handelte.

Schließlich wurden sieben Proben von mehreren Wissenschaftlern untersucht, die bestätigten, dass es sich bei zwei um Lungengewebe, bei drei um Muskelgewebe und bei zwei um Knorpelgewebe handelte. Wie kamen sie also zu dem berüchtigten Fleischregen von Kentucky? Bakterien, wie von Brandeis vermutet, konnten es nicht sein.

Wahrscheinlich unapetittliche Ursache

Inzwischen sind sich die meisten Fachleute, die sich an der Deutung des Vorfalls versuchten, recht sicher, was die wahrscheinlichste Ursache für den Fleischregen war. Man tippt auf Geier, die sich in großer Höhe übergeben hätten. Die Theorie geht auf Dr. L. D. Kastenbine zurück, der in einer Ausgabe der Louisville Medical News von 1876 schrieb, dass es sich buchstäblich um einen Fall von Geierkotze handelte (siehe). Diese Theorie ist bis heute die plausibelste, heißt es.

In Kentucky siedeln sowohl Rabengeier als auch Truthahngeier. Von den Vögeln ist bekannt, dass sie Fleischstücke (Aas) hervorwürgen – teilweise um Fressfeinde vom Nest abzulenken, teilweise aus Hygienemaßnahme. In diesem Artikel der Süddeutsche Zeitung wird das Ganze auf deutsch aufgegriffen.


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Eine Antwort zu Fleischregen: Der "Kentucky Meat Shower" von 1876, was war da los

  1. A.B. sagt:

    Ist ja witzig:
    Zufällig gestern hab ich auf Netflix meiner Tochter den Animationsfilm "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" herausgesucht… Da ist jedoch klar, was da so an Fleisch vom Himmel regnet. :-))

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