Starben die Neandertaler vor ca. 40.000 Jahren aus, weil sie zu isoliert lebten und die genetische Vielfalt durch "Inzucht" reduziert wurde? Genau diesen Schluss legen neue wissenschaftliche Untersuchungen nahe.
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Der Neandertaler ist ein ausgestorbener Verwandter des anatomisch modernen Menschen. Er entwickelte sich in Europa, parallel zum Homo sapiens in Afrika, aus einem gemeinsamen afrikanischen Vorfahren der Gattung Homo – dem Homo erectus – und besiedelte zeitweise große Teile Süd-, Mittel- und Osteuropas. Der Name leitet sich aus einem Tal bei Düsseldorf ab, wo der erste Knochen gefunden wurde.
Die Frage war, warum die Menschenart der Neandertaler vor vielen Zehntausend Jahren ausstarb und nur der moderne Mensch überlebte. In der Wikipedia wird erwähnt, dass die Begründungen: Kriegerische Handlungen zwischen Neandertalern und modernen Menschen, Veränderungen der Umwelt, an die der Neandertaler sich nicht mehr anpassen konnte etc., werden kontrovers diskutiert.
Eine neue Studie greift die Theorie der demografischen Dynamik der Neandertaler-Populationen auf und belegt diese. Die Theorie besagt, dass die geringe Größe der lokalen Teilpopulationen und deren zu geringe Vernetzung mit anderen Teilpopulationen die Neandertaler anfällig für Inzucht gemacht habe.
In der Studie wurde ein Neandertalerskelett, das 2015 in der Grotte Mandrin im Rhônetal in Südfrankreich entdeckt worden ist, aus Ausgangspunkt verwendet. Aus der Wurzel eines Backenzahn gelang es, DNA des Neandertalers, der vor ca. 52.000 Jahren als eines der letzten Exemplar in dieser Region starb, zu extrahieren.
Ludovic Slimak von der Universität Paul Sabatier in Toulouse (Frankreich) und Martin Sikora von der Universität Kopenhagen (Dänemark) haben sich dann die Ergebnisse der DNA-Analyse näher angesehen.
Genanalysen von älteren Neandertaler-Funden zeigten, dass sich die Abstammungslinien von Neandertalern in Sibirien und anderen östlichen Regionen von denen in Mittel- und Westeuropa vor 105.000 Jahren trennten.
Die Analyse des vor ca. 52.000 Jahre verstorbenen Neandertalers zeigte, dass sich die DNA gegenüber den 105.000 Jahre alten Linien kaum verändert hatte. Die DNA weist eine geringe Vielfältigkeit auf.
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Die Forscher werden so zitiert: "Diese jüngsten Erkenntnisse legen in starkem Maße nahe, dass „Thorin" eher etwa 42.000 als etwa 50.000 Jahre alt ist und dann einer der allerletzten Neandertaler in dieser Region war. Diese jüngsten Erkenntnisse legen in starkem Maße nahe, dass „Thorin" eher etwa 42.000 als etwa 50.000 Jahre alt ist und dann einer der allerletzten Neandertaler in dieser Region war."
Oder in Kurz: Die letzten Neandertaler lebten in kleinen, isolierten Gruppen, so dass es keinen Gen-Austausch mit anderen Populationen gab. Der moderne Mensch setzte, so die Erkenntnis der Wissenschaft, auf "Paarungsnetzwerke", wo Menschen aus entfernten Gruppen Verbindungen eingingen, aus denen Kinder abstammten.
Dass sorgte beim modernen Menschen für genetische Vielfalt, während diese beim Neandertaler durch die Isolation und die sich ergebende Inzucht abnahm. Das ist dann wohl der Grund für das Aussterben gewesen, folgern die Wissenschaftler. Ich bin beim RND auf dieser Artikel auf das Thema gestoßen. Dort lassen sich noch einige Details nachlesen.
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