Mögt ihr Grillen?

Hm, lecker, wird sich mancher denken, aber momentan ist es draußen noch etwas kalt zum Grillen. Aber die Frage, ob jemand Grillen mag, hat dieses Mal einen anderen Hintergrund, auch wenn es letztendlich ums Essen geht.


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Seit dem 24. Januar 2023 sind in der EU ja bestimmte Insekten in Lebensmitteln zugelassen. Laut diesem Artikel im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gelten Mehlwürmer, Grillen und Co. in vielen Teilen der Welt schon lang als nachhaltiges Lebensmittel. Insekten haben einen hohen Eiweißgehalt und verursachen eine geringe Umweltbelastung. Zitat aus dem Artikel:

Während die neue EU-Verordnung 2023/5 ab dem 24. Januar die Verarbeitung von der Acheta domesticus (Hausgrille) und Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer) in gefrorener, pastenartiger, getrockneter und pulverisierter Form ermöglicht, erhielten Mehlwürmer bereits 2021 ihre Zulassung als Lebensmittel in der EU. Die EU-Lebensmittelbehörde Efsa stuft nun alle drei Insektenarten als sichere Lebensmittel ein. Aber: Bei empfindlichen Menschen können nach dem Verzehr allergische Reaktionen auftreten, weswegen die Verpackung einen Allergiehinweis tragen muss.

Ich habe mal in meinem "Artikelarchiv" gesucht – bereits im November 2022 hatte die Absatzwirtschaft in diesem Artikel das Thema "Mehlwürmer" aufgegriffen. Bei uns im Haushalt sind Körner und Mehl in verschließbaren Dosen. Sobald da was "lebt", wird der Inhalt der Dose komplett entsorgt. Egal, ob das Proteine sind oder nicht.

Persönlich habe ich bewusst noch nichts derartiges gegessen. Ich erinnere mich aber, dass mir so um 1990 in Japan in einem traditionellen Restaurant etwas serviert wurde, was wie "getrockneter Tausendfüßler" aussah. Mangels Japanisch-Kenntnisse habe ich nie genau herausgefunden, was ich da gegessen habe. Ich tippe aber darauf, dass es getrocknete und gesalzene Gräten kleiner Fische waren. Bei einem Arbeitsaufenthalt in Thailand fiel mir auf, dass auf lokalen Märkten auch Wasserkäfer zum Verzehr verkauft wurden.

Aber Hand auf's Herz: Aktuell kann ich die Frage "Mögt ihr Grillen" nicht mit einem kraftvollen Ja beantworten, wenn es nicht um's brutzeln auf dem Grill sondern um die betreffenden Insekten geht. Wenn ich Fotos von Essen mit Mehlwürmern drauf sehe, gruselt es mich sofort.

Ich habe dann mal das Internet befragt – es gibt ja auch Insektenproteine als gefriergetrocknete Pasten. Aber das Zeug ist sau teuer – ich habe Insekten-Snacks für 15 Euro a 25 Gramm gesehen (fast 600 Euro pro Kilogramm). Oder Buffalowürmer zu 7,99 Euro a 40 Gramm (200 Euro pro Kilogramm). Insekten als Nahrungszusatz sind (trotz aktuellem Hyper) noch sehr teuer.

Man muss übrigens bei der Recherche aufpassen. Es gibt auch günstige Insekten – ein proteinreicher Insektenmix, 2,5 kg für 17 Euro. Das ist aber Vogel- bzw. Tierfutter.

Abseits von Buffalo- und Mehlwürmern mit Schoko-Ummantelung für Einsteiger oder "Würmchen-Lollies" wird sich wohl das Groß der deutschen Bevölkerung zurückhalten, wenn es um Grillen (und nicht ums Grillen) geht.

Insekten als Nahrung - weltweite Marktentwicklung
Statista hat zwar die weltweite Marktentwicklung für Insekten als Nahrung grafisch in obigem Tweet dargestellt. Weltweit wird dort ein Volumen von über 1 Milliarde Euro erreicht. Aber in westlichen Gesellschaften wird sich der Konsum doch in argen Grenzen halten. Laut diesem Statista-Artikel haben gemäß einer YouGov-Umfrage etwa 13 Prozent der Deutschen schon einmal Insekten gegessen oder es ziehen es in Erwägung.


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Nun ja, wenn ich es mir richtig überlege: In der einen oder anderen Kirsche oder Pflaume wird auch schon mal eine Made in den Magen gewandert sein. Ich weiß aber nicht, wie groß der Ekelfaktor ist, wenn mir eine Pizza oder ein Burger mit Mehlwürmern drauf serviert wird. Die Natur hat es schon bewusst so eingerichtet, dass Menschen mit entsprechendem Nahrungsangebot Ekel empfinden, wenn im Essen Maden oder Würmer sind. Denn dies deutet auf Verdorbenes hin und bedeutet Krankheitsrisiko.

Wie heißt es so schön: Die meisten Insekten werden getrocknet und zu Riegeln, Mehl oder Pasta verarbeitet. Wenn ich die Preise so sehe, wird der Umsatz nicht so bald in schwindelnde Höhen schnellen (vergleiche auch Lebensmittel: Knauserige Deutsche). Und die Pflicht zur Deklaration von Insekten als Bestandteil eines Nahrungsmittels (alleine wegen der Allergiegefahr) dürfte einige Leute vom Kauf abhalten. Oder wie seht ihr das Ganze so? Mögt ihr Grillen? Übrigens: Grillen grillen ist nicht möglich, die fallen durch's Rost.

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4 Antworten zu Mögt ihr Grillen?

  1. Manuhiri sagt:

    Wenn sich alle an die Regeln halten, weiß man wenigstens, was man sucht.

    Hausgrille: Acheta domesticus
    Larven des glänzendschwarzen Getreideschimmelkäfers/Buffalowürmer:
    Alphitobius diaperinus
    Wanderheuschrecke: Locusta migratoria
    Larven des Mehlwurms: Tenebrio molitor/gelber Mehlwurm

    Grundsätzlich muss auf den Insekten-Lebensmitteln keine extra Kennzeichnung
    angebracht werden. Aber auf der Zutatenliste müssen Grille und Käfer zu finden sein.
    Bei der Hausgrille steht dann im Zutatenverzeichnis: „teilweise entfettetes Pulver
    aus Acheta domesticus (Hausgrille)"; beim Käfer heißt es: „gefrorene/getrocknete Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)", usw.

    Aber instinktiv, vermute ich, wird man uns das Zeugs anders unterjubeln:

    https://www.heidelberg24.de/welt/netto-insekten-pasta-discounter-dschungelcamp-pruefung-zuhause-zr-11469636.html

    Und was ist mit dem, was auswärts schon fertig angeboten wird? Kaum zu
    kontrollieren. Womit wir eigentlich bei der Politik bzw. in Brüssel wären…
    Einen dicken Dank an die Parlamentarier.

  2. Alexander Jacubowsky sagt:

    es geht nichts über ein zünftiges Mehlwurm menü bestehend aus Mehlwurm und Mehlwurm und Mehlwurm . meine Vögel lieben es ich habe letztes Jahr ungefähr 20 kg Mehlwürmer verfüttert auch diese Frühling bekommen die Piepmätze bei mir ein leckeres Mehlwurm menü

  3. Mance sagt:

    Mögen oder nicht ist nicht die Frage. Über kurz oder lang werden diese Tiere wohl auf unserem Speisezettel landen. Soll ja insgesamt als Nahrung sehr hochwertig sein und steht rel. billig fast unbegrenzt zur Verfügung . Daß sie ohne Schaden verzehrt werden können ist bewiesen. Es ist nur eine Frage der Gewöhnung. Und wenn man sieht was manche schon schadlos konsumiert haben, nur weil sie zu bequem sind ihr Grillgut selber aus definierten Zutaten zuzubereiten gut gewürztes sogenanntes Gammelfleisch grillen, stellt sich die Ekelfrage m. E. eher nicht.

    Es ist auch jetzt schon individuell verschieden. Was andere genüßlich schlürfen würde mich anekeln. Ich würde bspw. im Leben nie eine rohe Muschel verzehren. Schnecken sind bspw. auch so ein Thema. Habe selber auch schon welche konsumiert. Kommt ganz auf die Zubereitung an. Als ich dann mal eine erwischte wo ein schleimiger Klumpen dran war hatte ich keinen Appetit mehr darauf sie als Ganzes aus dem Haus heraus zu verzehren. Kleingehackt in Kräuterbutter im Schneckenhaus sind kein Problem. Man beißt dann auch nicht so auf Gummi rum was auch eher eklig ist.

    Also, wie auch bei vielen anderen Nahrungsmitteln, die Zubereitung machts.

  4. Zur Info sagt:

    In Kirsche oder Pflaume befinden sich ja lebende Würmer. Die auch einen vollen Darm haben.
    Die essbaren Insekten werden "auf Diät gesetzt", bis der Darm entleert ist. Dann erst werden sie zum Lebensmittel verarbeitet.
    Für mich persönlich ist das aber Alles nichts.

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