Vorhofflimmern: Die Katheter-Ablation steht an

Gesundheit (Pexels, frei verwendbar)Zum Thema Vorhofflimmern hatte ich in mehreren Beiträgen die Diagnose und mögliche Behandlungsschritte wie Kardioversion (elektrisch und chemisch) beschrieben. Abschließend möchte ich nun auf das Thema Katheter-Ablation zu sprechen kommen. Dies ist ein Eingriff, mit dem Kardiologen versuchen, die Störung in den Herzzellen, die für das Vorhofflimmern verantwortlich sind, zu eliminieren.


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Wenn die Behandlung nicht anschlägt

In den verlinkten Beiträgen am Artikelende habe ich ja ausführlich die Schritte beschrieben, die Ärzte zur Diagnose per EKG und zur Ursachenabklärung (per Herz-Kathether) unternehmen. Ziel muss es aber sein, das Vorhofflimmern zu behandeln.

Zur Behandlung steht einerseits die Möglichkeit einer elektrischen Kardioversion zur Verfügung, bei dem das Herz durch einen elektrischen Schock zurückgesetzt wird. Die Erfahrung ist aber, dass dies nur kurzzeitig anhält und das Vorhofflimmern wiederkommt – bei mir hat es genau 3 Tage gedauert. Bei Klinikaufenthalten habe ich Patienten getroffen, die das bis zu 15 Mal (ohne dauerhaften Erfolg) vornehmen ließen.

Bei bestimmten Patienten wird der Arzt sich für eine Behandlung mit Medikamenten (chemische Kardioversion) entscheiden, um das Vorhofflimmern zu beenden oder zumindest zu kontrollieren. Es heißt, dass man mit dieser Erkrankung "uralt" werden könne. In meinem Fall hatte ich aber die gravierenden Nebenwirkungen des Medikaments geschildert, so dass ich diese Behandlung nur für eine Übergangszeit genutzt habe.

Die Katheter-Ablation

Die Kardiologen, die ich zur Diagnose, Abklärung und Behandlung konsultierte, empfahlen uniso aber, möglichst zeitig eine sogenannte Katheter-Ablation durchführen zu lassen. Begründung war: "Mein Herz sei noch nicht ausgeleiert, also gesund. Das Vorhofflimmern sei erst kurz aufgetreten. Und je frühere die Ablation durchgeführt werde, umso geringer sei die Rückfallquote."

Bei der Katheter-Ablation versucht ein Arzt die mutierten Zellen in den Lungenvenen des Vorhofs, die elektrisch leitend sind, durch Verödung abzutöten, und so die Störsignale, die zur Kontraktion des Vorhofs führen, zu unterbinden.

Dabei werden von den Ärzten krankhafte Erregungsherde oder Leitungsbahnen mit Hilfe feiner Elektrodenkatheter in den im Herzen einmündenden Lungenvenen zerstört. Dies kann durch Hitze, Kälte oder Radiofrequenz zerstört. Eine gute Erklärung findet sich auf dieser Seite, aber der Arzt wird die Vorgehensweise mit dem Patienten besprechen und über Risiken und Nebenwirkungen informieren.

Wie läuft es ab?

In meinem Fall musste ich mich an einem Freitag zum angegebenen Termin, nüchtern, in einer Klinik, wo solche Eingriffe routinemäßig durchgeführt werden, einfinden. In einer Kabine hieß es sich zu entkleiden und auf einer Liege Platz zu nehmen. Dann wurde ein Zugang in der linken Armvene für die Medikamentengabe gelegt und der Bereich in der rechten Leiste für die Punktation des Katheters rasiert.

Nach einem kurzen Arztgespräch, in dem Patientendaten abgefragt und der Eingriff nochmals kurz skizziert wurde, erfuhr ich, dass bei mir die Radiofrequenzablation (RFA) zum Einsatz komme.


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Dann wurde ich in den OP-Saal gerollt, wo die medizinischen Fachangestellten letzte Handgriffe vornahmen und ein wenig mit mir scherzten. Und dann hatte ich Filmriss bis ich wieder in einer Kabine aufwachte. Denn der ca. 20 Minuten dauernde Eingriff wird unter einer sogenannten Sedierung des Patienten, bei dem man ein Schlafmittel bekommt, vorgenommen.

Der Chirurg punktiert die Vene in der Leiste und legt dort eine Schleuse, über die der Katheter für den Eingriff in die Ader zum Herzen und von dort zum betreffenden Vorhof geführt wird. Dort verödet der Arzt dann die entsprechenden Gewebeteile.

Im Anschluss werden der Katheter und die Schleuse entfernt und der Schnitt in der Ader mit einigen Stichen genäht. Auf die Schnittstelle kommt ein Druckverband und der Patient darf einige Stunden (bei mir hieß es 6 Stunden) nicht aufstehen, sondern muss liegen.

Ich kam auf Station – wo ich dann per Dauer-EKG überwacht wurde. Eigentlich hatte ich mich auf einen 24-Stunden-Aufenthalt eingestellt – aber bereits vor dem Eingriff wurde mir eröffnet, dass ich zwei Tage bleiben müsse. OP am Freitag, Entlassung am Sonntag war der Plan. Das dient auch dazu, dass bei Komplikationen schnell eingegriffen werden kann.

Und was hat es gebracht?

Der Eingriff ist nun einen Monat her, und mein Vorhofflimmern ist weg. Ich habe mein "altes Leben wieder", kann Sport machen und Wandern – und das ohne das Medikament zur Pulskontrolle. Den Blutverdünner muss ich wohl weiter, bis zum Lebensende, nehmen.

Ob und wann ich ein Rezidiv habe, wird man abwarten müssen. Im Sport habe ich einen Bekannten, der die erste Ablation mit 70 hatte, und die zweite mit 80 Jahren bekam. Ein Mitpatient in der Klinik, wo ich behandelt wurde, hatte nicht nur 15 elektrische Kardioversionen, sondern auch fünf Katheter-Ablationen. Dort eröffnete die Ärztin, dass die Möglichkeiten erschöpft seien, wenn das Vorhofflimmern anhalte, käme nur noch eine chemische Kardioversion zur Kontrolle der Herzfrequenz in Frage.

Wie lautet mein Fazit?

Abschließendes Fazit von meiner Seite: Die Schritte von der Diagnose über Herzkatheter hin zur Kardioversion bis zur Ablation sind eigentlich einfache Eingriffe – gut zu überstehen – nichts, vor dem man Angst haben sollte. Ich hatte mich im Vorfeld informiert und bin die jeweiligen Schritte entspannt angegangen.

Allerdings gibt es, wie bei jedem Eingriff, Risiken und Nebenwirkungen. In meinem Fall hatte ich eine Woche nach dem Eingriff einen zwei Handflächen großen Bluterguss am Oberschenkel und in der Leiste – der sich aber nach vier Wochen zurückbildete. Auch die Verdickung der Ader an der Punktationsstelle scheint sich nach 4 Wochen zurückzubilden.

Generell empfiehlt es sich, die einzelnen Schritte und Behandlungsoptionen mit den Ärzten (Kardiologen) zu besprechen. Diese haben ihre Leitlinien, nach denen sie vorgehen und behandeln.

Hilfreich ist es auch (zumindest aus meiner Sicht), sich als Betroffener selbst über die jeweiligen Behandlungsmöglichkeiten und Risiken zu informieren. Hätte ich zum Zeitpunkt, als ich die Diagnose bekam, mein heutiges Wissen gehabt, wäre die Entscheidung zur Katheter-Ablation sofort gefallen – und ich hätte mir die elektrische Kardioversion erspart.

Insgesamt ziehe ich aber meinen Hut vor den Fortschritten, die die Medizintechnik diesbezüglich gemacht hat. Eine Bekannte erzählte mir, dass sie sich vor 35 Jahren einer Kardioversion unterziehen musste (sie hatte in jungen Jahren bereits heftiges Vorhofflimmern). Dort dauerte dieser Eingriff über drei Stunden und fand bei Bewusstsein statt, weil der Arzt bei jedem Schritt prüfen musste, ob die Verödung etwas bewirkt hatte. Es sei damals einer der ersten Eingriffe gewesen, der in Deutschland per Herzkatheter vorgenommen wurde, hieß es. Heute kann der Arzt beim Eingriff bereits erkennen, ob an dieser Stelle Fehlsignale ausgeschaltet wurden. Und die gesamte Prozedur ist in ca. 20 Minuten fertig.

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